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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache
Autoren: Norbert Horst
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Sachen, gehen nach draußen. Roland verstaut die Sachen im Kofferraum des Omega Kombi, die drei steigen ein, rauschen ab. Verdammt viele Elstern haben die hier.
    13 Uhr 15
    Die Sonne ist durchgekommen, im Wagen ist es sehr warm.
    Hab eigentlich noch gar nichts gegessen heute. Homann, da gibt’s mit Abstand die besten Mettbrötchen.
    Brauner liegt aufm Weg, aber die Mettbrötchen von denen kann man total vergessen. Möchte nicht wissen, was die da alles durchmöllern. Die von Gründer sind auch nicht schlecht, aber bei denen ist etwas zu viel Pfeffer im Mett. Außerdem darf der Fettanteil im Fleisch nicht zu gering sein, was bei denen schon mal der Fall ist. Darunter leidet die Konsistenz des Metts erheblich, wird richtig ’n bisschen seifig, manchmal.
    Das haben die bei Homann wirklich raus, und die kneten das Mett beim Würzen noch ausreichend mit der Hand, sehr wichtig. Das hat damals schon immer unser Schlachter Werkmeister gesagt, als wir noch zu Hause schlachteten. War zwar ein alter Sadist, aber das mit dem Mett hatte der raus. Der Arsch. Komm her, ich schneid dir die Ohren ab. Mann, habe ich jedes Mal Schiss gehabt.
    Und dann haben die bei Homann eben die Brötchen aus dem Steinofen, innen schön fest, aber außen krachend. Nicht zu vergessen die nicht zu dick geschnittenen Zwiebeln, separat verpackt.
    Kohldampf.
    Hinter der Litfasssäule erscheint das Schaufenster von Homanns Fleischerei. Das große Schaufenster ist dunkel, mittwochnachmittags haben die zu.
    14 Uhr 50
    Die Ampel neben der Fußgängerzone schlägt auf Rot. Erstes Fahrzeug, sehr gut. In dem Fußgängerschwall kaum junge Frauen. Verstehe ich gar nicht, war doch grad Schulschluss.
    Direkt rechts neben dem Wagen hält eine Radfahrerin, der Kopf ist nicht zu sehen. Die rote Bluse klafft auf, der Brustansatz wird sichtbar. Adrenalinstoß.
    Eine Windbö hebt den leichten Rock kurz an. Was war denn das Dunkle? Das halt ich nicht aus.
    Grün. Sie biegt rechts ab, Scheiße. Komm, lass mich rein. Hallo Partner – danke schön, Opa, noch nie gehört? Ja, Mann, hup nicht so blöd.
    Sie schließt das Rad ab, geht in die Fußgängerzone. Verdammt, natürlich kein Parkplatz. Ich krieg schon kein Knöllchen. Kelle ins Fenster.
    Die Fußgängerzone ist voll. Kein Durchkommen.
    »Tschuldigung.«
    Die ist weg. Das warn doch bloß ’n paar Sekunden. Wie viele blonde Kurzhaarige es gibt. War aber wahrscheinlich gefärbt. Vielleicht bei Karstadt rein.
    Alles so voll. Am Mittag.
    Weg, nix zu machen.
    Paar Süßigkeiten kann ich mitnehmen. Manon-Pralinen, hab ich lange nicht mehr gegessen.
    Eine Oma sucht in Seelenruhe quer durch alle Sorten. Nur eine Bedienung. Sieht alles ganz gut aus. Aber ich nehm die Manon, doch.
    Die Oma zahlt.
    Am Zeitungsregal ist es leer. An der Kasse stehen 250 Pfund mit Fleischerhundgesicht und Hornbrille. Die Sexmagazine liegen am anderen Ende des Regals, zum Glück. Nichts Vernünftiges da. Playboy, Penthouse, Hustler. Amerikanische Einheits-Barbies. Silikon-Titten, nahtlos braun, haarlos. Plastik. Vergiss es.
    Na ja, kurz mal die Playmate ansehen.
    Der Fleischerhund rührt sich nicht.
    Die ist echt weg.
    Im Eingangsbereich verkauft einer Messer. Das Mikrofon um den Hals gehängt. Redet wie’n Wasserfall.
    »… ob Brot, Obst, Gemüse, Braten, Filet, ob gar oder roh, dieses Modell gleitet da durch, als hätten Sie Zauberkräfte, meine Damen. Und ich will hier ja kein Anstifter sein, aber wenn der Gatte auch nach der hundertsten Aufforderung seine alten Socken nicht wegräumen will, können Sie ihn damit sicherlich ebenso leicht wie gekonnt überzeugen, und ordentlich zerlegt, dass er in die Kühltruhe passt, kriegen Sie ihn auch noch. Beispiele dafür kann ich Ihnen allerdings nicht nennen.«
    Gelächter.
    In der Fußgängerzone ist Schülerinvasion. Diese Körper.
    Hinterm Scheibenwischer, direkt über der Kelle, steckt ein Knöllchen.
    15 Uhr 10
    Auf dem Flur sitzen vor zwei Türen Männer. Stumpfe Gesichter. Einer hat ein Pflaster überm rechten Auge, pult an seinen Fingernägeln.
    Ulla sitzt hinterm Schreibtisch, den Stuhl zum Fenster gedreht, die Beine auf der Fensterbank. Der Rock ist bis zur Mitte der Oberschenkel hochgerutscht. Stramme Schenkel, alles was recht ist. Aber schlanke Fesseln, das macht die Beine doch optisch schlank. Nur diese rote Strumpfhose …
    »Ist das ’n Verführungsversuch?«
    »Ach, Konnimäuschen, einen wie dich, den verführt man nicht, den greift man sich.«
    »Das klingt so nach
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