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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache
Autoren: Norbert Horst
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Schwitzkasten.«
    »’n bisschen schwitzen könnte schon dabei sein.« Sie lacht zärtlich und müde. »Atze hat angerufen. Er ist fast fertig, kommt bestimmt bald rein.«
    »Kann er morgen gleich mit den Spuren und Folien zum LKA fahren.«
    »Hab ich schon angeleiert. Dr. Kürfel erwartet ihn morgen früh. Die haben zurzeit sogar ein bisschen Luft, sagt er.«
    Müller vom ED kommt rein, legt eine Serie Polaroidfotos auf den Schreibtisch. Er sieht zu Ulla, schmunzelt.
    »Nichts gegen deine Beine, Ulla, aber Gurken gehören ins Glas.«
    Sie nimmt eine Hand voll Büroklammern und schleudert sie gegen die Tür. Müller ist schon wieder draußen.
    »Lass dir nichts einreden. Starke Beine. Nur die Strumpfhose.«
    »Rot bringt es. In jeder Form.«
    Sie schließt die Augen, legt den Kopf zur Seite. Will aber auch ’nen Kaffee. Etwas Ruhe tut gut. Vor sechs sind die Teams bestimmt nicht wieder drin, setzen wir uns um halb zusammen.
    »Hast du schon was wegen der Besprechung geplant?«
    Sie nickt mit verschlossenen Augen.
    »So um acht, dacht ich. Vorher lohnt nicht. Die sind ja alle erst mittags rausgefahren. Bevor ich’s vergesse: Der Alte war schon zweimal da und hat sich erkundigt. Du sollst mal kurz bei ihm reinschauen, wenn du Zeit hast.«
    Nachher.
    »War was Besonderes bei der Obduktion?« Sie setzt sich wieder normal hin und ordnet Blätter.
    »Todesursächlich warn die Stiche, einer direkt ins Herz. Das Würgen hat vermutlich vorher stattgefunden. Vielleicht hat er erst gestochen, als sie aufm Bett lag. Außerdem hat er mit dem Messer in der Scheide gespielt. Da warn einige Schnitte.«
    »Sperma?«
    »Drinnen nicht, wahrscheinlich also kein GV. Aber aufm Hintern. Schnake meint, sähe ganz so aus.«
    »Na ja, wenigstens etwas.«
    Telefon. Die Zeitung. Ulla nimmt ab, verweist auf die Presseerklärung. Nein, noch nichts Neues. Auch kein Verdächtiger, nein.
    Atze kommt schwer bepackt rein, hinter ihm Beckmann vom ED. Sie stellen die Sachen ab, verschwinden wieder. Ulla holt zwei Tassen, gießt Kaffee ein. Sehr lieb, unsere Ulla.
    Die beiden kommen wieder, bringen den Rest. Atze lässt sich auf den Stuhl fallen, nimmt den Kaffee, wirft Ulla eine Kusshand zu.
    »Boh, bin ich kaputt.«
    Er nimmt eine Zigarette.
    »Irgendwas Dickes?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Der Schuh ist vom Täter, ganz klar. Tatwaffe Fehlanzeige. Könnten höchstens morgen noch mal mit einer Hundertschaft bis zum Fluss runter nachsehen. Fingerspuren reichlich, wahrscheinlich aber die meisten vom Opfer oder so. Fasern müssen wir mal abwarten.«
    Beckmann setzt den Kaffee ab.
    »Wir müssen bestimmt reichlich Vergleichsfinger nehmen. Vielleicht haben wir Glück. Ein Abdruck oben am Bettrahmen sieht nicht schlecht aus.«
    Der Schuh ist vom Täter, hm.
    »Dann muss der ja mit einem Schuh abgehauen sein, das fällt doch auf. Einer mit einem Schuh und einem Socken, den muss man doch sehen.«
    »Am besten ist, wir drucken morgen Handzettel für den Bereich da.« Beckmann schlürft seinen Kaffee, raucht.
    »War natürlich schon Mitternacht. Und wenn der da inner Nähe wohnt, ist es auch Scheiße. Was ist mit der Zeugin?«
    »Mit der machen wir morgen ein Phantombild, gibt ’ne ganz gute Beschreibung. Hat ihn aber noch nie vorher gesehen. Libi-Vorlage war auch negativ.«
    Ulla hat noch ’n paar Fragen.
    »Acht Uhr Besprechung. Ich geh grad zum Alten.«
     
    Die Augen brennen. Der mit dem Pflaster sitzt immer noch vor der Tür. Im Aufzug staucht Meyer von den Einbrechern einen jungen Türken zusammen.
    »Wenn ich dein Vater wäre, mein Freund. Einen richtigen Arsch voll, das sag ich dir. Hat noch keinem geschadet, mir früher auch nicht. Solltest dir man lieber Arbeit suchen.«
    Der Türke sagt nichts.
    Im Zweiten steigen sie aus.
     
    Frau Krieger im Vorzimmer gießt Blumen. Messingkanne. Sie lächelt.
    »Hallo Konni, er erwartet dich schon.«
    Anklopfen.
    »Ah, Herr Kirchenberg …«
    22 Uhr 20
    Glowatzki und die Junge verabschieden sich.
    »Wenn nichts mehr ist, bis morgen.«
    »Bis morgen.«
    Atze stochert mit der Plastikgabel in seinem Rest Gyros, stellt den Styroporteller auf den Schreibtisch. Ulla meckert, Fettflecke auf den Akten. Atze bietet eine an, beide rauchen.
     
    Das Bier treibt.
    Der Flur ist dunkel und still. Hat schon was Unheimliches, so eine leere Behörde. Die Augen brennen.
    Auf der Toilette ist das Licht kaputt, trotzdem ist es hell genug. Der Himmel setzt sich dunkelblau vom schwarzen Horizont ab, einige Sterne sind zu
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