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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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vorzubereiten.
    »Wir haben noch nicht über das Opferschutzgesetz gesprochen, Euer Ehren«, sagte ich.
    Lamont legte die Hand ans Ohr. »Was sagten Sie, Alex?«
    Sobald ich zu sprechen begann, fingen die fünf Männer in den gelben T-Shirts zu husten an. Es war ein gekünsteltes, aufdringliches, lautstarkes Husten.
    Ich versuchte, es zu ignorieren. »Ich sagte, wir müssen noch über das Opferschutzgesetz sprechen, Euer Ehren.«
    Lamont konnte mich noch immer nicht verstehen. Er winkte den Captain, Louie Larsen, von den hinteren Bänken weiter nach vorn.
    Ich blickte zu Floyd Warren, um zu sehen, ob er dem Quintett möglicherweise irgendwelche Signale schickte, aber er sah sich nicht einmal um.
    »Gene, Alex. Treten Sie bitte näher.«
    Ich ging vor zur Richterbank, während sich die beiden Polizisten hinter dem Angeklagten postierten, in der Annahme, dass möglicherweise er diese kleine Störung inszeniert hatte.
    »Alex, kennen Sie diese Männer?«, fragte Lamont.
    »Nein, Sir.«
    »Grassley, hat Ihr Mandant etwas mit ihnen zu tun?«
    »Warum sehen Sie mich an, Euer Ehren? Sie sitzen hinter Alex. Ich dachte, sie hätte sich zur Unterstützung ein paar Cheerleader bestellt.«
    Louie Larsen drängte sich zwischen Grassley und mich. »Pablo Posano.«
    »Was?« Ich drehte mich zu den fünf jungen Männern um und sah mir ihre Gesichter genauer an. Keiner von ihnen kam mir bekannt vor.
    »Sie sind ja ganz blass geworden, Alex«, sagte Richter Lamont. »Wer ist Pablo Posano? Ist er hier?«
    »Er ist der Anführer der Latin Princes . Wir haben ihn im Frühjahr hinter Gitter gebracht, nachdem er im Rahmen eines Aufnahmerituals ein zwölfjähriges Mädchen vergewaltigt hatte. Er sitzt die gesamte Strafe im Hochsicherheitstrakt von Attica ab, Euer Ehren. Ich war die zuständige Staatsanwältin. Posano hasst mich wie die Pest.«
    Die Latin Princes waren eine der gefährlichsten Drogenbanden der Stadt. Kaum war ein Gangmitglied im Gefängnis gelandet oder auf der Straße ums Leben gekommen, standen am nächsten Tag schon wieder zehn neue auf der Matte. Posanos Schläger hatten den Richter bedroht und meine Zeugen dermaßen eingeschüchtert, dass sie teilweise die Aussage verweigert hatten. Mir lief es eiskalt über den Rücken.
    »Woher wissen Sie, dass es Posanos Leute sind?«, fragte ich Larsen.
    Ich drehte mich um und sah die ungebetenen Gäste noch einmal an. Durch meine Reaktion hatte ich mir vor Floyd Warren eine Blöße gegeben. Er versuchte, mich durch sein Anstarren nervös zu machen.
    Der Junge in der zweiten Reihe stand auf, und die anderen folgten wie auf Kommando.
    »Es steht hinten auf den T-Shirts.«
    »Was steht hinten auf den T-Shirts?«
    »Pablo Posano.«
    Alton Lamont ließ den Hammer auf den Tisch krachen. »Stehen bleiben!«
    Die fünf Gangmitglieder beachteten ihn nicht.
    Jetzt konnte ich den schwarzen Schriftzug sehen, der vorne auf ihren gelben T-Shirts prangte: FREIHEIT. Als sie Lamont den Rücken zukehrten, um ihrem Anführer durch die Saaltür zu folgen, konnte der Richter die Nachricht genauso deutlich lesen wie ich: FREIHEIT FÜR PABLO POSANO.
    Floyd Warren fuhr sich lachend mit der Zungenspitze über die Zähne. Er hatte die Angst in meinen Augen gesehen.

3
    »Sie haben mich nicht bedroht. Dafür sind sie viel zu clever.« Ich ließ den Aktenordner auf meinen Schreibtisch fallen.
    »Warum setzt Lamont sie nicht einfach vor die Tür?«, fragte Mercer Wallace.
    »Weil sie nichts getan haben. Sie haben nur ein paar Laute von sich gegeben, die im Protokoll nicht auftauchen werden. Als wir ihnen auf die Schliche kamen, waren sie schon weg.«
    »Und morgen?« Mercer war ranghöchster Detective der New Yorker Polizei und der Sonderkommission für Sexualverbrechen zugeteilt. Er hatte die Anklage gegen Floyd Warren akribisch vorbereitet und wünschte sich einen störungsfreien Ablauf der Verhandlung.
    »Lamont meinte, er würde sich darum kümmern, falls sie zurückkommen. Aber die Verhandlung ist nun mal öffentlich. Er kann die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, aber er kann ihnen nicht den Zutritt verweigern.«
    »Ich weiß nur, dass die Latin Princes keinen Spaß verstehen, Alex. Für Posano bist du das personifizierte Böse. Du bist diejenige, die ihn hinter Gitter gebracht hat, nachdem er schon dachte, mit seinen Drohungen alle eingeschüchtert zu haben. Du hast dich jeden Tag von Neuem vor ihn gestellt, den Geschworenen deinen Fall dargelegt und seiner Marionette von Anwalt das Leben schwer
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