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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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hat, ist diese Abgeschiedenheit, in der sich die Fischleichen gute Nacht sagen.«
    »Das ist noch immer eine ziemlich ungenaue Tatzeit.«
    »Sobald wir die Frau identifiziert haben, wird es nicht lange dauern, bis irgend so ein Macker antanzt, um uns zu sagen, wann sie das letzte Mal am Arbeitsplatz erschienen ist. Oder eine Freundin, die uns erzählt, dass sie nach einem Streit aus der Wohnung gerannt ist. Auf die gute alte Polizeiarbeit kommt es an, Kid. Ich habe noch nie von einem Insekt mit einer goldenen Dienstmarke gehört.«
    Als Leiterin der Abteilung für Sexualverbrechen bei der Bezirksstaatsanwaltschaft von Manhattan hatte ich in den letzten zehn Jahren genug Leichen gesehen. Aber es ekelte mich jedes Mal aufs Neue, und daran konnte auch der Galgenhumor vieler Cops und Kollegen nichts ändern.
    »Hey, Chapman«, rief ein uniformierter junger Cop vom Balkon der alten Fähranlegestelle. »Man bringt sie jetzt raus. Sie und Ms Cooper können wieder raufkommen.«
    Gegenüber der alternden Fährstation verschwand der Franklin Delano Roosevelt Drive unter der Erde, machte einen Bogen unter der Battery hindurch und kam auf der Westseite der Insel als West Side Highway wieder zum Vorschein. Auf der anderen Seite der Tunneleinfahrt befanden sich die engen Schluchten des Finanzviertels, mit Dutzenden Bürotürmen aus Glas und Stahl, in denen noch hinter vielen Fenstern Licht brannte.
    »Entschuldige, dass ich dich hier runtergeholt habe. Ich dachte wirklich, es wäre deine.« Mike wusste, dass man mir den Fall einer jungen Frau übertragen hatte, die seit einer Woche vermisst wurde.
    Wir sahen zu, wie der Fahrer den Transporter der Gerichtsmedizin rückwärts an die Laderampe lenkte und die Hecktüren öffnete.
    »Hätte ja auch durchaus sein können, bis die Perücke runterrutschte und klar war, dass sie keine roten Haare hatte«, fuhr Mike fort.
    Mike war Detective im Morddezernat von Manhattan North. Sein übliches Einsatzgebiet erstreckte sich von der 59. Straße in nördlicher Richtung stadtauswärts durch Harlem und Washington Heights bis hin zu dem schmalen Wasserlauf, der Manhattan von der Bronx trennte. Aber da im Spätsommer viele Cops im Urlaub waren - obwohl die Verbrechensrate in der Regel proportional zum Thermometer anstieg -, halfen sich die beiden momentan unterbesetzten Dezernate gegenseitig aus, um auf jeden Mord in Manhattan reagieren zu können.
    Wir verstummten, als vier Männer - ein Angestellter der Gerichtsmedizin und drei uniformierte Cops vom Ersten Revier - mit ihrer Last aus dem dunklen Gebäude kamen. Da keine Zuschauer anwesend waren, gaben sie sich keine Mühe, die Leiche wie Sargträger auf den Schultern zu balancieren. Sie zerrten sie unsanft zum Auto, hievten sie auf die Ladefläche und schubsten sie auf der Bahre herum, um sie für die Fahrt zum Leichenschauhaus festzuschnallen.
    »Keiner dieser ›-ologen‹ kann bei den wirklich wichtigen Fragen helfen«, sagte Mike, als der Fahrer die Hecktüren zuschlug. Er wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und reichte es an mich weiter. »Wer zum Teufel ist sie? Wie ist sie an diesen gottverlassenen Ort gekommen? Warum ist ihr Verschwinden bisher noch niemandem aufgefallen? Nach welchem Monster suche ich? Bei der Hitze kann man ja nicht mal ordentlich denken.«
    »Keine anderen Vermisstenmeldungen?« Ich drückte das feuchte Tuch in meinen Nacken.
    »Keine, die dazu passen würde. Zwei Afroamerikanerinnen - eine aus der Bronx und die andere eine chronische Ausreißerin aus Queens -, eine Touristin aus Asien und eine alte, demenzkranke Dame, die seit einer Woche nicht mehr zu Hause war, aber die hat definitiv blau gefärbte Haare. Dein Fall war der einzige, der als mögliche Übereinstimmung in Frage kam.«
    Als Staatsanwältin für Sexualdelikte arbeite ich schon seit über zehn Jahren mit Mike zusammen. Ich war noch im Büro gewesen, als er mich einige Stunden zuvor angerufen hatte, um sich nach der Beschreibung der seit einer guten Woche vermissten zweiundzwanzigjährigen Elise Huff zu erkundigen. Mein Boss Paul Battaglia, in seiner fünften Amtszeit Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, hatte mir zwei Tage nach ihrem Verschwinden die Ermittlungen übertragen.
    »Elise hat rote Haare. Von Natur aus.«
    Sie hatte sich in einer durchzechten Nacht um drei Uhr morgens von ihrer Freundin verabschiedet und war seitdem nicht mehr gesehen worden. In der Befürchtung, ihre Tochter könne einem Sexualverbrechen zum Opfer
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