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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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angestarrt hatte, fuhr sich erneut mit der Zunge über die Schneidezähne und trommelte dann mit den Fingern auf den Tisch, um Grassleys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schrieb etwas auf ein Stück Papier, das er seinem Anwalt hinschob.
    Gene Grassley blickte auf den Zettel und schüttelte den Kopf.
    »Richter Lamont! Hey, Sie, Euer Ehren.« Als Floyd Warren aufstehen wollte, machten die beiden Gerichtspolizisten, die hinter ihm standen, einen Schritt auf ihn zu.
    Lamont schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Bleiben Sie sitzen, Mr Warren. Sagen Sie es Mr Grassley, wenn Sie etwas mitzuteilen haben. Es ist weder angebracht noch besonders klug von Ihnen, sich direkt an mich zu wenden.«
    Grassley setzte sich und versuchte, seinen Mandanten zu beruhigen.
    Floyd Warren ließ sich nicht beirren. »Euer Ehren, was ist mit den Statuen?«
    »Ich verwarne Sie, Mr Warren. Lassen Sie Ihren Anwalt für Sie sprechen.«
    »Hat dieser Bundesstaat denn keine verdammten Statuen?« Er hielt den Zettel hoch, den er gerade beschrieben hatte. »Verjährungsstatuen?«
    »Statuten? Sie meinen Statuten?«
    »Sag ich doch. Statuen.«
    Die Gerichtspolizisten legten die Hände auf Warrens kräftige Schultern, damit er sitzen blieb. Sie warteten auf ein Zeichen des Richters, notfalls mehr Gewalt anzuwenden.
    »Hat Mr Grassley Ihnen das nicht erklärt?«
    »Mir hat keiner was erklärt. Ich habe doch Rechte, oder?«
    »Natürlich habe ich es ihm erklärt«, sagte Grassley.
    Lamont schlug wieder mit dem Hammer auf den Tisch. »Schweigen Sie, Mr Warren. Ich lasse es nicht zu, dass hier alle munter durcheinanderreden, schon gar nicht später in Anwesenheit der Geschworenen. So etwas dulde ich nicht in meinem Gerichtssaal. Noch eine Unterbrechung, und ich lasse Ihnen Hand- und Fußschellen anlegen.«
    Für einen Augenblick war es still, und Floyd Warren nahm wieder Platz. Sein Gesicht war mittlerweile rundlicher als auf dem Foto, das man vor all den Jahren nach seiner Verhaftung von ihm gemacht hatte, und seine dunkle Haut war faltig. Aber es schien ihm zu gefallen, im Mittelpunkt zu stehen.
    Genau in diesem Moment ging die Tür ein drittes Mal auf, und ein weiterer junger Mann kam herein, blickte sich um und setzte sich zu den anderen in die Reihe hinter meinem Tisch. Alle drei trugen gelbe T-Shirts.
    »Euer Ehren, vielleicht könnten Sie für Mr Warren wiederholen, was ich ihm bereits mehrere Male erklärt habe.«
    »Mit Vergnügen, Mr Grassley.« Lamont signalisierte der Stenografin, das Protokoll weiterzuführen. »Bis vor kurzem gab es im Bundesstaat New York eine Verjährungsfrist für Gewaltverbrechen wie beispielsweise Vergewaltigungen, mit Ausnahme von Mord.«
    »Ich habe niemanden umgebracht«, sagte Warren in einem hörbaren Flüstern, während er mit der Spitze eines Bleistifts in seinen Zähnen stocherte.
    »Aufgrund der Fortschritte in der DNA-Technik wurde diese fünfjährige Verjährungsfrist in vielen Einzelstaaten aufgehoben. Das heißt, die Staatsanwaltschaft ist nun in der Lage, auch noch in fünfzig Jahren strafrechtlich gegen Vergewaltigungen vorzugehen, die beispielsweise gestern stattgefunden haben. Dabei handelt es sich jedoch um ein neues Gesetz, Mr Warren. In Ihrem Fall wäre es nicht anwendbar. Dass Ms Cooper diesen Fall neu aufrollen kann, haben Sie ganz allein sich selbst zuzuschreiben. Sie selbst haben dafür gesorgt, weil Sie damals nicht zum Wiederaufnahmeverfahren erschienen sind, sondern stattdessen untergetaucht sind.«
    Wäre Floyd Warren drei Jahrzehnte früher von einer anderen Jury schuldig gesprochen worden, hätte man ihn nach dem damaligen Strafmaß wahrscheinlich nach fünf bis zehn Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung freigelassen. Die Rückfallquote bei Sexualstraftätern war enorm, und häufig änderten sie nicht einmal ihre Vorgehensweise.
    Lamont hielt in seinen Ausführungen inne, als die Tür erneut geöffnet und geschlossen wurde. Zwei weitere junge Männer, beide in gelben T-Shirts, gingen zu den anderen und setzten sich neben sie. Der Richter nahm seine Brille ab und sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern und blickte mich noch einmal um. Vorne auf ihren T-Shirts war eine Aufschrift, aber da sie alle fünf grimmig mit verschränkten Armen dasaßen, konnte ich sie nicht lesen.
    Lamont fuhr fort: »Das Statut wurde danach berichtigt -«
    »Benachrichtigt?«, murmelte Warren. »Mich hat keiner benachrichtigt.«
    Lamont ignorierte den Einwand des streitbaren Gefangenen und drohte
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