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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
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gemacht. Für ihn ist das Ganze eine Privatfehde.«
    »Er hat ja jetzt ein paar Jährchen Zeit, um darüber hinwegzukommen.«
    »Aber seine Leute sind zu brutal. Wahrscheinlich haben sie keine Ahnung, dass du hinter deiner hübschen Fassade Nerven wie Drahtseile hast. Und dass du nicht allein dastehst.«
    Mercer hatte mit seiner Warnung nicht Unrecht. Allein im vergangenen Jahr hatte der dominikanische Bandenführer einen - allerdings fehlgeschlagenen - Anschlag auf einen Bundesrichter angeordnet, der drei seiner Helfershelfer wegen Drogenhandels zu Gefängnisstrafen verurteilt hatte, und außerdem Dutzende von Zeugen, die vor der Grand Jury gegen ihn aussagen sollten, erfolgreich eingeschüchtert.
    »Wenn sie mich aus der Ruhe bringen wollten, ist es ihnen jedenfalls gelungen.« Ich setzte mich vor die Klimaanlage, um meinen Nacken zu kühlen. »Hast du von Kerry gehört?«
    »Ihre Maschine musste wegen einer Unwetterwarnung in Chicago zwischenlanden. Sie ist immer noch am Boden. Vor zehn Uhr abends wird sie wohl nicht hier sein, aber ich hole sie natürlich ab und bringe sie ins Hotel.«
    Kerry Hastings war Studentin und zweiundzwanzig Jahre alt gewesen, als Floyd Warren in ihre Wohnung im Greenwich Village einbrach und sie vergewaltigte. Der Prozess im Jahr 1973 war eine weitere Demütigung für sie gewesen - ein Angriff auf ihre Glaubwürdigkeit, ihre Integrität und ihren Lebensmut -, und nachdem die Geschworenen sich nicht auf einen Urteilsspruch hatten einigen können, hatte sie sich aus ihrem zuvor so angenehmen Leben mehr und mehr zurückgezogen. Mercer war einer der wenigen Menschen, denen es gelungen war, ihr Vertrauen zu gewinnen. Er rief sie eines Tages an und überraschte sie mit der Nachricht, dass ihr nach all den Jahren vielleicht doch noch Gerechtigkeit widerfahren würde.
    »Ich möchte sie dennoch gern um halb acht hier im Büro treffen, um ihre Zeugenaussage noch einmal mit ihr durchzugehen.«
    »Sie wird wahrscheinlich besser ausgeruht sein als du.«
    »Ich habe alles vorbereitet. Wer hätte gedacht, dass diese Verhandlung heute für mich einfacher ist als für meinen Vorgänger vor fünfunddreißig Jahren? Und für Kerry auch.«
    »Chapman ist hier, um dir etwas von deiner Energie zu rauben.«
    »Wo?«
    »Im Konferenzraum am Ende des Flurs. Er ist nicht allein.«
    Ich stand auf und fächerte mir mit dem Aktendeckel, der Pablo Posanos Berufungsanträge und seine Häftlingsnummer enthielt, Luft zu. »Ich geh mal zu ihm. Rufst du in Attica an? Vielleicht können wir ja eine Liste von Posanos Besuchern und Telefonaten bekommen.« Ich reichte Mercer auf dem Weg zur Tür die Akte.
    »Wird gemacht.«
    An heißen Sommertagen war das Gericht am späten Nachmittag wie ausgestorben. Da Anwälte, Richter und Zeugen in der Ferienzeit die Stadt verließen, fanden weniger Verhandlungen statt. Regierungsangestellte durften an den Tagen, an denen die Temperatur über die Fünfunddreißig-Grad-Marke stieg und der Zusammenbruch des überlasteten Stromnetzes drohte, früher nach Hause gehen. Es war Viertel nach sechs, und die Gänge der Prozessabteilung waren ruhig und menschenleer.
    Ich stieß die Tür zum Konferenzraum auf. Mike saß einer jungen Frau gegenüber am Konferenztisch. Sie hatte einige Fotos vor sich liegen und sprach, während Mike zwei der Aufnahmen näher studierte.
    »Da ist sie ja«, sagte er. »Janet Bristol, darf ich Ihnen Alexandra Cooper vorstellen?«
    Sie sah mich aus rotgeschwollenen Augen an. Mein Beruf brachte es mit sich, dass die Leute üblicherweise nicht lächelten, wenn sie mich kennenlernten.
    »Janet kam heute früh ins Erste Revier«, sagte Mike. »Sie hatte den Artikel in der Post gesehen. Den über die Leiche.«
    »Ich hatte heute noch keine Gelegenheit, die Zeitungen zu lesen.«
    Mike reichte mir den Artikel - drei kurze Absätze, die weit hinten im Nachrichtenteil des Boulevardblattes versteckt waren. »ENDSTATION MARITIME BATTERY BUILDING: TOD IM TERMINAL. Gestern Abend fand man die nackte Leiche einer noch nicht identifizierten Frau in den leeren Büroräumen oberhalb der alten Fähranlegestelle...«
    »Janet befürchtet, dass es sich bei der Toten um ihre Schwester handelt. Wir brauchen vielleicht deine Hilfe, Coop.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, wie schwer das für Sie sein muss.«
    »Das bezweifle ich.« Ihre Antwort kam schnell und schroff.
    »Wir fahren gleich zur Gerichtsmedizin. Janet wird versuchen, die Tote zu identifizieren.«
    Vor dem
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