Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Vergewaltigungsfälle vor Gericht gebracht worden sein. Die Gesetze waren veraltet, die Polizei hatte noch keine Sonderabteilungen für Sexualverbrechen, und von DNA wusste man auch noch nichts. Weder Verteidiger noch Staatsanwälte hätten damals auch nur im Traum daran gedacht, dass die Wissenschaft diesen ungelösten Fällen eines Tages eine neue Chance auf Klärung geben würde.«
    »Alex und ich lagen damals noch in den Windeln, Euer Ehren. Das ist ewig her.«
    Warren grinste mich höhnisch an.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr Grassley?«
    »Brummen Sie ihm zwei, drei Jahre auf, meinetwegen auch noch eine Zwangsmitgliedschaft im Seniorenverband.« Grassley lachte nervös. »Und danach kann er zurück nach Hause zu seiner Frau und seinem Häuschen. Was immer er Ihrer Meinung nach getan haben soll, Euer Ehren, er ist jetzt im Ruhestand. Nicht mehr aktiv. In den letzten zehn Jahren führte er ein ruhiges Leben und bestritt seinen Lebensunterhalt als Landschaftsgärtner. Wo bleibt Ihr rachmones ?«
    Lamont sah erneut über mich hinweg zur Tür. Ein weiterer junger Mann betrat den Saal, ähnlich gekleidet wie der Erste, neben den er sich setzte. Wahrscheinlich hatte der Richter nach uns noch weitere Verhandlungstermine.
    »Sie ziehen hier eine nette Show für Ihren Mandanten ab, Gene.« Der Richter signalisierte der Gerichtsstenografin, dass das Folgende nicht fürs Protokoll bestimmt war. »Aber das ist doch alles Quatsch, was Sie da von sich geben, barer Unsinn - entschuldigen Sie, dass mir dafür kein juristischer Ausdruck einfällt. Es ist dermaßen indiskutabel, dass es beleidigend ist, nicht nur für mich, sondern auch für die Opfer - wie viele waren es noch mal, Alex?«
    »Mindestens zweiundvierzig.«
    »Vermeintliche Opfer«, warf Grassley ein. »In keinem einzigen dieser Fälle wurde bisher gegen meinen Mandanten Anklage erhoben.«
    »1974 erschien Mr Warren nicht zu seinem Wiederaufnahmeverfahren - bei dem er mit ziemlicher Sicherheit freigesprochen worden wäre - und begann einen Zug der Verwüstung, der mehr Schaden angerichtet hat als der schlimmste Orkan. Er verließ New York und - Alex, helfen Sie meinem Gedächtnis bitte auf die Sprünge.«
    »Er zog nach Philadelphia, wo er seine Opfer hauptsächlich im Umfeld von Einkaufszentren fand - im Laufe der folgenden achtzehn Monate wurden dort ein Dutzend Fälle gemeldet. Dann zog er weiter in die Gegend um Washington, DC, wo DNA-Proben vor kurzem bestätigt haben, dass er mit dem berüchtigten Vergewaltiger von Chevy Chase identisch ist. Die Polizei dort und ein Stück weiter nördlich in Silver Spring ist noch dabei, die genaue Anzahl der Opfer zu bestimmen. Danach trieb er sein Unwesen auf dem Campus der Universität von North Carolina in Chapel Hill. In den darauffolgenden zwanzig Jahren finden sich immer wieder ähnliche Fälle entlang der gesamten Ostküste.«
    »Wenn Sie und Ihre Cops so schlau sind, warum hat ihn dann in all den Jahren niemand identifiziert?«
    Ich stand auf und richtete mich empört zu meiner vollen Länge von ein Meter siebzig auf, sodass ich auf den kleinen, stämmigen Grassley hinabblicken konnte. In den Siebziger- und Achtzigerjahren hatte sich Floyd Warren chamäleongleich an jedem Ort einen neuen Namen und eine neue Identität zugelegt. Als Detective Mercer Wallace von der Sonderkommission für Sexualverbrechen die Beweise für die ungelösten Fälle der letzten drei Jahrzehnte sammelte, stieß er in den Meldeunterlagen der Gemeinden auf eine ganze Reihe von Decknamen - Warren Floyd oder Floyd X -, bis sich der Angeklagte nahe Birmingham in Alabama niederließ und den Namen des inzwischen verstorbenen Richters annahm, der bei seiner damaligen Gerichtsverhandlung den Vorsitz geführt hatte: Howard Rovers.
    »Bestimmt haben Sie nicht vergessen, Mr Grassley, dass der Angeklagte all diese Frauen vergewaltigt hat, bevor DNA im Jahr 1989 erstmals als wissenschaftliche Beweismethode in einem amerikanischen Gerichtssaal zugelassen wurde. Und erst ein Jahrzehnt später wurden in vielen der Bundesstaaten, in denen er besonders oft zugeschlagen hat, Gendatenbanken eingerichtet. Wer weiß, was wir noch finden werden, sobald auch Alabama mit CODIS verlinkt ist.«
    CODIS war die neueste Entwicklung des FBI und erleichterte es Gemeindeverwaltungen im ganzen Land, Straftäter anhand der in einen zentralen FBI-Rechner eingegebenen Informationen und Beweisdaten zu identifizieren.
    Floyd Warren, der mich während meiner Ausführungen unverwandt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher