Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb
Autoren: Patrícia Melo
Vom Netzwerk:
ich wissen.
    Bis sie die Proben genommen haben, gar nichts.
    Und dann?
    Läuft alles so weiter wie bisher. Unser Schicksal liegt nach wie vor in den Händen meines Freundes.
    Sie meinte damit den Mann in dem Labor in Brasília, der die Gutachten verfasste und den wir versuchen würden zu bestechen.
    Und was, wenn er sich nicht darauf einlässt? Und was, wenn er uns denunziert? Ich bombardierte Sulamita mit Fragen. Doch im Gegensatz zu mir schien sie sich wegen der Untersuchungen keine Sorgen zu machen. Was ihr viel mehr Kopfschmerzen bereitete, war das Verhalten von Joel. Er hat so merkwürdiges Zeug geredet, sagte sie. Hat Fragen zu deiner Arbeit gestellt. Und dann noch finanzielle Schwierigkeiten erwähnt, die er gerade hätte. Komisch, nicht?
35
    Am nächsten Tag rief Sulamita mich sofort an, als sie gegen sieben Uhr morgens zur Arbeit kam. Klar ist, dass hier die Nacht über Hochbetrieb geherrscht hat, sagte sie. Bei Rosana lagen Röntgenaufnahmen von Júniors Gebiss auf dem Tisch, aber das wird nichts nützen, ich habe ja den Kiefer zertrümmert,ehe wir die Leiche vergraben haben. Nur, wie sind sie in der Sonntagnacht an die Aufnahmen gekommen? Anders als wir vermutet haben, kooperieren die Berabas offenbar doch mit ihnen. Sie haben den Zahnarzt angerufen. Die Frage ist bloß: Welche Version haben sie der Polizei erzählt? Was weiß Pedro Caleiro?
    Sulamita zufolge gab es noch einen weiteren erschwerenden Umstand. Rosana, die verantwortliche Rechtsmedizinerin, hatte keinerlei Informationen an sie weitergegeben. Wir sprechen sonst immer über die Fälle, sagte sie, aber dieses Mal habe ich eine gewisse Zurückhaltung gespürt.
    Nachdem ich versprochen hatte, die Lage zu sondieren und vor allem keine Dummheit zu begehen, legten wir auf. Ich muss sicher sein können, sagte Sulamita, dass du dich im Griff hast.
    Das Aufstehen fiel mir schwer, die Nacht war wirklich die Hölle gewesen. Wir hatten bis spät geredet, geplagt von quälenden Fantasien über lauter bisher nicht in Betracht gezogene Möglichkeiten. Und was, wenn an der Stelle, wo wir die Leiche vergraben hatten, Fußspuren zurückgeblieben waren? Was, wenn wir abgehört wurden? Wenn jemand uns gesehen hatte? Wenn die Polizei schon die ganze Zeit über alles Bescheid wusste?
    Irgendwann war ich so verzweifelt, dass ich Sulamita zu überreden versuchte, uns zu stellen. Wir würden das Lösegeld zurückgeben, und ich würde Ramírez anzeigen. Du hast selbst gesagt, das perfekte Verbrechen gibt es nicht, sagte ich zur Begründung. Sie werden es herausfinden.
    Aber es gibt schlecht geführte Ermittlungen, hatte sie entgegnet, ich als Insiderin weiß das. Ich kriege viel Schlampereimit. Ich weiß, wie die Dinge laufen. Es gibt viele Arten und Weisen, Ermittlungen zu sabotieren.
    Sulamita hatte mich morgens bereits beruhigen können, als sie mir versichert hatte, es wäre überhaupt nicht schlimm, wenn wir verdächtigt würden. Niemand kommt ins Gefängnis, bloß weil er wegen einer Straftat verdächtigt wird, hatte sie gesagt. Beweise werden sie jedenfalls keine finden.
    Ich fühlte mich dem, was noch vor uns lag, kaum gewachsen, trotzdem befolgte ich minutiös ihre Ratschläge.
    Früher als sonst kam ich bei den Berabas an. Der Swimmingpool war von Blättern übersät, sie zu entfernen, war eine Beschäftigung, die mich beruhigte. Vom Beckenrand aus nahm ich mit einem langstieligen Kescher eine gewissenhafte Reinigung vor.
    Dalva brachte mir einen Kaffee. Sie haben Júnior gefunden, sagte sie verstört. Hat Sulamita dir etwas erzählt?
    Nein, nichts, sagte ich und klopfte das Sieb auf dem Rasen aus.
    Was denkt sie über die ganze Sache?
    Sie hatte gestern Bereitschaftsdienst, antwortete ich. Wir sind nicht dazu gekommen, uns darüber zu unterhalten.
    Dalva blickte mich an, als glaube sie mir nicht.
    Hast du sie denn nicht gefragt?
    Ich legte den Kescher beiseite und seufzte.
    Die haben bei der Polizei doch bestimmt ihre Geräte, sagte Dalva, was weiß ich, irgendwas um herauszufinden, ob es tatsächlich Júnior ist. Ich sehe das immer im Fernsehen.
    Meine Rettung war Dona Lu, die mich von Júniors Fenster aus herbeiwinkte.
    Nervös ging ich ins Haus. Meine Gedanken sprangen von dem pochenden schwarzen Punkt in Ritas Bauch zu Sulamitas flinken Händen, die dem Toten die Knochen brachen, derweil ich mir im Stillen immer wieder sagte, dass sie nichts wussten, Over, ich hatte niemanden umgebracht, sie konnten mich unmöglich fassen.
    Dona Lu sah besser aus als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher