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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb
Autoren: Patrícia Melo
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das Geld auf dem Bett aus und sagte, Wahnsinn. Wahnsinn, wiederholte sie immer wieder, während sie um das Bett herumlief.
34
    Guten Morgen, Pantaneiro, sagte Sulamita, als wir am Samstag aufwachten. Alles, was ich jetzt, wo wir quasi reiche Leute sind, möchte, ist ein bisschen Frieden, erklärte sie.
    Nachdem wir ihrer Tante das Auto zurückgebracht hatten, gingen wir in Shorts und Sandalen mit einer Einkaufsliste, die Sulamitas Mutter uns am Telefon durchgegeben hatte, auf den Markt.
    Mein Schwiegervater hatte Bier im Kühlschrank kaltgestellt, und wir verbrachten den Samstag mit Grillen.
    Ich habe dich noch nie so viel trinken sehen, sagte der Alte zu Sulamita.
    In solchen Momenten war Regina glücklich, sie schrie und strampelte wie ein im Käfig eingesperrtes Tier. Manchmal beunruhigten ihre Schreie mich. Du musst deine Schwester besänftigen, bat ich Sulamita dann.
    Gegen zehn Uhr abends hatten wir es uns im Wohnzimmer auf dem Sofa vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als Sulamita mir die Arme um den Hals legte und sagte, sie wolle tanzen gehen.
    Wo denn?, fragte ich.
    Was weiß ich, irgendwo.
    Ich habe Nachtlokale stets gehasst. Du verstehst mich nicht, sagte sie. Ich brauche das. Es ist mir ein wirkliches Bedürfnis.
    Ich wartete, bis Sulamita geduscht und sich angezogen hatte, und dann fuhren wir zu einer Diskothek in der Stadt,einem Backofen mit Technomusik, die mir die Gehörgänge zerlöcherte. Sie ließ sich weiter volllaufen und verschwand irgendwann in der Menge. Ich fand sie erst eine halbe Stunde später wieder; sie tanzte ganz für sich, mit geschlossenen Augen, ohne auf die Musik zu achten. Als ich näher kam, sah ich, dass sie weinte. Es reicht, Sulamita, sagte ich, wir haben genug gefeiert.
    Am Sonntag wachte ich mit einem dumpfen Schmerz im Nacken und trockener Zunge auf, als hätte ich Erde gegessen. Meine Augen brannten, und ich vermochte kaum, mich im Bett aufzusetzen. Frisch geduscht brachte Sulamita mir eine Tasse Kaffee, den Serafina gekocht hatte. Sie war auf dem Sprung zu ihrem Bereitschaftsdienst im Leichenschauhaus.
    Ruf jetzt an, sagte sie, ich möchte, dass alles erledigt ist, wenn ich losgehe.
    Um Punkt zwölf rief ich José Beraba an und erklärte ihm genau, wo Júniors Leiche vergraben lag. Es steht ein fünfzig Zentimeter hoher weißer Pflock an der Stelle, sagte ich.
    Er schwieg.
    Hören Sie mich?, fragte ich.
    Ja, ich höre, antwortete er. Und kann es kaum glauben. Du Dreckskerl willst, dass ich meinen eigenen Sohn ausbuddele?
    Unbarmherzig legte ich auf.
    Was sollen wir seiner Meinung nach denn tun?, fragte ich Sulamita. Ihm die Leiche nach Hause liefern? Sie mit der Post schicken?
    Sie seufzte.
    Lass Júniors Handy verschwinden, sagte sie. Wirf es in den Fluss. Ich gehe jetzt. Ich muss dort sein, wenn alles losgeht.Und so trugen die Dinge sich zu:
    José Beraba fuhr mit Dona Lu zu der von uns genannten Stelle. Von dort rief der Fazendeiro, noch ehe er die Grube öffnete, Pedro Caleiro an und bat den Kommissar, sich an Ort und Stelle mit ihm zu treffen.
    Nachdem Pedro Caleiro im Bilde war, worum es ging, rief er Joel und Dudu und außerdem das Bergungsteam an.
    Um fünf war der Tote bereits im Leichenschauhaus, ich selbst habe ihn in Empfang genommen, erzählte Sulamita mir, als sie um elf Uhr abends vom Bereitschaftsdienst zurückkehrte.
    Nun saßen wir uns auf meinem Bett Hand in Hand gegenüber.
    Was wissen sie?, fragte ich.
    Ich kenne Joel gut und weiß, dass er Verdacht geschöpft hat. Caleiro und Dudu habe ich ausgehorcht. Die beiden haben mir gesagt, dass die Familie noch nicht genau erklärt hat, wie die Leiche gefunden wurde. Was hat das zu bedeuten?
    Wenn es nach Dona Lu geht, erwiderte ich, werden sie nicht das übliche Prozedere befolgen.
    Irrtum, sagte Sulamita. Bereits für morgen ist ein Termin anberaumt, bei dem von der Familie DNA-Proben zur Identifizierung des Toten genommen werden sollen. Ich muss irgendwie bewerkstelligen, dass ich dafür abgestellt werde, die Proben nach Brasília ins Labor zu bringen.
    Und wenn das nicht gelingt?
    Ich fahre in jedem Fall hin, und wenn es heimlich und auf eigene Faust ist. Mein Eindruck ist, fuhr sie fort, dass José Beraba nicht mit offenen Karten spielt. Aber ich kann mich irren. Vielleicht weiß Pedro Caleiro alles und will die Ermittlungengeheim halten, so was kommt auch vor. Übrigens ist Pedro Caleiro die ganze Zeit über im Leichenschauhaus geblieben, was ebenfalls nicht üblich ist.
    Was machen wir nun?, wollte
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