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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb
Autoren: Patrícia Melo
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sie brauche die Telefonnummer eines gemeinsamen Freundes, bei Joel auf der Polizeiwache an. Süße, sagte er, für dich tue ich doch alles. Red nicht lange, Tranqueira, gib mir einfach die Nummer. Ehe sie auflegte, wollte sie noch mit Dudu sprechen.
    Das gesamte Team sitzt beim Freitagabendbier, sagte sie, nachdem sie das Gespräch beendet hatte.
    Wir warteten einige Minuten, dann rief ich José Beraba erneut auf seinem Handy an. Ich befahl ihm, zu Fuß bis zur dritten Straßenlaterne zu seiner Linken zu gehen, wo sich unter einem rechteckigen Stein ein Umschlag mit weiteren Anweisungen befände.
    Stets die kriminaltechnischen Untersuchungen im Hinterkopf, hatte Sulamita an dem Nachmittag sämtliche Zettel vorbereitet. Auf den letzten hatte sie geschrieben: Bei Kilometer 4 2 in die Ortsverbindungsstraße einbiegen. Dann vierhundert Meter Richtung Riacho Verde fahren und anhalten. Mit ausgeschaltetem Licht warten.
    Wir fuhren zu der Ortsverbindungsstraße über einen Seitenweg, der von der verlassenen Fazenda abging, auf der wir unsere Leiche vergraben hatten. Von dem Seitenweg konnte man aus der entgegengesetzten Richtung der 26 A zum Riacho Verde, einem Bach, gelangen. Wir stellten den Wagen hinter einem Waldstück ab und warteten, den Blick auf die niedriger gelegene Straße gerichtet. Von dort aus konnten wir jedes näher kommende Fahrzeug erkennen.
    Minuten später sahen wir einen Wagen in die Ortsverbindungsstraße einbiegen und die Lichter ausschalten. Ich rief abermals José Beraba an.
    Ich bin schon da, sagte er. Es ist sehr dunkel, ich kann nichts sehen.
    Fahren Sie dreihundert Meter, bis Sie an eine Wegkreuzung kommen. Warten Sie im Wagen, wie ich es Ihnen gesagt habe. Bei abgeschaltetem Licht.
    Ich zog mir die Maske über und verabschiedete mich von Sulamita. Warte, bis ich das Licht angeschaltet habe, sagte ich, ehe ich mich zu Fuß auf den Weg machte.
    Ich hatte die Strecke mit Sulamita schon dreimal zurückgelegt, aber nachts war es etwas anderes. Aus Angst zu stürzen, passte ich genau auf, wohin ich trat. Die Dunkelheit war jedoch unsere Versicherung. Falls sich irgendein Fahrzeug näherte, würden wir die Aktion abbrechen. Ich brauchte über zehn Minuten, um zu der Wegkreuzung zu gelangen.
    José Beraba saß im Auto. Erst jetzt knipste ich die Taschenlampe an und gab ihm ein Zeichen. Den Lichtkegel hielt ich auf das Gesicht des Fazendeiros gerichtet und blendete ihn. Sobald er aus dem Auto ausgestiegen war, fragte ich ihn, wo das Geld sei.
    Im Koffer auf dem Beifahrersitz, antwortete er.
    Ich knipste die Taschenlampe aus, ging zum Wagen und öffnete und schloss die Tür zweimal, so als wären noch weitere Leute bei mir.
    Rufen Sie nicht die Polizei, sagte ich. Und lassen Sie Ihr Telefon eingeschaltet.
    Und mein Sohn?, fragte er.
    Sie erhalten weitere Anweisungen.
    Ich sagte noch, er solle bis zur nächsten Hauptstraße gehen. Es ist eine Stunde Fußweg.
    Ich schaltete das Licht an und raste los. Mir war, als hätte ich weder Beine noch Arme, Reifen, Lenkrad, Kopf, Ideen, nichts, nur noch mein wild schlagendes Herz. Ich musste an die C Ddenken, die Rita mir zwei Tage zuvor geschickt hatte. Wie immer ohne Absender. Darauf befand sich ein Ultraschallbild, auf dem besagter schwarzer Punkt zu erkennen war, nun jedoch mit Ton. Tum tum tum, das kleine Geschöpf pulsierte. Eine halbe Stunde lang hatte ich in einem Internetcafé im Stadtzentrum gesessen und dem Pochen gelauscht. Nun, hinter dem Lenkrad in der Finsternis, fühlte ich mich wie dieser schwarze Punkt, nichts als ein Herz im Dunkeln. Das pochte.
    Sulamita erwartete mich an der vereinbarten Stelle in dem Käfer. Ich parkte daneben unter einem Baum. Nichts regte sich, niemand. Es ist alles ruhig, sagte sie und kam zu meinem Fenster. Ich zog mir Handschuhe über, öffnete den Koffer und packte das Geld in den Müllsack, den Sulamita mir gebracht hatte. Dann ließ ich den Koffer in dem Mietwagen zurück und legte den Schlüssel oben auf einen der Reifen, so wie Parkwächter es machen.
    Mit einem Flanelltuch wischte Sulamita Armaturenbrett und Schlösser ab, um meine Fingerabdrücke zu beseitigen.
    Auf dem Heimweg rief ich José Beraba ein weiteres Mal von Júniors Handy aus an und erklärte ihm, wo er sich den von ihm gemieteten Wagen holen könnte und wo ich den Autoschlüssel deponiert hatte.
    Wenn Sie weiterhin kooperieren, sagte ich, werden Sie Ihren Sohn bald zurückhaben.
    Um zwanzig nach zehn waren wir wieder bei mir zu Hause.
    Sulamita kippte
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