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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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Orgasmus hättest. Möglicherweise könntest du ein bisschen nachhelfen? Oder sollten wir mal ausprobieren, dass ich …»
    Sie stand auf, ohne ihn anzusehen.
    «Für mich ist das nicht wichtig. Sag du mir nicht, was ich fühlen soll. Ich kümmere mich um meine eigene Sexualität, also kümmere du dich um deine.»
    Er biss die Zähne zusammen.
    Ich und mein großes Maul.
    «Ich kann verstehen, dass es eine schwere Zeit für dich ist», sagte sie. «Auf diese Art seinen Job zu verlieren muss man wirklich als ungerecht empfinden, du hast ja nur deine Arbeit gemacht…»
    Er schlug die Bettdecke zurück und streckte sich nach dem Morgenmantel aus, die Möglichkeiten des Samstagmorgens waren ausgeschöpft und vertan.
    «Ich habe meinen Job nicht verloren», erwiderte er. «Woher hast du das denn?»
    Sie sah ihn verwundert an.
    «Aber du hast doch gesagt, dass die Untersuchung bereits eingestellt wurde.»
    «Das schon», sagte er. «Aber ich habe einen Vertrag bis Oktober nächsten Jahres. Ich war gestern Nachmittag bei Halenius, ich soll ein Gutachten über grenzüberschreitende Währungstransaktionen erstellen.»
    Er studierte ihre Gesichtszüge. War da ein winziger Anflug von Enttäuschung?
    Sie legte den Morgenmantel ab, ging an ihren Schrank und suchte ihre Unterwäsche aus.
    «Wissen sie schon, wer getratscht hat?», fragte sie über die Schulter. Er seufzte schwer.
    «Vermutlich ist der Pressesekretär die undichte Stelle. Die Führungsspitze scheint nur erleichtert zu sein, dass das Gutachten vom Tisch ist, sie wollten die Strafmaße nie heraufsetzen, was aber unweigerlich das Resultat gewesen wäre.»
    «Du bist also gar nicht in Ungnade gefallen?» Er sah sie an.
    «Ich werde wohl nie wieder für Per Cramne arbeiten, aber damit kann ich wirklich leben.»
    Sie drehte sich wieder zum Kleiderschrank um.
    «Hast du meinen neuen BH gesehen? Den französischen mit den Seidencups?»
    Er seufzte wieder, still und tief.
    Annika betrat Kommissar Qs kahles Dienstzimmer. Ihr Finger tat weh, die Schnittwunde hatte sich entzündet, und die Bereitschaftsschwester hatte ihr Antibiotika gegeben. Der Holzsplitter war inzwischen aus ihrer Wange entfernt, dafür hatte sie jetzt eine verschorfte Wunde und ein dickes Pflaster an der Backe.
    Sie setzte sich auf den Besucherstuhl des Kommissars und begegnete seinem Blick. Er trug heute ein unglaublich verwaschenes Hemd, das wohl einmal gelb gewesen war.
    Q deutete mit einem Kopfnicken auf ihre Hand.
    «Was haben Sie mit dem Finger gemacht?»
    Sie sah ihn ruhig an.
    «Ein paar Typen haben mir zu verstehen gegeben, dass ich zu viel herumschnüffle.»
    «Haben Sie Anzeige erstattet?» Sie schüttelte den Kopf.
    «Wer könnte das gewesen sein?», fragte Q.
    «Da stehen mehrere zur Auswahl. Yvonne Nordins Helfershelfer oder Filip Anderssons, oder vielleicht Christer Bures …»
    Kommissar Q seufzte.
    «Was zum Teufel hatten Sie eigentlich da oben in Lybacka zu suchen?»
    Annika spürte, wie ihre Augen schmal wurden.
    «Was wird das hier, ein Verhör? Bin ich deshalb hier? In dem Fall verlange ich, dass Sie sich an die Regeln halten. Ich will anschließend das Protokoll sehen und unterschreiben.»
    Er stöhnte gereizt. Stand auf, kam um den Schreibtisch und schloss sorgfältig die Tür.
    Dann stellte er sich ans Fenster. Den Rücken zu ihr gewandt, verschränkte er die Arme.
    «Sie können nicht einfach auf eigene Faust losziehen und einfach irgendwelche Mordverdächtigen aufsuchen, begreifen Sie das nicht?»
    Sie betrachtete seinen Rücken.
    «Wie Sie das sagen, könnte man fast glauben, Sie mögen mich.»
    «Ich mag Boulevardredakteurinnen», sagte er. «Oder mochte, jedenfalls manche …»
    Für einen Moment klang er merkwürdig kleinlaut. Er drehte sich um und ging zurück an seinen Schreibtisch.
    «Ist Julia inzwischen entlassen worden?», fragte Annika.
    «Der Haftprüfungstermin war heute Nacht um zwei», sagte er und setzte sich auf seinen Stuhl. «Im Moment befindet sie sich zusammen mit Alexander in einem Mutter-Kind-Heim. Sie werden dort wohl eine Weile bleiben.»
    «Gibt es einen neuen Prozess?»
    «Ja, sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung haben bereits Revision beim Obersten Gerichtshof bean tragt. In dem Verfahren wird Julia dann freigesprochen. Damit ist die Sache juristisch geklärt.» «Was ist mit dem Jungen?»
    «Er muss noch genauer ärztlich untersucht werden, aber er zeigt deutlich alle Vitalfunktionen, die Vierjährige haben sollen, er kann gehen und
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