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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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sprechen und weiß, was man auf der Toilette macht und all so was. Aber davon verstehen Sie wahrscheinlich mehr als ich.»
    Annika nickte. Sie spürte Alexanders warmes Gesicht immer noch an ihrer Brust. Das lange Warten in der Nacht hatte sie nicht rastlos gemacht, sondern ruhig.
    Eine Frau vom Sozialdienst in Stockholm hatte ihn kurz nach Mitternacht in Örebro abgeholt. Der Junge hatte geweint und wollte bei Annika bleiben. Sie hatte ihm versprochen, ihn zu besuchen und mehr Schaumspeckautos mitzubringen.
    «Ich frage mich, was aus einem Kind wird, das so etwas durchgemacht hat», sagte Annika mehr zu sich selbst. «Ob es jemals ein normales Leben führen wird?»
    «Ich würde Sie gern ein paar Sachen fragen», sagte Q, «aber es besteht kein Grund, daraus eine offizielle Vernehmung zu machen. Yvonne Nordin kann ja nicht mehr für den Mord an David oder die Entführung von Alexander zur Rechenschaft gezogen werden, deshalb können wir das Ganze ein bisschen informeller handhaben. Hat sie auf Sie geschossen?»
    Annika schluckte und nickte.
    «Vier Schüsse. Wie ist sie umgekommen?»
    «Unser Scharfschütze traf sie in die Brust. Es gibt natürlich eine Untersuchung, aber ich glaube nicht, dass ihm daraus ein Vorwurf zu machen wäre. Die Gegebenheiten waren sehr schwierig, es war dunkel und mitten im Wald. Eine derart schlechte Sicht kompliziert die Entscheidun gen. Außerdem schoss die Verdächtige mit der Absicht, Polizisten zu töten, wie früher auch schon.» Annika sah aus dem Fenster.
    «Sie hatte Reisetaschen gepackt. Ich frage mich, wohin sie wollte.»
    «Mexiko», sagte Q. «Sie hatte die Tickets im Auto, ab Flughafen Oslo-Gardermoen via Madrid. Und einen falschen Pass, nach dem Alexander ein Mädchen war und Maja hieß.»
    «Sie hatte also wirklich vor, durch den Wald nach Norwegen zu fahren ?» «Als eine Alternative, sicher.»
    Q klickte etwas auf seinem Bildschirm an, Annika zupfte an ihrem Verband.
    «Glauben Sie, dass wir je erfahren werden, was eigentlich dahintersteckt?», fragte sie.
    «Bei David oder den Morden in der Sankt Paulsgatan?»
    «Aufgrund von Yvonne Nordins Tod hat Filip Andersson sich entschlossen, auszupacken», sagte Q. «Sein Anwalt hat heute Morgen bereits mitgeteilt, dass sie vor dem Obersten Gerichtshof eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragen werden.»
    «Glauben Sie, dass er eine Chance hat?»
    «Am Tatort in der Sankt Paulsgatan wurden Fingerabdrücke gefunden, die damals niemandem zugeordnet werden konnten», sagte Q. «Es waren die von Yvonne Nordin.
    Aber wir brauchen mehr Indizien, um sie mit den Taten in Verbindung bringen zu können. Eine Mordwaffe zum Beispiel oder DNA der Opfer in ihrem Auto oder etwas Ahnliches. Aber das Entscheidende ist, dass Filip Andersson auspacken will. Er behauptet, Yvonne habe ihn reingelegt, sie habe die Polizei informiert und seine Hose in die Reinigung gebracht.»
    Annika sah Q an und versuchte zu verstehen, was er gesagt hatte.
    «Sie vergeuden keine Zeit, was?», sagte sie. «Sie haben schon mit Filip Andersson gesprochen.»
    «Er weiß viel mehr, als wir je geahnt haben. Es gibt da Zusammenhänge zwischen diesen Leuten, von denen wir bisher nichts wussten.»
    «Sie hatten eine Firma zusammen», sagte Annika. «Eine Investmentgesellschaft.»
    «Ja», sagte Q, «aber ihre Beziehungen waren wesentlich enger als nur geschäftlich.
    Filip Andersson und Yvonne Nordin waren Geschwister. Oder Halbgeschwister, genauer gesagt.»
    Annika sah erstaunt auf.
    «Ist das wahr?»
    «Wieso? Die meisten Menschen haben doch Geschwister.»
    «Das schon, ich wusste auch, dass Filip Andersson eine Schwester hat, aber nicht, dass es Yvonne Nordin war. Sie hat ihn einmal pro Monat in Kumla besucht.»
    «Das haben Sie missverstanden», erwiderte Q. «Yvonne Nordin, oder Andersson, wie sie vor ihrer Ehe hieß, war mit ihrem Bruder verfeindet. Man bringt niemanden lebenslänglich in den Knast, den man nicht wirklich hasst.»
    «Seine Schwester hat ihn regelmäßig besucht, das hat man mir erzählt, als ich dort war.»
    «Wo ‹dort›? Waren Sie etwa auch in Kumla?»
    Sie wand sich unbehaglich auf ihrem Stuhl und ignorierte die Frage.
    «Warum war sie so wütend auf ihren Bruder?»
    «Das werden wir noch erfahren. Aber sie hat ihn nie in Kumla besucht, das versichere ich Ihnen. Vielleicht hat er noch eine Schwester. Wann waren Sie dort?»
    «Anfang der Woche. Und in welcher Beziehung stand Yvonne zu David Lindholm?
    Hatten sie ein Verhältnis?»
    «Über
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