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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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und sah weit hinten zwischen den Bäumen Autoscheinwerfer aufleuchten.
    Sie kann nicht Auto fahren und gleichzeitig das Nachtsichtgerät benutzen.
    Annika richtete sich zu voller Höhe auf und spürte, dass die Jacke auf den Boden rutschte. Sie achtete nicht darauf.
    Den Jungen wie ein Klammeräffchen am Hals, rannte sie, so schnell sie konnte, Richtung Wendeplatz, dorthin, wo die Polizei war.
    Scheinwerferlicht fiel ihr direkt ins Gesicht und blendete sie, sodass sie erneut hinfiel.
    «Auf Sie ist eine Waffe gerichtet», hörte sie einen Mann sagen, als sie mit dem Jungen auf der Erde lag. «Sind Sie bewaffnet?»
    «Nein», stieß sie hervor. «Aber sie ist auf der Flucht, Yvonne Nordin, sie ist ins Auto gestiegen …» «Sind Sie Annika Bengtzon?» Sie nickte ins Licht. «Wer ist das Mädchen?»
    Der Scheinwerfer erlosch, ließ sie in völliger Dunkelheit zurück.
    «Das ist kein Mädchen. Das ist Alexander Lindholm.»
    Der Wind rauschte in den Bäumen. Die Sterne schimmerten durch die Risse in den Wolken, der Mond war aufgegangen. Annika saß eingehüllt in eine große Decke hinter dem Polizeiauto mit der zersplitterten Frontscheibe; der Junge war auf ihrem Schoß eingeschlafen, sein Gesicht an ihre Brust gelehnt. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel, aber sie war zu erschöpft, schloss die Augen und lauschte dem Gesang der Bäume.
    Sie hörte es im Sprechfunk knistern, murmelnde Männerstimmen.
    Der Rettungswagen musste bald hier sein, er würde den verletzten Polizisten in die Universitätsklinik Örebro bringen. Das Einsatzkommando und die Hundestaffel waren ebenfalls unterwegs, und der Polizeihubschrauber aus Stockholm war mit Suchscheinwerfern und Wärmebildkamera im Anflug.
    «Und Sie sind sicher, dass die Frau mit dem Auto nicht weit kommt?», fragte der Polizist.
    «Einen Reifen könnte sie vielleicht wechseln», sagte Annika leise, ohne die Augen zu öffnen, «aber nicht zwei. Und auf den Felgen quer durchs Gelände zu fahren, das geht doch nicht lange gut.»
    Annika ließ sich von den Geräuschen um sie herum einlullen, sie hielt das Kind an sich gedrückt und spürte seine Wärme und seinen ruhigen Atem.
    Als der Mannschaftswagen ankam, half man ihr hinein und setzte sie zusammen mit dem Jungen ganz nach hinten. Der Motor lief und verbreitete Sommerwärme im Innenraum. Annika schüttete die letzten Schaumspeckautos auf die Decke.
    «Findest du die rosafarbenen auch am besten?», fragte sie und hielt eines hoch. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass jedes Speckauto neun Kalorien hatte, wahrscheinlich hatte sie das von Anne Snapphane.
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    «Ich mag die grünen lieber.»
    Also teilten sie die Autos nach Farben auf, die grünen bekam er, und die rosafarbenen bekam sie, und bei den weißen machten sie halbe-halbe.
    Das Kind war gerade eingeschlafen, als sie im Polizeifunk hörte, dass man Lena Yvonne Nordin 1400 Meter von ihrem Haus entfernt beim Reifenwechsel entdeckt hatte. Sie hatte auf die Streife geschossen, und diese hatte das Feuer erwidert.
    Man beorderte einen Rettungswagen zu der Stelle, aber es bestand kein Grund zur Eile.
    Lena Yvonne Nordin war von den Polizeischüssen getroffen worden und allem Anschein nach sofort tot gewesen.
    Seite 6-7
Abendblatt
    Samstag, 4. Dezember.
    ALEXANDERS GEFÄNGNIS
    Hier wurde der Junge ein halbes Jahr gefangen gehalten
    Von Patrik Nilsson und Emil Oscarsson
    Abendblatt (Garphyttan)  In einem Keller zwei Meter unter der Erde musste Alexander Lindholm, 4, sechs
Monate zubringen.
    Nur selten wurde er zum Fernsehen nach oben ins Wohnzimmer gelassen, wenn die Fensterläden geschlossen waren.
    «Alexander machte auf mich einen recht guten Eindruck», sagte
Abendblatt-Reporterin
Annika Bengtzon, die den Jungen unmittelbar nach der Befreiung sah.
    Das Haus liegt tief im Wald, etliche Kilometer abseits der Verkehrsstraßen. Ein Schlagbaum versperrt jede Weiterfahrt zum Haus.
    Hier wurde Alexander Lindholm, 4, gestern Abend von der Polizei Örebro gefunden.
    «Wir vermuten, dass er seit seiner Entführung aus der elterlichen Wohnung auf Södermalm am 3. Juni in diesem Haus gefangen gehalten wurde», sagte der Pressesprecher der Polizei Örebro. «Die Spuren, die wir im Haus gefunden haben, deuten daraufhin.»
    Die meiste Zeit musste Alexander in einem Kartoffelkel ler zubringen, der durch eine Falltür im Küchenfußboden zu erreichen ist.
    «Dort haben wir seinen Schlafplatz gefunden.»
    Gab es Licht im Keller?
    «Ja, er war
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