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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Sternenparkett, muss er sich selbst ein bisserl schimpfen. Der Turm in der Schlacht war er in diesem einen Fall wahrscheinlich nicht. Aber dass die zwei mutmaßlichen Rotzbuben in Wirklichkeit der Anni ihre zwei Mäderln sein könnten, bitte, wer rechnet denn mit so einem Blödsinn?
    Interessiert hätte ihn in der ganzen depperten Geschichte nur, ob der Schlevsky die Maria Schlevsky gekannt hat, das wäre vielleicht von Interesse gewesen. Aber andererseits: Dass er sich auch in dieser Causa letztlich das Protokoll erspart hat – da darf er kräftig durchatmen und erleichtert „Uff!“ sagen wie der Indianer im Zelt. Und überhaupt: Nicht auf jede Frage hält das Leben eine Antwort bereit; nicht ein jeder Ast treibt aus; und nicht ein jedes Schwein landet im Rohr (wo es hingehört). Letztlich bleibt halt im Leben so manches ... na, wie soll er sagen ... in der Finsternis verborgen und wird das Licht der ... na ... der Dingsbums ... niemals ...
    „Geh Roswitha! Bring mir noch einen, sei so gut!“
    Leider kann er in dieser Sache auch die betreffende Schlevsky Maria nicht mehr befragen, ob sie im Umkehrschluss den Schlevsky gekannt hat. Gestern meldet nämlich der Seebachwirt, dass die zwei deutschen Sexberserker, wie er sie mittlerweile nennen muss, ohne Bezahlung aus seinem Hotel verschwunden und seither – erraten! – abgängig sind! Da muss jetzt, am Ende vom Tag, schon auch einmal die Frage erlaubt sein: Was ist denn eigentlich los auf der Welt, dass früher oder später wirklich ein jeder unabgemeldet verschwinden muss?
    Schön langsam hofft er wirklich inständig, dass er den lästigen Wirten irgendwann in Notwehr erschießen wird können, weil ihm der schon so auf die Nerven geht mit seinen dauernden Abgängigkeitsanzeigen! Und er hofft weiters inständig, dass es sich beim unabgemeldeten Verschwinden von der Schlevsky Maria samt Begleitung um eine schlichte Zechprellerei handelt und nicht wieder um ein Gewaltdelikt, weil er sich schon beizeiten auch fragen muss:
    Gewaltdelikte! Gewaltdelikte! Gibt es denn auf der ganzen Welt nichts anderes mehr als immer nur Gewaltdelikte? „Roswitha!“
    Die „Causa Blutbad im Flachdachrefugium oben am Gebirgskamm“? Ein wirklich einmaliges Blutbad war das, ein ganz ein einmaliges. Da hätte „Der Kriminalist“ ruhig Fotos machen können, ein so ein schönes Blutbad sieht selbst die Gendarmerie nicht alle Tage. Und schon gar nicht mag es der Gendarmerie gelingen, jeden Tag eine so unglaubliche Blutbadtat mir nichts dir nichts aufzuklären, wie das letztlich ihm in vorbildlicher Manier gelungen ist (Da hätten sie schon von ihm auch ein paar Fotos machen können!)
    Hätte er – in der Rückschau betrachtet – ahnen können, dass ausgerechnet der Mallinger sich als kaltblütiger Killer entpuppt, der mutmaßlich im Zentrum von einer kriminellen Vereinigung gestanden ist, die sich in der Volkshochschule getroffen und sich mittlerweile in alle Winde verstreut hat, weil neben dem Mao Tse auch eine platinblonde mutmaßliche Amme abgängig ist? Hätte er rechtzeitig eingreifen und das Blutbad verhindern können?
    Nein, kommt der Biermösel nach langem und sorgfältigem Abwägen – „Roswitha, einen noch! Oder lieber zwei!“ – zum einzig richtigen Schluss. Nein, nein und noch einmal nein, es war einfach nicht zu verhindern. Wenn nämlich das Blutbad einmal eingelassen ist, dann kann selbst der stärkste Installateur den Hahn nicht mehr zudrehen. So ist halt einmal die menschliche Natur, rekapituliert der Biermösel aus der gewissen Erfahrung heraus, dass sie sich gegenseitig auslöschen muss, sobald sie sich in die Quere kommt, da kann selbst er nichts dagegen tun.
    „Magst noch das Bratlfett aus der Rein auftunken?“, fragt die Roswitha den Biermösel, wie sie mit den zwei weiteren Doppelten daherkommt.
    „Freilich mag ich das Bratlfett noch auftunken, was glaubst denn du?“, sagt der Biermösel. Und dann schiebt sie ihm das Schafwollpolsterl unter, auf das er sich brav draufsetzen soll.
    Von draußen kriecht nämlich bei den Fenstern schon wieder die feuchte Kälte herein in die Wirtsstube, so wie der Geruch vom frischen Schopfbraten heraus aus der Küche kriecht. Dort heizt die Roswitha dem Schweinderl gerade noch einmal zehn Minuten Vollgas ein, wegen dem Krusterl. Und der Biermösel schaut derweilen durch die zugezogenen Vorhänge hindurch den Blitzen bei der Arbeit zu und lässt die Welt außen vor.
    Die Fips, ist er zufrieden, steht wettersicher geparkt
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