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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Zeigefinger in die Ohrmuschel hineinfährt, holt er einen aber schon sehr gewaltigen Patzen Ohrenschmalz heraus, da muss er sich selbst wundern, was alles in so einem kleinen Ohrwascherl drinnen Platz hat. Schön schimpfen täte der Doktor Krisper wieder mit ihm, wenn er sehen müsste, was für ein Schweinderl er ist und wo überall er sich nicht waschen tut.
    Und wie er mit der Ohrschmalzkugel auf dem weißen Tischtuch anfängt zu spielen und sie hin und herrollt und her und hin, da blitzt es draußen ohne Unterlass, und ein rollender Donner nach dem anderen schiebt sich vom See her auf den Auerhahn zu, so dass es gewaltig schnalzt und man überhaupt meinen könnte, dass der Herrgott, der narrische Teufel, jetzt endgültig mit der Welt abrechnen möchte. Und wie sich das Ohrenschmalz schön langsam auf dem weißen Tischtuch verteilt, weil er sich gar so blöd spielt damit, ist in der Zwischenzeit das Bratlfett im Reindl auch schon schön braun geworden, und der Biermösel denkt sich:
    Na da schau her! Genau dieselbe Farbe, das Bratlfett und mein Ohrenschmalz.
    Was wohl herauskommt, überlegt er jetzt, wenn ich beides ein bisserl zusammenmische und mit einem Schuss Marillenschnaps versehe? Vielleicht, dass das Zeug besser schmeckt als die Wundersalbe vom Doktor Krisper, und er damit sogar der Roswitha ihren Juckreiz vollends in die Schranken weisen könnte, wenn er ihr die Mixtur hinten aufträgt? Ist am Ende doch das Bratlfett das allein selig machende Allheilmittel der Menschheit? Und kann es vielleicht sein, dass er doch noch die eine Zauberformel gefunden hat, die ihn aus dem Schatten herausholt und ins Licht hineinstellt? Möglich ist es.
    Aber wie er jetzt das Ohrenschmalz zum Bratlfett in die Pfanne hineinlegt, und wie er den Marillenen dazuschüttet und sich dann alles miteinander anschaut, das Bratlfett, den Marillenen und sein Ohrenschmalz, da denkt sich der Biermösel:
    Geh sei doch bitte nicht so deppert! Lieber trinkst du jetzt alles miteinander aus, bevor du eine Salbe daraus machst und die Welt damit rettest!
    Und wie er alles noch einmal gut durchmischt und sich gemütlich zurücklehnt, und wie er die Rein in die Höhe hält und den Mund weit aufreißt, so dass alles schön hineinstürzt wie das Überwasser in Kaprun hinunter in die Tiefe, da donnert es draußen noch einmal gewaltig, und er weiß sofort, dass der imposante Buchenscheiterturm, den er in monatelanger Arbeit aufgebaut hat, in sich zusammengekracht ist und die Fips unter sich begraben hat.
    Da zieht er langsam den Vorhang auf die Seite und schaut auf den Schießstand hinter dem Auerhahn hinaus. Und auf einmal sieht er im schwachen Lichterschein, der von der Roswitha ihrer Kammer auf den zusammengebrochenen Buchenscheiterstoß hinunterfällt, wie die sehr blonde mutmaßliche Amme aus dem Deutschkurs vom Mallinger ganz verwirrt von dort hinten wegrennt, wie wenn sie den Weg suchen und nicht finden täte. Und er beobachtet, wie ihr dabei ein wirklich sehr schöner grüner Wetterfleck im Wind wachelt wie sonst nur bei ihm, wenn er auf der Fips die gewisse Aerodynamik einnimmt.
    Aber, denkt sich der Biermösel und kratzt sich noch einmal hinterm Ohrwascherl. Wundern tut ihn sowieso überhaupt nichts mehr.
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