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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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ist und man nicht fluchen soll, auch und schon gar nicht als ausgewiesener Heiliger, wie er einer ist, alles klar, er hat’s ja kapiert! Und ja doch, er weiß auch, dass es nicht an ihm ist, zu Dingen seinen Senf dazuzugeben, die ihn einen feuchten – Entschuldigung! – Dingsbums angehen, weil natürlich ER in seiner göttlichen Herrlichkeit und dreifaltigen Einmaligkeit alles genau so und keinen Deut anders geplant und eingefädelt hat, wie er es halt für richtig hält, da macht er auch keinen Aufstand wegen! Und ja, ja, ja, er weiß natürlich auch, dass auf SEINEM weiten Erdenrund genug Blödis herumlaufen, die sich ihren – „Entschuldigung!“ – Arsch abschneiden würden, wenn sie innerhalb der Heerscharen der Ewigkeiten einen auch nur annähernd so exponierten und bei der breiten Masse der irdischen Doofis ähnlich angesehenen Posten wie den seinen einnehmen könnten, der Dummheit sind ja in einem Menschenleben keine Grenzen gesetzt!
    Aber Fixhallelujanocheinmal – jetzt ist es endlich heraußen! –, dass er für die hundsverfickte Arschsituation, in der er sich seit seiner verdammten Enthauptung – wahrscheinlich um das Jahr 250, wahrscheinlich unter Kaiser Decius – befindet, auch noch dankbar sein soll, weil er nun bis in alle Ewigkeiten hinein ein Heiliger und als solcher auch noch für das stetig wachsende Verkehrsressort zuständig ist, das kriegt er einfach nicht in seine abgeschlagene Birne hinein!
    „Warum ich?“, zermartert sich der Chris ein ums andere Mal das Hirn im weiland abgeschlagenen Schädel, nun, da er erst letzte Nacht u. a. in Kärnten unten zwischen eine Zugsgarnitur und einen Reisebus voll mit polnischen Nonnen geraten ist und völlig zermantscht wurde. Und da er jetzt wieder mal hier im Mischwald an der Abzweigung nach Goisern heroben liegt, nachdem erst vor einer halben Stunde wieder dieser Scheiß-Typ Mallinger mit wieder weit überhöhter Geschwindigkeit daherkam und bei seinem neuerlichen Höllenritt wieder alles schief ging, aber auch wirklich alles!
    „Warum zum Teufel musste ausgerechnet ich ein Heiliger werden, ha?“
    Und nicht etwa, ärgert er sich im nassen Laub liegend, da die Frösche über ihn hinweghüpfen und die Ameisen über ihn hinwegkriechen, nicht etwa, dass er einer von diesen kaum angerufenen und einen auf fauler Willi machenden Schönwetter-Heiligen wie der Hypolyth oder der Alphons Maria di Liguori sein könnte, was er ja noch irgendwie ertragen könnte, weil nach diesen Beckenrandschwimmern kein Hahn kräht!
    Nein, der Jesus Christ Superstar musste ihn nach seiner verdammten Bekehrung ja gleich in die Mannschaft mit den vierzehn auserwählten Nothelfern stellen, wo er seither als der volkstümliche Heilige den Libero für die breite Masse der Bleifußakrobaten geben soll, ein lupenreiner Skandal ist das!
    Dabei war er doch einst ein megakühler Radaubruder mit Namen Reprobus, der Verdammte, der gewaltig die Sau raushängen ließ wie all die anderen Spaßbrüder auch, die ihm im Laufe der Zeit über die Stiefel gelaufen sind und sich einen ganzen Scheißdreck um die Zehn Gebote geschert haben. Wie all die anderen Rabauken, die ihre Zeit in den Muckibuden des Orients vertrödelt und sich ansonsten einen echt geilen Lenz voll sinnloser Schlägereien und Sex’n‘Drugs gemacht haben. Und die heute trotz aller begangener Exzesse natürlich genauso erlöst wie all die langweiligen Jungfrauen drüben im Gemeinschaftsraum des Himmelsreiches herumhängen, selbstverständlich befreit von jeglicher Sünde, weil die Sache mit der Hölle natürlich der Superschmäh von den Pfaffen überhaupt ist, da ist einfach nichts dran an der ganzen Story!
    Oh Mann! Wenn er gewusst hätte, was seine bescheuerte Bekehrung an bitteren Konsequenzen für sein ewiges Leben nach dem Tod mit sich bringen würden, hätte er in irgendeiner heißen Strand-Disse auf Zypern oder Kreta dem lieben Herrgott den Tag gestohlen, einen auf wilder Ballermann und geiler Partyhengst gemacht und nie wieder seinen Arsch von dort wegbewegt.
    Aber nein! Als Wandersmann durch die Wüsten und Erkunder des weiten Erdenrundes (auch wenn er damals natürlich noch wie alle anderen glaubte, dass das Erdenrund eine Scheibe ist!) wusste er ja nie, wohin mit seiner überschüssigen Kraft. Darum warf er passionierter Zehnkämpfer ständig mit dem Diskus um sich, sprang in jede Sandkiste, lief auf flinken Sohlen über Hürden und suchte hinter jedem Baum einen, der im griechisch-römischen Ringkampf
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