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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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ausschaut, weil ihm wahrscheinlich auch sehr kalt ist. Kein Wunder aber, muss ihn der Biermösel gleich ein bisserl schimpfen, wo er ja Tür und Fenster sperrangelweit offen stehen hat lassen!
    (Die lange Unterhose schaut aber wirklich tadellos aus, schweift der Biermösel beim Ermitteln kurz ein bisserl ab, warm und wohlig scheint ihm die zu sein. So eine lange Unterhose hätte er auch gerne, die täte ihm unten herum sicher sehr gut tun. Vielleicht verrät ihm der Schlevsky ja, wo er die gekauft hat, wenn er ihn fragt.)
    Dann aber muss der Biermösel erkennen, dass der Tiger ja in seiner eigenen Blutsuppe liegt. Und wie der Schlevsky den Eindringling sieht, richtet er sich noch einmal – ein letztes Mal! – auf und starrt den Biermösel mit weit aufgerissenen Augen an. Er hebt langsam die eine Tatze und benetzt sich mit der Zunge noch einmal die trockenen Lippen. Er reißt die Augen immer noch weiter auf, sodass sich der Biermösel jetzt denkt, dass er vielleicht schon im Schattenreich herumwandelt, jedenfalls mehr drüben als herüben. Lange tut er es jedenfalls nicht mehr, ist sich der Biermösel sicher. Kein Mensch der Welt hält es lange ohne Lebenssaft im Körper aus, auch ein eiskalter Puffkaiser nicht. Also nähert sich der Biermösel mit seinem Ohr den Lippen vom Tiger, weil er hofft, dass er ihm doch noch verrät, wo er die lange Unterhose kaufen kann. Aber da sackt der Tiger in sich zusammen, und mit dem letzten Seufzer, den er dabei aushaucht, entfährt ihm ein abschließendes:
    „Mutti“.
    Na bravo, denkt sich der Biermösel. Was soll denn das jetzt wieder heißen?
    Der Biermösel schaut sich die Leiche von hinten bis vorne und von oben bis unten an. Und was er bei der ersten Ad-hoc-ruck-zuck-Leichenanalyse sehen muss, macht ihn fast sicher, dass der Schlevsky nicht von alleine gestorben ist. Ebenso täte er seinen gesamten Besitz darauf verwetten, dass er auch nicht am in der Gegend weit verbreiteten Selbstmord zugrunde gegangen ist. Die ganzen blauen Flecken hinten und vorne bringt sich nicht einmal ein biegsamer Chinese selbst bei, da muss schon was anderes passiert sein.
    Froh ist er jetzt, der Biermösel, dass er doch noch ein bisserl Zeit bei der Anni und anschließend am Seeufer vertrödelt hat und erst zum buchstäblich letzten Seufzer vom Tiger eingetroffen ist. So ein Todeskampf ist nämlich auf den leeren Magen gar nicht schön anzuschauen. Außerdem hat der Biermösel oben in Linz in der Gendarmerieschule die lebensrettenden Sofortmaßnahmen weder begriffen noch verinnerlicht, sodass der Tiger sowieso gestorben wäre, auch wenn er sich seiner angenommen hätte, vielleicht sogar ein bisserl früher.
    Der Biermösel sieht in der Folge anhand der Ad-hoc-ruck-zuck-Tatortanalyse sofort, dass der Schlevsky vermutlich das Opfer von einem gewaltigen Liebesdrama geworden ist, weil nur das Liebesdrama ein solches Blutbad anzurichten imstande ist. Da müsste ihn schon seine 35-jährige Erfahrung einen ganzen Blödsinn gelehrt haben, wenn hinter dem ganzen Schlamassel nicht eine Frau steckt, die bis oben hin angefüllt war mit einem schönen Haufen voll rasender Eifersucht. Aus einem noch zu klärenden Grund, kombiniert sich der Biermösel jetzt was zusammen, muss die betreffende Dame keine andere Möglichkeit mehr gesehen haben, als dem Schlevsky ihre Liebe dadurch zu beweisen, dass sie (oder ein Komplize, oder ein gedungener Killer) ihn mir nichts dir nichts von hinten bis vorne erschlagen hat. Im Groben, wagt der Biermösel also eine erste gewagte Ad-hoc-ruck-zuck-Gesamtanalyse des Tatherganges, im Groben wird und muss es sich also ungefähr so abgespielt haben:
    Das Opfer Schlevsky hat sich bei einem Pfingsttanz (ev. Ostertanz, ev. Maibaumumschneiden) im heurigen Frühjahr (ev. Spätfrühjahr, ev. Frühsommer) eine Einheimische (ev. eine aus Goisern) angelacht, mit der er sich unter zahllosen falschen Versprechungen (Lügen, hinhaltenden Vertröstungen, was die Scheidung von der Gattin anbelangt, und so weiter) ein Verhältnis angefangen hat, das er an seiner entsprechenden Gattin vorbei hier herunten in seinem Puffkaiserferienflachdachneubau gepflegt hat, mit Schwerpunkt Sex und Ausschweifung. Die einheimische und anfangs sicher sehr blauäugige Episode wird in der Folge erkannt haben, dass sie vom Puffkaiser keine Liebe erwarten kann (sondern nur Sex und Ausschweifung). Daraufhin wird sie, weil sie die Chancen für ihr Leben davonschwimmen hat sehen, ihren Bruder (ev. Onkel, ev. Vati) über
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