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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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wirklich nichts anderes mehr als immer nur Sex?
    Kopfschüttelnd schaut der Biermösel noch einmal deppert zum See hinaus und driftet ein wenig ins Sinnierende ab. Sind vielleicht alle Schlevskys besessen vom Sex und gehen solcherart am Leben vorbei, fragt er sich, weil es letztlich doch der Name ist, der die Menschen gleich macht? Sollte es also möglich sein, dass dann alle Biermösels gute Triumph-Fips-Fahrer sind, wirklich alle? Sind alle Teresas Mütter und kann jeder Wolfi gut Cello spielen, wenigstens das? Und – Kruzifix! – sind letztlich alle Ramzis fehlgeleitete Bierfahrer ohne jede Berufung? (Nur schwer kann er sich beruhigen, wenn er an fehlgeleitete Bierfahrer ohne jede Berufung denkt!)
    Vielleicht, schließt der Biermösel den Ausflug ins Sinnierende ab, vielleicht ist es ja wirklich so. Aber wenn ja, warum? Und seit wann? Kann jedenfalls gut sein, dass er darüber einmal mit dem Doktor Krisper redet, wenn er in die Pension hinübergeglitten sein wird und dann für die Roswitha (Haben alle Roswithas einen Ausschlag?) die Ringelblumensalbe holt. Der Doktor Krisper kennt sich ja mit dem Menschengeschlecht ebenso gut aus wie er selbst. Mit dem wird er die Fragen erörtern.
    Dann schweift der Blick vom Biermösel vom See hinauf zum Flachdachneubau, der den Gebirgskamm ziert wie früher das Indianerzelt den Wildwestfilm.
    Der Schlevsky selbst wird am besten wissen, wenn eine Verwandtschaft von ihm Urlaub in Aussee macht, dem wird er also nicht extra davon erzählen müssen. Darum steckt er den Ausweis von der Schlevsky jetzt einfach wieder zurück in die Handtasche und wirft alles miteinander weit in den See hinaus.
    Dann wischt er mit der gewissen Routine den Sitz von der Fips mit seinen dicken Fäustlingen ab, die er Gott sei Dank immer im Wetterfleck mit sich führt, auch jetzt im Spätsommer, und er muss sagen:
    Ärgern tut ihn das jetzt im fortgeschrittenen Alter natürlich nicht mehr, weil er ja mittlerweile die gewisse innerliche Ruhe gewonnen hat. Aber Kruzifixnocheinmal! Kaum stehst in dieser Gegend einmal fünf Minuten deppert herum, schneit es dir schon wieder die Fips bis obenhin zu!
    Das wird ihm jetzt wieder gar nicht gut tun, weiß der Biermösel, wenn er auf dem feuchten und kalten Mopedsitz die Fahrt hinauf zum Schlevsky in Angriff nehmen muss. Da werden wieder alle schimpfen mit ihm, wenn sie dann mit den fürchterlichen Konsequenzen konfrontiert sein werden!
    Und Vollgas!

Blutsuppe
    Dem Biermösel ist nun keine Blutsuppe, wurscht welcher Blutgruppe, fremd. Er denkt nur:
    Gemetzel an den beiden Linienrichtergattinnen anno 1978 (Cordoba!) infolge einiger fragwürdiger Abseitsentscheidungen beim Derby. Da hat es auch ausgeschaut wie im Sauschlachthof, und die Anni hat vier Tage geputzt und einen 25-Liter-Kanister Meister Propper gebraucht, bis man die Mannschaftskabine wieder hat betreten können.
    Er denkt nur: Die erste Gattin vom Seebachwirt, die sich am Tag nach der mit allem Pomp zelebrierten Trachtenhochzeit sofort selbst mitsamt ihrer Goldhaube in den Kampfhundezwinger geworfen hat, weil ihr schlagartig (durch einen extremen Schlag vom Seebachwirten in der Hochzeitsnacht!) klar geworden ist, dass die Eheschließung mit diesem Seelenkrüppel ein gewaltiger Fehltritt gewesen ist. Ein relativ schnelles Einsehen zwar, jedoch trotzdem zu spät. Die Kampfhunde haben ganze Arbeit geleistet, eine selbst gebastelte Höllenmaschine leistet nicht halb so eine ganze Arbeit wie diese Kampfhunde. Nur die Goldhaube haben sie wieder ausgespuckt, die war einfach nicht zum Fressen.
    Er denkt nur: Der Chef von der Forstverwaltung, der nach einem dreiwöchigen All-inclusive-Urlaub in Bangkok mit 36 Kilogramm Plus auf seinen ohnehin schon stattlichen 130 Kilogramm Körpergewicht zurückgekommen ist. Wie er am darauf folgenden Montag mit der ganzen Lebensfreude von einem gut Erholten ins Büro gekommen ist und sich mit dem ganzen Fett von einem dramatisch Übergewichtigen auf den gasgefederten Schreibtischsessel gesetzt hat, war die Explosion infolge Gaskompression natürlich unausweichlich und in ihren Auswirkungen rektal fatal. Aber ohne Blutoper geht es anscheinend sowieso nicht mehr im Leben, davon ist er nach 35 Jahren im Dienst vollends überzeugt.
    Oder er denkt nur, wie er jetzt die Fips zum Flachdachneubau des Schlevsky hinlenkt: Bei dem Sauwetter lässt aber auch kein normaler Mensch das Fenster offen stehen!
    Ein offenes Fenster herunten im Keller ist meist schon der Bote vom Ungeheuerlichen,
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