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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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strahlenden Glanz Gottes nur noch wie ein Kind ausdrücken kann. Und beim Blick zurück vom höchsten Himmel auf die Erde musste Dante lächeln, weil sie ihm so winzig und armselig erschien, »die kleine Erde, wo wir so sehr toben«. 11 Hier geht es nicht darum, die Erde herabzusetzen oder das Leben abzuwerten, sondern Dante beruft sich auf den Blick aus Gottes Augen, der alles in die richtige Perspektive setzt. Und Dante deutet an, dass dies eins der Geschenke des Himmels ist: Wer nach Wissen hungert, dem verspricht der Himmel die vollständige Offenbarung der Natur der Dinge.
    In seinem Buch Heaven argumentiert Randy Alcorn, dass wir die Freuden des Himmels nicht einschätzen können,
weil wir keine Ahnung haben, wozu die Quellen der Allmacht imstande sind. Trotzdem möchte Alcorn uns den Himmel verständlich machen, und so erklärt er beharrlich, dass das übernatürliche Glück eine Fortsetzung des natürlichen ist. Es unterscheidet sich in der Größe, aber nicht in der Art. Unsere Erfahrung von Schönheit und Vortrefflichkeit auf der Erde ist ein Vorgeschmack auf den Himmel. Wenn wir an das Beste denken, was wir auf der Erde erlebt haben, und es uns dauerhaft fortgesetzt und vergrößert vorstellen, dann ist das der Himmel. Ja, Alcorn meint, dass es im Himmel Fußballspiele und erlesene Speisen geben wird. 12
    Indem er die Lehren Christi und der Bibel extrapoliert, geht Alcorn auf faszinierende Fragen ein, beispielsweise: Finden Familien im Himmel wieder zusammen? Oder: Gelangen auch Tiere dorthin? Da mein Buch von einer ganz anderen Art ist, kann ich ihm hier nicht weiter folgen. Meine eigene Position im Hinblick auf solche Überlegungen gleicht der des Thomas von Aquin. Auf die Frage, ob es im Himmel ein goldenes Buch gibt, in dem die Namen der Geretteten alphabetisch aufgelistet sind, antwortete Thomas, soweit er wisse, sei das nicht der Fall, doch könne es nicht schaden, daran zu glauben. Genau das sage ich Leuten, die mich fragen, ob ihr Papagei – »Ein heiliger Vogel! Er flucht nicht mal!« – wohl der ewigen Glückseligkeit teilhaftig wird: Ich weiß es wirklich nicht, aber es kann nicht schaden, daran zu glauben.
    Wir Christen können ofenbar der Versuchung nicht widerstehen, uns ein Bild davon zu machen, was im »nächsten Leben« oder in »der nächsten Welt« geschehen wird. Aber dieses Denken geht an der Bedeutung der Auferstehung
Christi ebenso vorbei wie an der Kraft seines revolutionären Denkens. Wir erkennen das, wenn wir uns eine Episode aus dem Lukasevangelium (17, 20 f.) vergegenwärtigen, in der Christus von den Pharisäern gefragt wird, wann denn das Reich Gottes komme. Er antwortet: »Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.« Was meint Christus damit? In allen Evangelien des Neuen Testaments werden die Ausdrücke »Himmelreich« und »Reich Gottes« synonym verwendet. So gesehen bedeuten die Worte Christi, dass das Himmelreich in gewisser Weise schon hier ist. Das ist eine merkwürdige, unfassbare, bestechende Vorstellung!
    Wir verstehen sie besser, wenn wir an die Gegensätze denken, die Augustinus in seiner Darstellung vom Gottes- und Menschenstaat schildert. Wir halten beide für verschieden, sehen im einen das himmlische Reich der Zukunft und im anderen das irdische Reich der Gegenwart. Aber wenn sie wirklich verschieden sind, dann müssen wir auf das ewige Leben noch endlos warten. Und genau so sieht es in anderen Religionen aus – alle Gläubigen harren aus. Das Leben selbst wird zu einer einzigen langen Warteschleife, einem frustrierenden menschlichen Dilemma, wie Samuel Beckett es symbolisch in seinem Schauspiel Warten auf Godot darstellt. Unter diesen Voraussetzungen scheint alles, was wir auf der Erde aufbauen, vergeblich zu sein, weil die Welt eines Tages zerstört wird und wir in eine andere Welt umziehen müssen. Aus dieser Sicht erfordert Gottes Plan die Vernichtung seiner ursprünglichen Schöpfung, damit er irgendwo anders etwas Neues aufbauen kann. Aber das ist ofenbar nicht die biblische Sicht der Ewigkeit. Augustinus selbst lehnt die totale Trennung der beiden Staaten ab und betont, dass der Gottesstaat den Standard oder die
Richtschnur für das Geschehen im Menschenstaat vorgibt. Der Menschenstaat sollte sich am Muster des Gottesstaates orientieren, auch wenn letzterer auf Erden nie vollkommen verwirklicht werden kann. Wenn wir Christen werden, dann werden wir nach der Überzeugung des Augustinus außerdem unverzüglich Bürger des Gottesstaates. Wir müssen
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