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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die meisten Darstellungen des Himmels nur Cherubim und Engelschöre zeigen, dann kann leicht die Vorstellung aufkommen, dass dort alle Leute ihren Dienst in der Harfenabteilung ableisten. In Miltons Paradise Lost (Das verlorene Paradies) ist der gerissene und durchtriebene Satan die bei weitem interessanteste Gestalt. In populären christlichen Darstellungen des Lebens nach dem Tod wirkt das Laster irgendwie glanzvoll, und die Tugend verliert all ihren Reiz.
    Aber so sollte es nicht sein, und Christus hat auch nicht erklärt, dass es so sein wird. Was Christus über die Hölle sagt, ist sehr wichtig, denn es gibt Leute, die ihn für zu freundlich und liebevoll halten, um jemals irgendjemanden in die Hölle zu schicken. Christus ist tatsächlich freundlich und liebevoll, aber er glaubt ganz gewiss an die Existenz der Hölle und erweckt nie den Eindruck, dass sie leer sein könnte. Im Matthäusevangelium (7, 13 f.) wird berichtet, dass Jesus von einem weiten und einem engen Tor sprach. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass viel mehr Menschen den breiten Weg zur Hölle gehen werden. Vielleicht um das abzuwenden, spricht Christus sehr ausführlich über die Hölle und betont ständig, wie schrecklich sie ist und wie wir vermeiden können, dort zu landen.
    Warum ist die Hölle so entsetzlich? Weil sie der Ort ist, wo sich Gott nicht aufhält. Und da Christus betont, dass alle guten Dinge von Gott kommen, folgt daraus, dass es in dem Reich, wo Gott nicht anwesend ist, nichts Gutes gibt. In der Darstellung Christi ist die Hölle kein Ort voller gehörnter Dämonen und Mistgabeln. Die Hölle ist der Ort, wo man genau das bekommt, was man will; und wenn wir etwas anderes als Gott wollen, dann beschreibt dieses
andere die Hölle für uns. In Dantes Inferno werden die Sünder im Kreis der Lust hilflos hierhin und dorthin gestoßen. Sie wollten die Vernunft dem Verlangen unterordnen, sie wollten »außer Kontrolle« sein, und genau das bekommen sie. Interessanterweise setzt Dante das Feuer in der Hölle nur sehr sparsam ein; im tiefsten Kreis sind Satan und seine engsten Anhänger in einem zugefrorenen See eingeschlossen. In Dantes poetischer Vorstellung ist die Hölle ein eisiger Wind, der uns von der wärmenden Liebe Gottes isoliert.
    Man kann sich die Hölle beispielsweise vergegenwärtigen, indem man sich die schlimmsten Dinge, die einem passieren könnten, als Dauerzustand vorstellt. Das wäre die Hölle, und vielleicht gleicht die Hölle dieser Vorstellung. Ich nehme die vielen Metaphern über Feuerkessel nicht wörtlich, aber ich nehme sie ernst. Wenn wir Christus glauben, dann ist die Hölle ein Ort, den wir lieber meiden sollten. Ich bezweifle, dass es dort irgendwelche Partys gibt, und auch die Gesellschaft dürfte nicht besonders interessant sein. C. S. Lewis hat sich die Hölle ausschließlich in Grautönen vorgestellt. Darin zeigt sich die ganze Banalität des Bösen. Ich hoffe, ich kann Hitchens noch davon überzeugen, dass die Hölle unendlich langweilig ist. Ich möchte, dass er sich einen Doktoranden vorstellt, der ihn ständig mit der Auforderung nervt: »Christopher, schau dir doch bitte meine 50 000 Seiten Dissertation zur Widerlegung der Dreieinigkeit an!« Ich möchte, dass Hitchens sich den Überdruss vorstellt, den er empfindet, wenn er immer wieder zurückbrüllt: »Um Himmels willen, halt dein Maul!«
    Auch der Himmel entspricht nicht unseren naiven Erwartungen und den landläufigen Vorstellungen. Wir sollten
nicht die Einstellung der alten Grönländer übernehmen. Sobald sie hörten, dass es dort keine Seehunde geben würde, sagten sie den Missionaren, dass sie nichts mit dem Himmel zu tun haben wollten. Ungeachtet der zweitausend Jahre christlicher Kunst müssen wir alle diese Vorstellungen von Cherubim und Harfen überwinden und uns auch von der Idee freimachen, dass körperlose Seelen dort an einer Art ewigem Gottesdienst teilnehmen. In Wirklichkeit gibt es keinen Grund, im Himmel Kirchen zu erwarten. Warum sollte es sie dort geben, wenn wir doch die göttliche Pracht direkt erfahren können? Was Moses versagt blieb – Gott von Angesicht zu Angesicht sehen zu dürfen –, wird dem Gläubigen versprochen. Die Gottesschau ist sicher der beste Teil des Himmels, und sie ist praktisch nicht zu beschreiben. Hier hilft uns der Intellekt nicht mehr weiter, sondern nur noch die Kunst. Dante kommt ihr im abschließenden Gesang seines Paradieses vielleicht am nächsten, wenn er beschreibt, dass er sich im
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