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Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Titel: Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
Autoren: Colin Powell
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2008 und der anschließenden Rezession einer Insolvenz bedrohlich nahe. Ich bin froh, dass ich diese gefährliche Klippe umschifft habe!
    Diese Versuchungen verblassen neben der Entscheidung, vor der ich 1995 stand, zwei Jahre nach meinem Ausscheiden aus der Army. In jenen beiden Jahren hielt ich mich von der Öffentlichkeit fern, genoss mein Privatleben, schrieb meine Memoiren und hielt Vorträge überall in den Vereinigten Staaten. Doch als mein Buch erschien und ich auf eine sechswöchige Lesereise ging, stieß ich auf mehr öffentliche Aufmerksamkeit als je zuvor. Der Andrang war überwältigend. Ich hätte nie mit einer solchen Resonanz gerechnet. Bei jedem Auftritt kam die Frage auf, ob ich für ein politisches Amt kandidieren würde. Die Leute sprachen über mich als einen möglichen Präsidentschaftskandidaten. Es war unglaublich schmeichelhaft.
    Obwohl ich niemals politische Ambitionen gehabt hatte, zwang mich das große öffentliche Interesse dazu, eine Kandidatur in Erwägung zu ziehen. Ich fragte mich, was ich tun sollte. Was war das Beste für mich, meine Familie, das Land? Ich wandte mich an Freunde und Experten, die mich zu einer Kandidatur drängten. Ein starkes instinktives Gefühl sagte mir, es sei meine Pflicht, mich aufstellen zu lassen. Ich hatte bestimmte Vorstellungen darüber, in welche Richtung sich das Land entwickeln sollte und wie man das, was meines Erachtens kaputt gegangen war, reparieren könnte. Aber ich war gespalten. Ein genauso starkes Bauchgefühl warnte mich, eine Präsidentschaftskandidatur hätte für mich schreckliche Konsequenzen.
    Die zwei Monate, in denen ich mit dieser Entscheidung rang, waren vielleicht die schwierigsten meines Lebens. Ich war total hin und her gerissen, verlor Gewicht, litt an Schlafstörungen. Meine Familie war geteilter Meinung, was mir die Entscheidung nicht leichter machte. Meine engsten Freunde rieten mir von einer Kandidatur ab, erklärten sich jedoch bereit, mich zu unterstützen, falls ich mich dazu durchringen würde. Sie kannten mich so gut, wie ich mich kannte, und waren der Meinung, ein Präsidentschaftswahlkampf wäre nicht das Richtige für mich.
    Aber ich musste die Entscheidung treffen. Was letztlich den Ausschlag gab, war die Tatsache, dass ich keinen einzigen Morgen mit dem Gefühl aufwachte, Präsident sein zu wollen, oder mit dem Feuer und der Leidenschaft, die man für einen erfolgreichen Wahlkampf braucht. Ich war kein Politiker. Das war einfach nicht meine Sache. Sobald ich mich mit dem abfand, was mein instinktives Gefühl mir sagte, war die Entscheidung klar, der Willensentschluss leicht.
    Ich werde fast täglich gefragt, ob ich irgendetwas bereue. Die Antwort lautet nein. Es war meine Wahl, die Wahl meiner Familie, und es war die richtige Wahl. Ich bereue nichts und habe keinen Grund, die Entscheidung im Nachhinein anzuzweifeln. Es ist für mich ein abgeschlossenes Kapitel, und ich habe andere Tätigkeiten gefunden, die mein Bedürfnis befriedigen, meinem Land zu dienen. Ich habe viele Menschen enttäuscht, andere wiederum freuten sich. Es war meine Entscheidung, und so musste es sein.

Auf Kleinigkeiten achten
    In Amerika gibt es das Sprichwort: »Weil ein Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren; da das Hufeisen fehlte, ging das Pferd verloren; weil das Pferd fehlte, ging der Ritter verloren …«, bis schließlich das ganze Königreich verloren geht. Das Sprichwort erinnert uns daran, dass scheinbar ganz unbedeutende Ereignisse weitreichende Folgen haben könnten.
    Der Erfolg basiert letztlich auf Kleinigkeiten, einer Vielzahl von Kleinigkeiten. Führungspersonen brauchen ein Gespür für Kleinigkeiten – ein Gefühl dafür, was in den Tiefen einer Organisation, wo sich die kleinen Rädchen drehen, vor sich geht. Je höher Sie aufsteigen, umso stärker werden Sie durch Pomp und Mitarbeiter isoliert und umso schwieriger und zugleich notwendiger wird es, zu wissen, was sechs Stockwerke tiefer stattfindet.
    Eine Möglichkeit besteht darin, die Führungsetage mit ihrem Flitter und Tand zu verlassen und sich buchstäblich in die Eingeweide der Organisation zu begeben. Sagen Sie niemandem, dass Sie kommen. Vermeiden Sie Vorankündigungen, die eilige Aufräumaktionen, hektische Vorbereitungen und PowerPoint-Präsentationen auslösen. Ja, manchmal müssen Sie Menschen vorab informieren, damit sie ihre Häuser herausputzen, als ob sie sie verkaufen wollten. Aber ich habe es immer vorgezogen, einfach reinzuschneien und
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