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Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Titel: Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
Autoren: Colin Powell
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Einheit tut oder nicht tut und was Sie tun oder nicht tun«, die Verantwortung zu übernehmen. Da Sie letztlich die Verantwortung tragen, sollten Sie sicherstellen, dass es wirklich Ihre Entscheidung ist und dass Sie sich nicht dem Druck und den Wünschen anderer beugen.
    Das bedeutet nicht, dass Ihre Entscheidung eine einsame sein muss. Ersuchen Sie andere um Rat, aber seien Sie sich bewusst, dass Menschen nur zu gern Ratschläge geben und überzeugt davon sind, sie wüssten, wie Sie sich entscheiden sollten. Doch Ihre Entscheidung wirkt sich oftmals auf sie aus, und sie drängen Sie in eine Richtung, die mehr in ihrem eigenen als in Ihrem Interesse ist. Vergessen Sie nie, dass Ihr sachkundiger Instinkt für gewöhnlich die solideste Grundlage für eine Entscheidung ist.
    Natürlich liegt es nicht immer an Ihnen, eine Entscheidung zu treffen. In der Army zum Beispiel verlangt die Dienstpflicht manchmal, dass man sich den Entscheidungen anderer fügt.
    Im Jahr 1985 wurde ich als Befehlshaber einer Infanteriedivision in Deutschland ausgewählt. Ich wollte diesen Job unbedingt – es ist der Traumjob jedes Infanterieoffiziers, und ich wollte unbedingt wieder als Truppenkommandeur arbeiten. Aber die Army entschied, ich solle im Pentagon bleiben und weiterhin als oberster Verbindungsoffizier von Verteidigungsminister Caspar Weinberger dienen.
    Ein Jahr später konnte ich das Pentagon verlassen und das Kommando über ein Army Corps, eine noch größere Einheit, in Deutschland übernehmen. Ich war hocherfreut, aber nach sechs Monaten wurde ich nach Washington zurückbeordert, wo ich den Posten eines Stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberaters übernehmen sollte. Da ich den Eindruck hatte, dies wäre das Ende meiner militärischen Laufbahn, widersetzte ich mich. Wenn es so wichtig war, sollte mich dann nicht der Präsident anrufen? Er tat es, und ich verließ mein Korps. Elf Monate später wurde ich für die verbliebene Amtszeit von Präsident Reagan Nationaler Sicherheitsberater.
    An den Entscheidungen, die die Army für mich traf, lässt sich kaum etwas aussetzen. Die meisten erwiesen sich als ausgezeichnet. Aber seit meinem Ausscheiden aus der Army konnte ich stärker meinen eigenen Instinkten folgen und eigenverantwortlich entscheiden.
    Leicht lässt man sich durch Schmeicheleien dazu bewegen, einen bestimmten Job zu machen. Nach meinem Ausscheiden aus dem State Department wurde ich von großen Konzernen mit Angeboten für Spitzenpositionen umworben, die meisten davon in der Finanzwelt. Die finanziellen Anreize waren umwerfend und die Aufgaben nicht wahnsinnig anspruchsvoll. Man sagte mir, ich bräuchte nichts über Bankgeschäfte, Finanzwirtschaft oder exotische Finanzinstrumente wie Hedgefonds oder Derivate zu wissen. Experten würden mir zur Seite stehen. Eine Investmentbank umwarb mich äußerst hartnäckig, sie hob mehrfach das Honorar an und sicherte mir einen klangvollen Titel zu. Die Angebote waren eindeutig verlockend.
    Ich wusste den finanziellen und gesellschaftlichen Wert dieser Positionen durchaus zu schätzen. Aber mein Instinkt sagte nein. Wollten sie mich wegen der Leistung, die ich für sie bringen konnte? Oder wollten sie mich wegen meines Namens und der Prominenz, die ich ihnen verschaffen könnte? Mein Instinkt sagte mir, dass ich in erster Linie ein Türöffner und ein Gastgeber von Abendessen sein würde. Und die Wahrheit war, dass ich keinerlei praktische Erfahrungen oder Kenntnisse hinsichtlich dieser Branche besaß, und ich hatte auch keinerlei Bedürfnis, mir welche anzueignen. Die Finanzbranche interessierte mich einfach nicht. Letzten Endes waren mir meine Flexibilität und Unabhängigkeit wichtiger. Sie gaben sich große Mühe, eine Entscheidung für mich zu treffen, aber ich bestand darauf, selbst zu entscheiden.
    Einer meiner besten Freunde half mir, meinen Instinkt zu schärfen. Beim Mittagessen hörte er mir aufmerksam zu, als ich die verschiedenen Angebote erklärte. Seine Antwort war schlicht: »Warum solltest du das T-Shirt von jemand anderem tragen? Du bist deine eigene Marke. Bleib frei und trag dein eigenes T-Shirt.«
    Wie sich zeigte, lag mein Instinkt nicht nur richtig, was meine unmittelbare Entscheidung betraf, vielmehr war er auch vorausschauend. Der größte Teil der versprochenen finanziellen Belohnung, die ich mir entgehen ließ, erwies sich als Märchengeld. Firmen, die mir Spitzenjobs angeboten hatten, gingen entweder pleite oder kamen im Zuge des Börsencrashs von
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