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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber
Autoren: Natalie Rabengut
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nackt gesehen. Also fast komplett.«
    Robert zog scharf die Luft ein. »Hatten wir uns nicht geeinigt, dass ich sie als Erster haben kann?«
    »Keine Sorge, ich habe nicht mit ihr geschlafen, sie war nur in der Badewanne. Und ich habe ihr mit den Whirlpooldüsen geholfen, weil ich es ihr zuerst wahrscheinlich aus Versehen falsch erklärt habe.«
    Robert lachte leise. »Aus Versehen, ich verstehe.«
    Sie spürte förmlich, wie er fragen wollte: Und? Wie sieht sie aus? Aber er tat es nicht. Und sie wollte ihn nicht noch länger quälen. »Sie sieht umwerfend aus, kleine Brüste, tolle Nippel, flacher Bauch. Mehr konnte ich nicht sehen, aber es hat gereicht, dass ich sofort in mein Zimmer gerannt bin und Mr Joe zu Hilfe nehmen musste.«
    Robert stieß einen anerkennenden Pfiff aus, denn er wusste, dass Mr Joe Chloes Spitzname für den Vibrator war. Sie benutzte diesen Namen gern, wenn sie mit Freunden in der Öffentlichkeit über solche Themen redete. Außerdem hatte er Mr Joe auch schon persönlich kennengelernt.
    »Und du bist sicher, dass sie in meinen Kurs kommen wird?«, fragte er abschließend.
    »Dafür werde ich schon sorgen. Immerhin bist du ja wirklich ein guter Dozent, da muss ich ja nicht lügen. Wenn vielleicht auch mit etwas zweifelhaften Methoden.«
    »Hast du telefoniert?«
    »Was?«, fragte Chloe verwirrt und kam hinter einer Schranktür hervor.
    »Sorry, ich will nicht neugierig sein, oder so, ich dachte nur vorhin, ich hätte Stimmen gehört.« Laura lächelte entschuldigend.
    »Ach das, ja, ich habe tatsächlich telefoniert. Ein Freund hat angerufen und wollte unbedingt noch vorbeikommen. Aber ich habe gesagt, dass wir noch jede Menge auspacken müssen und ich schon in meinem Gammel-Outfit bin.« Chloe drehte eine Pirouette, damit Laura die Jogginghose und das viel zu große ausgewaschene T-Shirt von allen Seiten bewundern konnte. Sie musste lachen.
    Chloe nahm noch einen Stapel Pullover aus dem Karton und legte ihn auf den Boden. »Und, ich will meine neue Mitbewohnerin ja auch erst noch ein bisschen besser kennenlernen, bevor meine Piranha-Freunde über sie herfallen.«
    Laura winkte ab. »So schlimm werden sie schon nicht sein, wenn alle so nett und hilfsbereit sind wie Carl. Und er ist sich auch ganz sicher, dass er schwul ist?«
    Chloe bejahte, und Laura verzog das Gesicht, als hätte sie Zahnschmerzen.
    »Was ist das denn?« Chloe lachte auf, und Laura lief rot an wie eine Tomate. Chloe hielt nämlich ein uraltes Shirt von ihr in der Hand, derart ausgewaschen, dass man kaum noch erkennen konnte, dass es einmal rot gewesen war. Alle Ränder waren komplett ausgefranst, weil sich die Nähte im Laufe der Zeit aufgelöst hatten.
    »O Gott, ich wollte es eigentlich aussortieren, bevor ich ausgezogen bin. Aber meine Mutter hat bei jedem einzelnen Teil, das ich entsorgen wollte, so einen Aufstand gemacht, dass ich es lieber gelassen habe und erst hier alles wegschmeißen wollte. Hab ich dann wohl vergessen.«
    Chloe nickte verständnisvoll. »Ich helfe dir, einfach schnell die Sachen durchzusehen. Ist ruck, zuck erledigt. Die Mülltonnen werden sowieso morgen geleert, dann schmuggeln wir die Sachen heute Abend einfach noch schnell rein.«
    Am Ende standen beide etwas ratlos im Zimmer herum.
    »Tja«, sagte Laura.
    »Hm«, machte Chloe und starrte immer noch verwundert auf den verschwindend kleinen Stapel Klamotten, der das Aussortieren überlebt hatte.
    Laura hatte festgestellt, dass sie kaum noch intakte Sachen hatte. Und was noch schlimmer war: Die wenigen, die nicht kaputt waren, hatten vielleicht zu dem Landei gepasst, das in einem Supermarkt jobbte, aber nicht zu der Kunststudentin, die in der tollen Wohnung in London wohnte. Einen Moment lang war ihr nach Heulen zumute gewesen. Chloe war auch etwas schockiert gewesen, zum einen darüber, dass Laura prinzipiell keinen Stil hatte, und zum anderen, wie wenig übriggeblieben war.
    Sie sah den traurigen Ausdruck in Lauras Gesicht. »Alles okay, Herzchen?«
    Laura zog die Nase hoch und nickte. »Ich weiß auch nicht, ich hatte mir meinen Anfang in London so toll und glamourös ausgemalt, und jetzt sieht’s eher nach Aschenputtel aus.« Sie betrachtete traurig den Haufen auf dem Boden, dann griff sie nach einem Müllsack und begann, die aussortierten Sachen hineinzustopfen. »Ich schulde dir noch ein Abendessen. Sollen wir was beim Chinesen bestellen? Vielleicht lenkt mich das ab.«
    Chloe nickte und ging die Karte des Lieferservice holen. Nachdem sie
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