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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Autoren: Peter Freund
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darauf deutlich zu erkennen. Der Rote Tod starrte sie böse an, und er glich dem Hausdiener von Longolius aufs feuerrote Haar. Man konnte glauben, dass es sich bei Konrad Köpfer und dem vom Kaplan gezeichneten Scharfrichter um ein und dieselbe Person handelte. Was natürlich völlig ausgeschlossen war – oder sollte der Rote Tod tatsächlich ein Wiedergänger sein? Siedend heiß erinnerte Laura sich an das geöffnete Grab auf dem Schindacker… Sie musste sich zwingen, die Gedanken, die in ihrem Kopf durcheinander wirbelten, zu unterdrücken, denn es war ein völlig unpassender Zeitpunkt, um sich damit zu befassen. Schließlich hatte sie ihre wichtigste Aufgabe noch immer nicht erfüllt.
     
    Laura nahm Sturmwind mit auf ihre Reise nach Aventerra. Und natürlich auch Alarik, der es kaum erwarten konnte, endlich in seine Welt zurückzukehren.
    Obwohl diesmal gleich zwei Reiter auf seinem Rücken saßen, hatte der weiße Hengst nicht die geringste Mühe, die Wasser des Drudensees zu überwinden und mit einem ebenso kühnen wie unerklärlichen Sprung auf die kleine Insel zu gelangen. Umhüllt von gleißendem Nebel, stand die endlose Lichtsäule, die die magische Pforte barg, über deren Zentrum. Wie schon zur Wintersonnenwende hatte sich auch diesmal eine schmale Schneise im undurchdringlichen Gehölz des Eilands gebildet, sodass der Schimmel die Pforte ungehindert erreichte.
    Laura warf einen letzten Blick zum nächtlichen Himmel – es würden noch mindestens zwei Stunden vergehen bis zum Sonnenaufgang. Sie drehte den Kopf und sah über die Schulter zu dem Jungen, der hinter ihr saß und wieder die vertraute Kleidung angelegt hatte. »Bist du bereit?«
    Alariks Augen leuchteten. »Ja, Laura, ich bin bereit.« Unter der Weste des Knappen bewegte sich etwas, und dann lugte Schmatzfraß neugierig daraus hervor. Seine Knopfaugen funkelten, als er Laura sah, und er fiepte aufgeregt.
    Das Mädchen lächelte und trieb Sturmwind mit leichtem Schenkeldruck an. Der Hengst tat einen Satz, und Laura tauchte ein in das Licht. Wohin sie auch blickte, trat ihr ein Gleißen entgegen – und dennoch gab es nichts, was ihre Augen blendete. Ringsum erstreckte sich ein Meer aus unendlichem Weiß, das kein Ende zu nehmen schien.
    Als Laura in die Fluten des Lichts eintauchte, um sich dem Spiel der funkelnden Wellen zu überlassen, fühlte sie sich emporgehoben von wärmenden Wogen. Alles tanzte, alles verströmte Leichtigkeit. Sie spürte ihren Körper nicht mehr, und ihre Ängste und Sorgen schwebten davon. Alle Erdenschwere fiel von ihr ab, und ihr war, als wehe sie sanft wie der Wind jenseits der Zeiten dahin, und nichts in ihr hätte sich dagegen gewehrt, wenn die Reise zwischen den Welten ewig angedauert hätte. Da trat Sturmwind aus der Pforte.
     
    L aura wusste, dass sie auf Aventerra angekommen war. Denn hoch oben am Firmament, das sich über ihr wölbte, stand das Siegel der Sieben Monde.
    Sie befand sich inmitten eines großen Talkessels. Es musste sich um das Tal der Zeiten handeln, wie Aurelius Morgenstern seiner Schülerin erklärt hatte. Kaum hatte Laura sich umgesehen, da bemerkte sie, dass sie schon erwartet wurde.
    Auf den Hügelketten, die das Tal säumten, waren zwei riesige Heere aufgezogen. Zahllose Krieger in weißen Rüstungen hatten sich auf den Erhebungen an der Nordseite aufgereiht, während endlose Kolonnen schwarz gekleideter Ritter auf den südlichen Hügeln Stellung bezogen hatten. Mit ausdruckslosen Gesichtern starrten die Krieger hinunter auf die beiden Grüppchen, die sich an der magischen Pforte gegenüberstanden.
    Die Vertreter des Lichts waren zwei Männer und eine Frau auf weißen Pferden. Laura hatte die drei noch nie gesehen, und dennoch wusste sie, dass sie Elysion, dem ehrwürdigen Hüter des Lichts, seinem Weißen Ritter Paravain und der Heilerin Morwena gegenüberstand.
    Kaum ein Dutzend Galoppsprünge von ihnen entfernt warteten zwei Männer auf pechschwarzen Streitrössern: Borboron, der Schwarze Fürst, und ihr Vater.
    Papa! Lauras Herz tat einen Sprung, doch dann begann es zu rasen, sodass sie fürchtete, es könne aussetzen. Borboron hatte Wort gehalten. Er hatte ihren Vater mit zur Pforte gebracht und erwartete nun, dass sie das Versprechen erfüllte, das sie ihm in ihrer grenzenlosen Verzweiflung gegeben hatte.
    Das Versprechen, den Kelch in seine Hände zu legen! In die Hände eines Herrschers, der danach trachtete, die Macht an sich zu reißen und die Erde zu vernichten…
    Alarik
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