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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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Haustier von jemandem unterhalten.
    »Der? Halb Pitbull und halb Fleisch unbekannter Herkunft.«
    Ausschließlich Muskeln und kein Herz.
    In Wahrheit wusste Griffin nicht, was für ein Hund Duke war. Er sah aus, als wäre er aus einem halben Dutzend verschiedener Hunde zusammengesetzt worden, und von denen immer nur die hässlichsten Teile. Er hatte das kurze seidig glänzende Fell eines Pitbulls, war braun-gold gestromt, wobei die Narben seiner Kämpfe das Tigeraugenmuster verunzierten. Ein Ohr war aufgerichtet, und das andere hing runter. Seine Beine waren ein bisschen zu kurz und sein Schwanz passte überhaupt nicht zu solch einer Hundebestie, er war flauschig und geringelt. Mit seinem herabhängenden Augenlid sah Duke so hinterhältig aus, als würde er ständig etwas im Schilde führen.
    Als sie jetzt Richtung Haus liefen, war Griffin merkwürdig froh, dass Cheyenne nicht sehen konnte, wie sie wohnten. Allein dass sie neben ihm war, genügte, damit er den ganzen Ort so sah, wie es vielleicht ein Fremder tun würde.
    Es war lange her, dass ein Fremder hier gewesen war. Roy mochte Fremde nicht besonders.
    Das Haus lag ein gutes Stück von der Straße entfernt. Am Ende der Zufahrt, wo Griffin den Escalade abgestellt hatte, stand die Scheune. Eine der Türen war offen. Drinnen gab es Kompressoren, Schweißwerkzeug, eine Hebebühne und einen verbeulten Tieflader. Meistens arbeiteten sie dort, aber die überschüssigen Sachen lagen auf dem Rasen verteilt. Nur dass es gar nicht wirklich ein Rasen war. Kahle Stellen wechselten sich mit Unkraut ab. Hier lag eine Stoßstange, da eine Autotür. Hinten am Zaun stand ein Minivan, der um seine Räder erleichtert worden war und eher wie eine zerdrückte Schuhschachtel aussah.
    Vor langer Zeit, als Griffins Dad noch Arbeit gehabt hatte, hatte er an den Wochenenden neben anderen Dingen auch schon als Freizeitmechaniker gearbeitet. Dann wurde er gefeuert und eines ergab das andere, und TJ und Jimbo wurden seine Mitarbeiter, wenn man sie überhaupt so nennen konnte. >Hehlerwerkstatt< hörte sich irgendwie organisiert an, wie ein Fließband der Diebe. Aber davon waren sie weit entfernt. Nimm ein paar Kerle mit keiner Frau in Sicht, tu Autos und Autoteile und Maschinen und Werkzeuge dazu, und du hast das Rezept für ein echtes Chaos.
    Die Leute, die hier draußen wohnten, stellten ihre verrosteten Pick-ups einfach auf Blöcke in die Zufahrt oder ließen ihre alte Waschmaschine auf irgendeinem Feld in der Versenkung verschwinden. Griffins und Roys Zuhause sah nur ein kleines bisschen schlimmer aus als die der meisten anderen. Aber falls das Gesetz nach dem Rechten sehen würde, waren die meisten Arbeiten aus den Augen, aus dem Sinn. Die Scheune versteckte ihre Machenschaften vor neugierigen Blicken. Selbst von der Luft aus konnte niemand etwas entdecken. Und wenn von einem Fahrzeug erst einmal alle brauchbaren Teile abgeschraubt waren, holten TJ und Jimbo den Bagger raus und vergruben den Rahmen hinten auf dem Grundstück.
    Westlich der Scheune stand das Haus. Es war ein paar Jahrzehnte jünger als die Scheune, aber es brauchte schon so lange einen Anstrich, wie Griffin denken konnte. Die Farbe löste sich mittlerweile von der Wand und wellte sich in lange rostrote Streifen.
    Hinter dem Haus erhoben sich bewaldete Hügel, wo niemand merkte, wenn man ein Reh außerhalb der Saison schoss. Zwischen den Nadelbäumen waren ein paar Laubbäume verstreut, die im Herbst orange und rot leuchteten, jetzt waren sie karg und kahl. Im Wald gab es hauptsächlich sattgrüne Kiefern und Douglastannen. Irgendjemandem gehörte das Land, der Regierung vielleicht oder einem reichen Typen aus dem Osten. Griffin hatte schon beide Versionen gehört. Aber wer auch immer der Eigentümer war, er war noch nie vorbeigekommen, und so fühlte es sich für Griffin an, als wäre es sein ganz privater Wald.
    Cheyenne blieb an einer Kurbelwelle hängen und stolperte gegen Griffin.
    »’tschuldigung, ’tschuldigung«, nuschelte er. Es war gar nicht so leicht, nach vorne zu schauen und gleichzeitig im Auge zu haben, über was sie stolpern könnte. Schuldbewusst lenkte er sie um ein kaputtes Getriebe, einen Scheibenwischer und einen Tankdeckel herum.
    Sie kamen zu den Eingangsstufen. Gerade noch rechtzeitig sagte er: »Achtung Stufe.«

Geheimnisse in Waffen verwandeln
    Das Haus roch muffig, nach Schimmel, Frühstücksspeckfett und nach Zigaretten. Die Böden waren blank. Durch das Geräusch ihrer Schritte wusste
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