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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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hat die Schlüssel stecken lassen.«
    »Verdammt!« Das gleiche Wort, diesmal war es aber mit Respekt gefüllt. »Aber was ist mit deinem Gesicht passiert?« Gut, sie hatte Griffin also verletzt.
    Dann musste der andere Mann bemerkt haben, dass etwas unter der Decke steckte, denn sein Tonfall änderte sich. »Was zum Teufel ist das auf dem Rücksitz?«
    »Ein Mädchen.«
    »Du hast ein Mädchen umgebracht!« Fassungslosigkeit.
    »Nein, nein«, sagte Griffin schnell. »Sie ist nur gefesselt. Sie lag im Auto - auf dem Rücksitz. Ich hab sie erst nicht gesehen. Und als ich sie dann doch bemerkt habe, da war es schon zu spät. Also musste ich sie mitbringen.«
    Es klatschte. Der andere Mann musste Griffin gerade geohrfeigt haben, begriff Cheyenne.
    »Also hast du sie hierher gebracht? Das war ja wirklich mal eine tolle Idee. Warum überrascht es mich nicht, dass dir das eingefallen ist?«
    »Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«, jammerte Griffin. »Fünf Minuten später und es hätte vor Polizisten nur so gewimmelt. Ich musste so schnell wie möglich weg. Ich warte einfach bis heute Abend und werf sie auf einer Holzabfuhrstraße raus. Und dann verschwinde ich von da.«
    »Du Trottel! Sie weiß, wie du aussiehst. Und jetzt war sie hier ... Ich muss es dir ja wohl nicht erklären. Sie wird sagen, wer wir sind. Sie wird die Bullen herführen. Willst du mich in Schwierigkeiten bringen?«
    »Aber Dad, sie ist blind!«
    Dad?

 
Falls das Gesetz nach dem Rechten sehen würde
    »Gib mir ihre Tasche«, verlangte Roy. Er streckte seine Hand aus. »Mal nachschauen, wer sie ist.« Er war noch immer wütend, so viel stand fest, aber Roy war eigentlich immer ein kleines bisschen wütend.
    Die Frage ist, wie wütend er war, dachte Griffin, während er seinen Vater vorsichtig ansah. Seine Wange brannte noch immer.
    »Ich weiß schon, wer sie ist. Sie heißt Cheyenne Wilder.«
    Er stieg aus dem Wagen. Roy ging einen Schritt auf ihn zu und stand ihm nun direkt gegenüber, Nase an Nase, was ihn einigermaßen überraschte. Seit wann war er mit seinem Dad auf gleicher Augenhöhe? Duke spürte die Spannung und knurrte.
    Griffin wich zurück und hob kapitulierend die Hände. Roy spuckte Tabak aus der Seite seines Mundes. Roys Körper bestand nur aus Tattoos und Muskeln. Trotz der Kälte war er angezogen wie immer - er trug eine offene schwarze Harley-Lederweste über einem Flanellhemd, die Ärmel des Hemds waren abgerissen und die fransigen Ränder zeigten Roys pralle Muskeln. Die runde Kautabakdose in seiner Brusttasche zeichnete sich auf dem Karomuster leicht ab.
    Jimbo und TJ kamen aus der Scheune. Griffin war dankbar für die Ablenkung.
    »Wow! Was ist das denn?«, fragte Jimbo und schüttelte bewundernd den Kopf. Obwohl sein Körper eine gute Isolationsschicht hatte, zog er immer total viel an und sah damit aus wie ein Michelin-Männchen. Jimbo fror ständig. »Eine Kleinigkeit, die du beim Einkaufen mitgenommen hast?«
    »Krass«, sagte jetzt auch TJ. TJ war spindeldürr und klein, nicht viel größer als Cheyenne. Sein langer schmutzig-blonder Pferdeschwanz schaute hinten aus seiner Baseballkappe raus.
    »Nur gibt es da ein Problem«, sagte Roy. Die Röte in seinem Gesicht hatte etwas abgenommen. »Das Auto ist mit einem kleinen Extra ausgestattet. Einem Mädchen.«
    »Ein Kind«, sagte Griffin. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er das betonen musste. Er sah schon, wie TJ seine Ohren spitzte, und wollte nicht, dass er auf falsche Ideen kam. »Und außerdem ist sie blind, also hat sie nichts gesehen.«
    Die beiden Männer linsten durch das halb offene Fenster. Cheyenne lag vollkommen still unter der Decke. Griffin hoffte, dass sie nicht genau verstand, was sie sagten.
    »Also, sie ist wirklich blind?«, fragte TJ laut.
    Griffin sah, wie Cheyenne unter der Decke zusammenzuckte.
    Jimbo stieß TJ an. »Er hat >blind< gesagt, Dummkopf, nicht >taub<.«
    Roy drehte seinen Kopf zur Seite und spuckte Tabaksaft aus. »Hast du die Nummernschilder ausgetauscht?«
    »Hey, ich hab nicht gewusst, dass ich ein Auto finden würde. Ich hatte keine dabei.«
    »Wo ist der Honda?«
    Griffin wollte nicht antworten, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. »Ich musste ihn dortlassen.«
    »Und wo steht er? Erzähl mir jetzt bloß nicht, irgendwo in der Nähe, wo du den hier herhast.«
    »Der Honda steht ganz hinten, bei Borders«, sagte Griffin. »Und der Escalade stand auf der komplett anderen Seite vom Parkplatz.«
    »Wir können ihn
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