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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird
Autoren: April Henry
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nicht über Nacht dalassen, sonst sieht noch jemand einen Zusammenhang zwischen einem Auto, das auf dem Parkplatz zurückgelassen wurde, und einem anderen, das gestohlen worden ist.« Roy dachte kurz nach. »Gib den beiden die Schlüssel. Ihr zwei könnt den Pick-up nehmen, fahrt raus zum Woodlands und bringt den Honda zurück.«
    TJ und Jimbo waren einverstanden, zumindest murmelten sie was in der Richtung. Griffin warf Jimbo die Schlüssel zu und die beiden Männer schlenderten zum Pick-up. Als sie außer Hörweite waren, drehte Roy sich zu ihm.
    »Du stürzt uns ins Unglück, weißt du das? Bring sie jetzt erst mal ins Haus. Lass ihre Hände zusammengebunden, bring sie irgendwohin, wo sie keine Schwierigkeiten machen kann, und dann komm wieder raus. Ich stell den Escalade in die Scheune. Benutz keine Namen und sag ihr bloß nicht, wo wir sind. Wir beide müssen darüber reden, was wir machen. Aber nicht vor ihr.«
    Als Griffin die Autotür öffnete und sich reinlehnte, war Cheyennes Körper ganz starr. Und als er die Decke wegzog, rieb sie ihre Wange an dem gestreiften Schal, den sie über ihrem Mantel um ihren Hals gebunden hatte. Sie wischte sich wohl gerade Tränen weg. Trotzdem sah man noch die Feuchtigkeit auf ihrem roten Gesicht. Komisch, dass sie weinen konnte, wo ihre Augen doch sonst nicht funktionierten.
    Er half ihr beim Hinsetzen und sagte dann: »Ich werde jetzt den Schnürsenkel um deine Füße durchschneiden. Beweg dich also nicht.« Er holte sein Messer raus und klappte die Klinge aus. Dann legte er eine Hand zwischen ihre Fußknöchel, knapp unter dem straffen Schnürsenkel, damit er sie nicht versehentlich schnitt, falls er ausrutschte. Er spürte, wie sie zitterte.
    Nachdem er den Schnürsenkel durchgeschnitten hatte, flüsterte sie: »Gib mir einfach meinen Stock und lass mich gehen. Ich sage auch niemandem ein Sterbenswörtchen. Versprochen.«
    Er antwortete nur kurz mit Nein und konzentrierte sich darauf, ihr die schnürsenkellosen Schuhe überzuziehen.
    »Dann heute Nacht, wenn alle schlafen.«
    Er schüttelte den Kopf und dann fiel ihm ein, dass sie ihn nicht sehen konnte. Aber sie musste die Bewegung gespürt haben. Sie presste ihre Lippen aufeinander, bis sie eine dünne, weiße Linie waren.
    Griffin ließ die Handtasche und den Stock auf dem Boden liegen und half Cheyenne aus dem Auto. Duke, der Fremde nicht gewohnt war, bellte plötzlich wie verrückt. Er warf sich in die Kette, bis sie komplett gespannt war.
    Die meisten normalen Menschen wären zurückgewichen oder hätten versucht wegzurennen und Duke dadurch noch mehr gereizt. Cheyenne aber blieb mit zur Seite geneigtem Kopf stehen - völlig regungslos.
    Der Hund wusste wohl nicht, was er davon halten sollte. Griffin bezweifelte, dass er jemals einen Menschen getroffen hatte, der ihm nicht entweder mit Angst oder mit Fußtritten begegnet war. Fußtritte mit Stahlkappenschuhen. Duke hörte mit dem Bellen auf und beäugte Cheyenne, begleitet von einem tiefen Knurren, das aus seiner Kehle grollte. Roy starrte erst Duke an, dann glitt sein Blick zwischen dem Hund und Cheyenne hin und her. Soweit sich Griffin erinnern konnte, war es das erste Mal, dass Duke in der Gegenwart eines Fremden mit Bellen aufhörte.
    Einfach gesagt: Duke mochte keine Veränderungen. Wenn ein Auto die Straße entlangfuhr, wussten sie das schon eine Weile, bevor es zu sehen war. Und es konnte auch niemand auf ihrem Grundstück rumlaufen, ohne dass Duke sich bellend und knurrend in seine Kette warf, so weit sie reichte. Der Hund ließ sich bloß von Roy und Griffin füttern, und das auch nur gerade so. Jeder andere, der zu nah kam, riskierte, dass er ein Körperteil verlor.
    Roy hatte Duke nicht gekauft und ihn auch nicht aus einem Tierheim geholt. Er hatte ihn von einem Kunden bekommen, der alles Mögliche verkaufte. Der Typ hatte einen großen blutigen Verband am Oberarm gehabt und war auf Abstand zu Duke geblieben. Entspannt hatte er sich erst wieder, als er hinter dem Lenkrad seines Lastwagens saß und die Metalltür zwischen ihm und dem Hund lag.
    Duke war genau die Art von Hund, nach der Griffins Dad gesucht hatte.
    »Ruhig, Junge«, sagte Griffin jetzt in die Stille und tat so, als verhielt sich Duke wie immer. »Sie gehört zu uns.« Dann schubste er das Mädchen weiter. »Wir müssen dich ins Haus bringen.«
    Sie liefen los. Griffin ließ seine Hand auf ihrem Arm.
    »Was für ein Hund ist er?«, fragte Cheyenne so ruhig, als würden sie sich über das
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