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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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ist das ein Kinderspiel für ihn. Ich fühle mich total schwach. Ich hoffe nur, dass ich die Kraft aufbringe, das Nötige zu tun, falls ich eine Chance dazu bekomme.
    Ich muss mir eine Chance verschaffen.
    Denn wenn er mich erst aus dem Krankenhaus rausgebracht hat, ist es vorbei.
    Er arbeitet bestimmt nicht allein. Wie gesagt, eine Menge Leute sind hinter mir her. Da sind die Typen, die mich für das, was ich getan habe, umbringen wollen. Die Feinde meiner Feinde. Und dann noch die, die mich lebendig haben wollen. Aber nur damit sie mich foltern können, um zu erfahren, was sie wissen wollen. Und wenn sie das rausgekriegt haben, werden sie mich auch umbringen.
    Es ist also so oder so übel.
    Ich muss was tun. Ich muss mir was einfallen lassen. Ich muss eine Möglichkeit finden, den Kerl auszuschalten. Er ist an der Tür stehen geblieben und schaut sich um. Draußen ist auch niemand. Er trägt mich mühelos den Flur runter. Ich hänge schlaff in seinen Armen. Aber ich denke schnell.
    Er kann mich nicht durch den Haupteingang rausschleppen. Er muss einen Seitenausgang finden. Vielleicht nimmt er denselben Weg, auf dem er sich reingeschmuggelt hat. Die Frage ist: Wo will er hin? Ich war bisher noch nie in diesem Krankenhaus. Aber ich kenne die Straßen drum herum.
    Die kenne ich gut, Bigeyes. So gut wie die ganze Stadt.
    Ich überlege. Welchen Weg würde ich nehmen, wenn ich mich hier rausschleichen müsste? Ich weiß die Antwort bereits. Aber der Kerl hat einen anderen Plan. Er wird sich mit seinen Kumpels treffen.
    Kurz vor dem Ende des Flurs bleibt er stehen.
    Stimmen weiter vorn, um die Ecke. Ich bewege meine Hand ein wenig, schwinge sie locker ein Stückchen höher. Ich will sehen, ob ich mit ihr näher an sein Messer rankomme. Das hat er immer noch in der Hand. Ich spüre die Klinge an meinem Körper.
    Er bemerkt die Bewegung und ich lasse den Arm wieder fallen. Er wendet mir kurz das Gesicht zu und sieht mich mit einem leisen, wissenden Lächeln an. Dann blickt er wieder in die Richtung, aus der die Stimmen kommen. Plötzlich öffnet er eine Tür auf der linken Seite.
    Ich kann mich nicht an diese Tür erinnern, aber das ist kein Wunder. Ich war ja bewusstlos, als ich hierhergebracht wurde. Er trägt mich durch die Tür, schließt sie ganz leise hinter uns. Nun sind wir in einem anderen Flur. Er läuft ihn runter und biegt am Ende rechts ab. Nach einigen Metern bleibt er vor einer anderen Tür stehen.
    Er zieht einen Schlüssel aus der Tasche, steckt ihn ins Schloss und öffnet die Tür. Ein kleiner Lagerraum mit Wischmopps, Eimern und Putzzeug, verschiedenen Flaschen und weißen Kitteln, die an Haken hängen.
    Und auf dem Boden liegt eine Leiche.
    Ein Mann mittleren Alters, vielleicht einer von der Putzkolonne. Mein Entführer wollte wahrscheinlich nur einen weißen Kittel klauen. Er hat den Mann im Lagerraum gesehen und erwürgt. Dann hat er seinen eigenen Mantel gegen einen weißen Kittel eingetauscht und den Schlüssel mitgehen lassen. Und jetzt will er wieder seinen Mantel anziehen und hier rausspazieren, als wäre nichts gewesen.
    Wer sagt’s denn – da hinten ist sein Mantel. Er hat einen großen Müllsack drübergehängt. Ich weiß, warum. Er will mich in diesen Müllsack stecken, damit man nicht sieht, dass er ein Kind rumschleppt. Ich schalte schnell. Es muss gleich passieren. Ich muss den Kerl hier drinnen fertigmachen.
    Ja, Bigeyes. Ich muss ihn umbringen. Es gibt keinen anderen Weg. Entweder er oder ich. Und ich darf es nicht wieder vermasseln wie bei Paddy. Ich muss es durchziehen, so kaltschnäuzig wie früher. Ich muss ihn erledigen. Sonst sind wir erledigt, glaub mir.
    Die gute Nachricht ist, dass er mich absetzen muss, um sich umzuziehen. Die schlechte Nachricht ist, dass ich kaum Kraft habe. Und wie gesagt, Bigeyes, ich habe nur einen Versuch, mehr nicht.
    Falls ich überhaupt eine Chance bekomme.
    Der Kerl schließt die Tür hinter uns, steckt den Schlüssel ins Schloss und dreht ihn rum. Wieder zieht er mich dicht an sich ran und fixiert mich. Er versucht ein letztes Mal, mir in die Augen zu sehen. Aber er kann nicht in meinen Kopf eindringen. Ich tue immer noch so, als wäre ich völlig weggetreten.
    So ist er noch gefährlicher. Ein Teil von ihm denkt, dass ich zu schwach bin, um ihm was zu tun. Aber der andere Teil von ihm ist misstrauisch. Welcher Teil ist
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