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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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passiert ist.
    Mary schießt und verschreckt die Typen. Sie verduften. Die Schüsse alarmieren die Polizisten. Mary steckt die Knarre weg, bevor sie auftauchen. Sie behauptet, sie hätte nichts mitbekommen, nur die Schüsse gehört und mich verletzt am Boden liegen sehen. Die Bullen rufen den Krankenwagen, der mich hierherbringt. Mary fährt mit.
    Niemand hat eine Verbindung zwischen ihr und mir hergestellt. Sie ist nur ein altes Muttchen, das zufällig vor Ort war. Deshalb durfte sie mich besuchen. Bex ist abgehauen, wie zu erwarten.
    Wer weiß, wie es genau war?
    Aber was für eine Geschichte Mary denen auch erzählt hat, sie haben sie geschluckt. Und nun vermuten sie, dass ich Slicky bin, der Junge aus den Nachrichten. Deshalb warten sicher Bullen auf dem Flur vor dem Krankenzimmer, bis ich wieder ansprechbar bin.
    Und sie sind noch die nettesten von all den Leuten, die ich loswerden muss. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wer noch auf mich wartet. Inzwischen wissen sicher alle, wo ich bin. Wie viele von meinen Feinden lungern draußen herum? Und wie viele haben sich schon ins Krankenhaus geschmuggelt?
    Ich muss hier raus.
    Ich warte ein Weilchen, horche, öffne die Augen und peile die Lage. Es ist niemand im Zimmer. Das Licht ist aus, außer draußen im Flur. Ich setze mich auf, checke noch mal die Lage. Mir ist schwindlig. Ich fühle mich schwach und benommen. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Mein Kopf pocht an der Stelle, wo Digs Messer mich erwischt hat.
    Aber ich kann denken. Ich kann fühlen. Und was ich empfinde, ist Angst.
    Sie sind in der Nähe, Bigeyes. Sie lauern überall um uns herum.
    Ich muss es tun, egal in was für einem Zustand ich bin. Ich ziehe die Decke zur Seite, setze vorsichtig die Füße auf den Boden und versuche mich hinzustellen. Mist, ich schwanke. Ich stehe, aber ich kann das Gleichgewicht nicht halten. Und ich habe immer noch diesen verdammten Tropf im Arm.
    Ich lasse mich aufs Bett zurücksinken. Ich sitze halb und liege halb. Ich keuche und zittere wie Espenlaub. Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss überlegen, was ich tun soll. Wenn ich mich nicht bewegen kann, bin ich geliefert.
    Schritte.
    Draußen auf dem Flur.
    Ich werfe einen Blick zur Tür. Da ist niemand, aber jemand ist in der Nähe. Und die Krankenschwester ist es nicht. Das spüre ich. Ich sehe mich im Zimmer um. Da muss doch irgendwas sein, das ich als Waffe benutzen kann. Denn ich sage dir, Bigeyes, die Typen, die hinter mir her sind, lassen sich von einem Krankenhaus nicht abschrecken. Die sind zu versessen darauf, mich zu kriegen.
    Die Schritte werden lauter. Das ist nicht nur eine Person.
    Das sind zwei, vielleicht sogar drei.
    Hier ist nichts, was ich als Waffe benutzen könnte. Ich kann nur hoffen, dass es doch bloß Leute vom Krankenhaus sind. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich krieche ins Bett zurück, ziehe die Decke über mich und mache die Augen wieder zu, aber nicht ganz. Ich spähe zur Tür.
    Drei Typen schauen herein. Die gehören nicht zum Krankenhauspersonal. Ich beobachte sie heimlich. Ich weiß nicht, ob sie gemerkt haben, dass ich wach bin. Sie gehen nicht weg. Sie stehen da und schauen rein.
    Ich kenne diese Typen nicht. Jedenfalls kommen sie mir nicht bekannt vor. Aber ich sehe sie nicht genau, weil das Licht aus ist. Vielleicht besteht keine Gefahr. Aber das glaube ich nicht. Sie wirken nicht wie harmlose Leute, die nur jemanden besuchen wollen. Sie sind auch keine Bullen. Bullen erkenne ich immer.
    Die Stimme der Krankenschwester hallt den Flur runter.
    Â»Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Typen drehen sich um.
    Â»Kann ich Ihnen helfen?«, fragt die Krankenschwester noch mal.
    Â»Wir suchen nach einem Freund«, sagt einer der Typen.
    Er klingt gelassen, kultiviert. Der Kerl ist gewieft.
    Â»Ist er ein Patient?«, fragt die Krankenschwester.
    Â»Ja. Ist das die neurologische Abteilung?«
    Â»An der sind Sie schon vorbei. Gehen Sie den Flur zurück, am Ende nach rechts und dann immer geradeaus.«
    Â»Danke.«
    Ich höre Schritte, die sich entfernen. Dann weitere, die sich nähern. Das Gesicht der Krankenschwester erscheint im Türrahmen. Ich schließe sofort die Augen und atme langsamer. Die Schritte kommen auf mein Bett zu. Ich spüre, wie die Krankenschwester mich prüfend ansieht und am Bettzeug rumfummelt. Von der Tür her fragt eine Männerstimme: »Jenny? Wissen Sie,
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