Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
aber Tora ließ ihn
nicht ausreden.
    Â»Brad ist ein Daimon«, sagte sie leise. »Er und seinesgleichen leben
im Æther, und von dort aus haben sie Zugriff auf sämtliche Ebenen der Realität.
Auf alle Welten, die mit lebenden, atmenden, Emotionen produzierenden Wesen
bevölkert sind. Glauben Sie denn wirklich, dieser kleine, überbevölkerte Planet
wäre die einzige Nahrungsquelle, über die ein Daimon verfügt? Das hier wurde
schon tausendmal exerziert. Eine Welt zum Reifen bringen, ein paar Jahrhunderte
all die negativen Gefühle absaugen, die all diese daimonengenerierten
Katastrophen begleiten und dann – BÄNG – der große
Schlussakkord. Das Freudenfest. Das Galadinner.« Sie beugte sich vor und legte
die Hände auf Karlas Schultern. »Kind, du hast keine Ahnung, was Brad für
seinen kleinen privaten Spielplatz geplant hat. Aber ich sage dir: Es wäre
grauenvoll geworden. Blut, Leid, Tränen, Angst, Zerstörung. Allerfeinste
Daimonennahrung.«
    Karla senkte den Blick. Raoul streckte mit einem Ächzlaut sein
verletztes Bein und sagte: »Roshi, sei nicht so hart zu ihr. Sie hat mit ihrer
Essentia mein Leben gerettet, das du opfern wolltest. Sie hat ein Recht darauf,
dich zur Rede zu stellen.«
    Die Großmeisterin lächelte. »Du bist wütend auf mich? Mein lieber Junge,
du hast doch sonst kein so kurzes Gedächtnis. Erinnere dich an den Tag, als du
mich dazu gezwungen hast, deinen Daimon zu rufen. Was habe ich zu dir gesagt?«
    Raoul sah sie finster an. »Du hast mir deine Pistole unter die Nase
gehalten und gesagt: › Wenn du nicht stark genug
bist, ihn zu bändigen, puste ich dir den Schädel von den Schultern. Also gib
dir gefälligst Mühe.‹«
    Die Großmeisterin nickte. »Das waren meine Worte. Was hat dich
veranlasst zu glauben, dass sie keine Geltung mehr besitzen? Du darfst mich
beschuldigen, dass ich auf meine alten Tage zu weich werde. Ich habe dir am
Ende doch keinen Kopfschuss verpasst.«
    Karla sah von Raoul zu Tora und wieder zu Raoul. Seine Kiefermuskeln
arbeiteten. Dann begann er zu lachen. Er verneigte sich im Sitzen, bis seine
Stirn die Matte berührte. »Vergib mir, Okā-san.«
    Tora bemühte sich offensichtlich, keine Rührung zu zeigen. Sie sog
an ihrer Zigarette und stieß eine so große Rauchwolke aus, als wäre sie ein
Drache. »Du bist ein guter Junge«, sagte sie. »Und du, Karla, bist ihm eine
gute Freundin. Ich bin froh, dass du hier warst, um ihm zu helfen.«
    Zum ersten Mal störte sich Karla nicht daran, dass die Großmeisterin
sie duzte. Sie nickte. »Glaubst du, dass Brad versuchen wird, zu Raoul
zurückzukehren, Tora-san?«
    Die Großmeisterin lächelte kurz über die vertrauliche Anrede.
»Nein«, sagte sie. »Er hat keine Spur von sich in Raouls Innerem
zurückgelassen, weil er vollkommen davon überzeugt war, dass Raoul nicht
überleben wird. Und in dir hat er sich durch deine Schnelligkeit nicht
vollkommen verwurzeln können. Ich hoffe, dass er es nicht noch einmal versuchen
wird.«
    Karla hörte, was hinter diesen Worten lag, und schauderte. »Es ist
nicht ausgeschlossen?«
    Tora-San sah sie mitfühlend an. »Nein. Aber ich halte es für unwahrscheinlich.
Es gibt so viele Wesen, die danach gieren, einen Daimon zu bewirten. Er kann
sich aussuchen, in wessen Geist er sich einnisten möchte. Du willst ihn nicht.
Das dürfte ihn zwar reizen, aber es wird ihn wahrscheinlich auch abschrecken.«
    Karla verschränkte die Arme. »Ich werde auf der Hut sein.«
    Â»Wenn du dich umwandeln lässt, ist die Gefahr gebannt. Daimonen und
Nachtgeborene stoßen sich ab.«
    Karla erwiderte nichts. Sie blickte auf ihre Füße und überließ das
weitere Gespräch Raoul und der Großmeisterin.
    Raoul fuhr sie schweigend in die Innenstadt zurück. »Quass lässt
grüßen«, sagte er, als sie das Zentrum erreichten. »Wir sollen ihn bald mal
besuchen.«
    Â»Wie geht es ihm?«, fragte Karla.
    Â»Recht gut. Er hat den Schock überwunden, dass dieser Generator ihm
zeitweilig eine regelrechte Psychose verpassen konnte. Und er hat es auch
verdaut, dass Brad durch sein Gerät auf die Idee gekommen ist, einen
Memplex-Generator von solchen Ausmaßen in Betrieb zu nehmen.« Raoul lachte auf.
»Soweit ich ihn verstanden habe, hat der Dragons Club den Besitz und die
Inbetriebnahme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher