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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth
Autoren: Susanne Gerdom
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seinen
schwachen Puls spüren. Zu schwach. Sein Essentia-Pegel war besorgniserregend
niedrig.
    Â»Ich bin nicht sicher, ob ich ihn zurückholen kann«, sagte sie und
sah die Großmeisterin an. »Wir brauchen einen Krankenwagen.«
    Tora-san nickte mit unbewegter Miene. »Ich kümmere mich darum«,
sagte sie. »Was ist mit dem Generator? Brad hat sich noch daran zu schaffen
gemacht.«
    Karla warf einen Blick auf die Apparatur. »Hinten ist eine
Wartungsklappe«, sagte sie gepresst. »Ich hatte schon zwei der Hauptleitungen
gekappt. Es fühlt sich nicht so an, als wäre das Energieniveau gestiegen,
oder?«
    Tora-san hob den Kopf, als würde sie etwas wittern. »Nein«, sagte
sie dann. »Es ist eher gesunken.«
    Â»Dann kümmere ich mich später darum. Bitte rufen Sie jetzt den
verfluchten Krankenwagen!« Karla beugte sich über Raoul. »Er wird schwächer.
Hätten Sie nicht etwas besser zielen können?«
    Â»Ich habe genau gezielt«, hörte sie die Großmeisterin sagen. »Ein
weniger schwerer Treffer hätte Brad kaum vertrieben.«
    Karla hörte, wie Tora-San die Treppe hinunterlief. Sie verbannte
alle angstvollen Gedanken aus ihrem Bewusstsein und konzentrierte sich nur noch
darauf, Raoul mit Essentia zu versorgen, während unter ihren Händen sein Leben
versickerte.
    Der Krankenwagen kam, und Raoul wurde auf eine Trage gepackt.
Karla stand zitternd in der Lache seines Blutes, aber als sie den Sanitätern
folgen wollte, hielt Tora sie unbarmherzig zurück. »Die Maschine«, sagte die
Großmeisterin. »Du musst dich um den Generator kümmern. Das geht vor. Raoul
wird es schaffen oder nicht. Das ist jetzt unwichtig!«
    Karla wischte ihre blutigen Hände an ihrer Hose ab. Sie war so
wütend, dass sie Tora am liebsten den Hals umgedreht hätte. Es war nicht
wichtig, ob Raoul überlebte?
    Â»Der Generator!« Die Großmeisterin schreckte nicht vor Karlas Blick
zurück. Sie schob sie auf die Apparatur zu und gab ihr einen Schubs. »Los
jetzt! Wir wissen nicht, ob außer Brad noch andere Daimonen daran beteiligt
waren. Zerstöre die Maschine, ehe sie noch mehr Unheil anrichten kann!«
    Der Anfang war schon gemacht. Karla kroch in die Maschine und dankte
Horace und den Konstruktionsplänen – ohne die Hilfe des Butlers hätte sie nicht
gewusst, was zu tun war. Und da sie überall Verbindungen durch diese
unberechenbaren Schwarzraum-Kupplungen erkennen konnte, war ihr ziemlich klar,
was geschehen wäre, wenn sie unvorbereitet magische Hilfsmittel zur Zerstörung
der Maschine benutzt hätte. Die daraus resultierende Explosion hätte ein Loch
in die Realität gerissen, das wahrscheinlich ausgereicht hätte, um diese Gegend
des Universums vollständig zu vernichten.
    Sie verbot sich alle Gedanken an Katastrophen und Raoul und
konzentrierte sich darauf, die Steckverbindungen zu lösen. Dies hier schien die
Hauptleitung zu sein. Die Resonanz hielt die Maschine nach wie vor am Laufen,
aber der Brummton war tiefer und unregelmäßiger geworden. Karla biss die Zähne
zusammen und riss eine Handvoll Verkabelungen aus ihren Lötstellen. Etwas
blinkte hektisch, und ein Pfeifton sirrte am Rande der hörbaren Frequenzen.
Karlas Zähne schmerzten. Sie griff tief hinein in die Eingeweide der Maschine
und verdrehte einen mehrdimensionalen Knoten aus Energie. Ihre Hand leuchtete
auf, während sie das tat, aber sie spürte keinen Schmerz. Das war es, was auch
Horace als Letztes getan hatte, bevor die Maschine …
    Das Brummen hörte auf. Die Lichter erloschen. Der markerschütternde
Pfeifton verstummte. Der schwere, dumpfe Druck, der seit Stunden auf Karlas
Schläfen gelastet hatte, verschwand. Mit einem lauten Stöhnen entließ sie die
unwillkürlich angehaltene Luft und krabbelte rückwärts aus der Maschine.
    Â»Gut gemacht«, sagte Tora und half ihr auf die Beine.
    Karla schwankte und hielt sich an ihr fest. »Jemand muss das Ding
auseinandermontieren«, sagte sie matt. »Ich schlage vor, das Horace zu
überlassen. Er ist …« Mit einem Schlag fiel die Erschöpfung über sie wie
eine dicke Wolldecke. »Kann nicht mehr«, sagte sie. »Zu viel Essentia …«
    Â»Ich kümmere mich um alles«, hörte Karla sie noch sagen, bevor sie
sich dankbar in die Arme der Dunkelheit sinken
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