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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth
Autoren: Susanne Gerdom
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meisterhaft gesichert. Das kann nur jemand bewirkt haben, der
überragende Kräfte besitzt.«
    Die Großmeisterin verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln.
»Raoul Winter«, sagte sie, »du bist ein verdammter Idiot.« Mehr nicht. Dann
ließ ein Ausruf Karlas sie den Kopf wenden. »Findest du es heraus?«, fragte
sie.
    Â»Ich denke, ja«, kam die gedämpfte Antwort. »Ich muss in das Ding
hinein, aber ich habe gerade eine Art Wartungsklappe gefunden.« Etwas
schepperte zu Boden.
    Raoul nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit. Er machte einen
Schritt auf den Generator zu und sah verblüfft, wie seine Hand sich hob und
eine Abdeckung öffnete, hinter der ein Bedienfeld sichtbar wurde.
    Er hörte, wie Tora »Nein!« schrie und ein Schuss knallte. Eine
unsichtbare Faust schlug sein Bein unter ihm weg, er knickte ein und hielt sich
an der Maschine fest. Immer noch bewegten sich seine Finger selbsttätig,
glitten über das Bedienfeld und betätigten Knöpfe, Regler … Raoul öffnete
den Mund, um zu schreien. Sein Bein – was war mit seinem Bein? Er krümmte sich
keuchend, als der Schmerz einsetzte.
    Dann stand Tora-san über ihm und richtete die Pistole auf ihn. »Es
tut mir leid«, sagte sie und drückte ab. Der Schuss traf ihn wie eine
Dampframme in die Brust und schleuderte ihn gegen die Maschine.
    Er hörte Karla schreien. Sie tauchte hinter dem Generator auf und
kam mit aufgerissenen Augen auf Tora zu. »Verdammt, war das nötig?«, schrie
sie. »Ich weiß, wie man das Ding …«
    Er hörte nicht mehr zu. Wie erstaunlich, aber es tat nicht weh. Sein
Blut durchnässte seine Kleider, floss auf den Boden. Er lag auf dem Rücken und
starrte auf die schwache gelbe Lampe über seinem Kopf. Schwach. So
schwach …
    Leb wohl, Dummkopf, hörte er Brad
flüstern. War nett mit dir. Fahr zur Hölle …
    Etwas riss. All die kleinen Wurzeln und Verbindungen, die ihn und
Brad zu einer Einheit machten. Er konnte spüren, wie jede einzelne zerfetzt
wurde, wie sein Daimon sich Stück für Stück von ihm löste. Ein Daimon verließ
seinen Wirt nur, wenn dieser im Sterben lag …
    Das schwache gelbe Licht wurde dunkler und erlosch.

 

    12. 19. 19. 17. 18.
    Â»â€¦Â war das nötig? Ich weiß, wie man das Ding
abstellt«, schrie Karla. Sie sah, wie Raoul zu Boden fiel. Blut tränkte seine
Kleider und den Boden. Viel zu viel Blut. Karla konnte die Essentia fühlen, die
er verlor. Er starb.
    Â»Tora, das …« Sie keuchte. Eindringen. Kaltes, unbarmherziges
Krallen und Greifen. Ihr Bewusstsein rang mit dem, was in sie hineindrängte,
ihre Gegenwehr beiseitewischte wie die schwachen Bemühungen eines Kindes, sich
breitmachte, seine Wurzeln in den vorbereiteten Boden senkte, sich mit ihren
Gehirnzellen verschränkte, sich genüsslich zurechtsetzte und daranmachte, sie
aus ihrem eigenen Bewusstsein zu verdrängen.
    Pouru…Pourudhâxshtay, dachte sie mühsam, und das hielt den Daimon
einen winzigen Augenblick in seinem Werk der Okkupation auf. Diesen Moment des
Zögerns nutzte sie und löste die Sigille aus, die in einem Winkel ihres Gehirns
geschlummert hatte. Der Bann fiel auf den überraschten Daimon und ließ ihn
erstarren. Karla befreite sich aus der Bewegungslosigkeit, in der er sie hielt,
und krächzte: »Jetzt! Schnell …«
    Sie spürte den Austreibungszauber, der sie und den Daimon traf,
beinahe körperlich. Mit einem Schmerzenslaut sank sie vornüber auf Hände und
Füße, während der Daimon aus ihr herausgerissen und wie von einem unsichtbaren Sturmwind
davongewirbelt wurde, zurück in die Sphäre, aus der er stammte. Sein unhörbarer
Schrei gellte durch ihr Bewusstsein, ließ sie ertauben und erblinden. Sie rang
keuchend nach Atem und sank auf den Boden.
    Â»Steh auf!«, hörte sie einen Befehl. Jemand versetzte ihr eine Reihe
von schnellen Ohrfeigen. Karla schnappte nach Luft und setzte sich auf.
Tora-san stützte sie und sah sie an.
    Karla wischte sich über den Mund und nickte. »Er ist fort.«
    Die Großmeisterin reichte Karla die Hand und zog sie auf die Füße.
»Kümmere dich um ihn. Schnell, Kind. Er verblutet.«
    Karla kniete schon neben Raoul. Sie riss sein Hemd auf und legte
ihre Hände auf die blutende Wunde. Das Blut floss noch – gut. Sie konnte
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