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Lassiter und die Arapaho-Amazone

Lassiter und die Arapaho-Amazone

Titel: Lassiter und die Arapaho-Amazone
Autoren: Jack Slade
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Ende des langen Tisches erreichte, an dem er gestern Mittag noch mit Sergeant Major McCluskey Mrs. Fremont gegenüber gesessen hatte.
    Er sah einen Kopf hinter der hohen Rückenlehne der mächtigen Ledercouch auftauchen. Eine Hand griff über die Lehne nach dem Kreuzgurt mit den beiden Revolvern, der auf einem Beistelltisch lag.
    »Halt die Finger still, Dillon«, sagte er scharf, »sonst bist du ein toter Mann!«
    Die Hand schien zu erstarren. Sie wurde langsam zurückgezogen, dann war Lee Dillon mit einem Satz auf den Beinen. Er trug nur ein offenes Hemd, das ihm über die Hose hing. Sein Hosenstall war aufgeknöpft.
    Der große Mann ging zwei Schritte weiter. Jetzt sah er, was sich auf der Ledercouch abgespielt hatte. Sheeree Fremont schwang gerade ihre nackten Beine herunter und raffte ihren seidenen Morgenmantel zusammen. Für einen Moment sah er noch den Busch zwischen ihren Beinen, der die gleiche Farbe hatte wie ihr leuchtend rotes, zerwühltes Haar. Ihre grünen Augen blitzten ihn wütend an, als sie sich ebenfalls erhob und den Gürtel des Morgenrocks mit einer Schleife vor ihrem Bauch schloss.
    »Schmeiß ihn raus, Lee!«, zischte sie.
    Ein schmales Grinsen lag auf dem Gesicht des großen Mannes.
    »Wenn er es versucht, ist er ein toter Mann, Mrs. Fremont – oder sollte ich besser Mrs. Dillon sagen?«
    Sie erstarrten beide nach seinen Worten und warfen sich einen schnellen Blick zu. Dillon stand leicht gebückt. Seine linke Hand war nicht weit von den Revolvern auf dem Beistelltisch entfernt, deren abgewetzte Griffe aus den beiden Holstern des Kreuzgurts ragten. Langsam zog er das Foto mit der Linken aus seiner Jackentasche und hielt es den beiden entgegen.
    »Woher haben Sie das?«, fauchte die Frau.
    Er zuckte grinsend mit den Schultern. »Es lag auf Ihrem Schreibtisch dort hinten.«
    »Sie lügen! Ich vermisse es schon seit mehr als einer Woche!«, zischte sie.
    »Was haben Sie vor, Mann?«, sagte Lee Dillon rau. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Hat Sheeree es Ihnen nicht gesagt? Ich bin hier, um im Auftrag des Bureau of Indian Affairs den Tod von Lightning Arrow und Ihres Cowboys aufzuklären.«
    »Meinen Cowboy haben die Arapahos umgebracht, ebenso wie Mister Murphy. Das beweisen ja wohl die Pfeile, die sie getötet haben, oder?«
    Die angespannte Haltung Lee Dillons begann sich in diesem Moment zu lockern. Er richtete sich auf. In seinen Augen war ein kurzes Aufblitzen, das den großen Mann alarmierte. Seine Hand zuckte zum Griff seines Remingtons hinab, als er Dillon sagen hörte: »Leg ihn um, Spike, wenn er die Kanone aus dem Holster zieht.«
    Die Haare stellten sich in Lassiters Nacken auf. Er spürte, dass Dillon nicht bluffte. Eine leichte Drehung des Kopfes genügte, um den Mann in der offenen Tür zu erkennen, die zur Küche führte. Er war untersetzt und auf seinem breiten Gesicht lag ein Grinsen. Mit beiden Händen umfasste er eine Schrotflinte, deren Schaft er gegen die Hüfte gepresst hatte. Der Zeigefinger seiner Rechten lag auf den beiden Abzügen.
    Lassiter wusste, dass auf diese kurze Entfernung nicht viel von ihm übrig bleiben würde, wenn der Mann abdrückte.
    »Jetzt kannst du deinen Revolver nehmen, Lee«, sagte Spike.
    Hinter dem großen Mann befand sich der lange Esstisch. Er war seine einzige Chance. Die dicke Holzplatte würde einen großen Teil der Schrotkugeln aufhalten.
    Er hörte Lee Dillon mit schriller Stimme rufen: »Leg ihn um, Spike!« und sah, wie die Hand des Vormanns nach dem Kreuzgurt griff. Er ließ sich fallen und hatte Sekundenbruchteile später den Remington in der Faust. Die Halle war von dem ohrenbetäubenden Krachen der Schrotflinte erfüllt, in das sich der helle, peitschende Knall des Remingtons mischte. Noch im Fallen sah er, wie Lee Dillon vom Einschlag der Kugel zurückgeworfen wurde, und wunderte sich, dass das Blei aus der Schrotflinte ihn nicht getroffen hatte …
    ***
    White Feather hatte den großen Mann aus den Augenwinkeln über den Hügelkamm im Westen verschwinden sehen. Dann konzentrierte sie sich auf Wanbli. Was wollte ihr Bruder ihr sagen? Sie schloss die Augen, um in sich hinein zu horchen. Sie öffnete sie wieder, als sie hörte, dass sich der Adler bewegt hatte. Er war zu dem Pfosten gehüpft, an dem der Bogen und der Köcher hingen. Mit dem großen gelben Schnabel riss er einen Pfeil aus dem Köcher und ließ ihn vor White Feather ins Gras fallen. Dann breitete er seine Schwingen aus, stieß einen hellen Schrei aus und hob ab. Mit
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