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Lass den Teufel tanzen

Lass den Teufel tanzen

Titel: Lass den Teufel tanzen
Autoren: Teresa De Sio
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sind, seit wir mitten durch den Karneval und zwischen all den Maskierten hindurchgegangen sind, hält er mich fest. Und wir bleiben weder an den Ständen stehen, noch grüßen wir jemanden, nicht einmal die Söhne der Signora Siani, die als Hündchen verkleidet sind, nein, Onkel Angelo erwartet uns, und wenn es ihn nicht gäbe, dann könnte ich von so einem schönen Kommunionkleidchen nur träumen. Beweg dich, sagt er, ich hab keine Lust, dich durch das ganze Dorf zu zerren, die Leute gucken schon. Komm, mein Liebling, bald gibt es ein Gewitter. Dann ist da aber bloß ein Wind aufgekommen, und dieser Wind hat überall die Blätter aufgewirbelt, hat die Regentropfen getrocknet, die gefallen waren, er ist über die Musikanten auf der Piazzetta hinweggezogen, hat genau über unserer Straße Nachtwolken aufziehen lassen, bis zum Zaun von Terranera. »Halt still, mein Liebling.« Ich kriege immer noch keine Luft in dem weißen Kleid, es hängt verdreht um meinen Hals, auch der Alte hat es nicht geschafft, es mir ganz auszuziehen, und jetzt zwingt er mich dazu, die Beine breitzumachen, und ich muss mich mit gespreizten Beinen auf ihn draufsetzen, auf ihn und den Rollstuhl, und er berührt mich, und sein Gesicht ist ganz nah, die dumpfen Augen und der Mund mit den gelben Zähnen. Dieses Gesicht eines Schwachsinnigen, der um Verzeihung bittet, dieses schwere Atmen, als wäre auch er, zusammen mit meinem Vater, eine Treppe hochgelaufen. Vielleicht erinnert er sich daran, wie es war, als er noch seine Beine gebrauchen konnte und zwischen den Schafen und den Hühnern umherlief, denke ich,
und jetzt ist es so, als wäre er zu neuem Leben erweckt. Und er holt aus seiner Hose diesen Besenstiel und fängt an, ihn mit der Hand zu reiben, immer schneller und schneller. Und ich merke, wie es zwischen meinen Beinen immer wilder wird, und auch mein Vater ist komisch, er umarmt mich von hinten, hält mich fest und streichelt und liebkost mich, als hätte er mich plötzlich lieb, aber dabei versetzt er mir auch kleine Stöße von hinten, mit dem Bauch, als wollte er mich in einen Graben stoßen, der ganz tief und ganz weit weg ist, damit mich niemand mehr findet. Dann lässt er einen Moment lang meine Schulter los und steckt sich die Hand in die Hose. Jetzt wird er mir gleich wehtun. Ich will ihn nicht, diesen Schmerz, ich will dieses Lied singen, das sie vorhin auf der Piazzetta della Signuría gesungen haben, wie ging es noch? Pizzicarella mia pizzicarella pizzicarella mia pizzicarella, e la cammenata tóia pare c’abballa …
    Mein Vater spreizt die Beine, stellt sich fest hinter mir auf. Und dann spüre ich dieses Ding, das in meinen Körper rein will, und jetzt stößt er, und ich will nicht, es tut mir weh, aber da ist niemand, der mir hilft, und jetzt geht das Ding in mich rein, und er stößt, und meinem Vater tut es auch weh, weil … er jammert und berührt mich von hinten an der Brust, und bei jedem Stoß jammert er wieder, immer lauter. Warum weinst du, Papa? Warum jammerst du? Ist es dir nicht bequem … Tun dir die Knie weh? … Pizzicarella mia pizzicarella …

    Der Wind rüttelt an der hölzernen Außentür vor der Glastür, die auf den Hof hinausgeht, er öffnet sie einen Spalt und fährt ins Zimmer. Er streift die Kerzenflammen, bringt sie
zum Zittern. Die Flammen werden länger, ziehen sich einen Moment lang wieder zusammen, sie berühren meinen weißen Schleier und den Haarreif mit den Filzblumen, den ich immer noch aufhabe. Die Kante des Schleiers fängt Feuer. Genau in diesem Moment, während mein Vater mir wirres Zeug ins Ohr flüstert und mich drückt und sich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers, der hart wie Eisen geworden ist, an mich presst, gelingt es dem Alten, mein Kleid aufzuknöpfen, und er beginnt, mir die Brust zu lecken. Dann packt er eine meiner Hände und drückt sie auf den angeschwollenen Besenstiel, der ihm aus der Hose ragt, während ich mit der anderen versuche, mir den Schleier vom Kopf zu reißen, der mittlerweile in Flammen steht. Keiner der beiden hilft mir. Was macht ihr? Seht ihr nicht? Jetzt werde ich mit Haut und Haaren verbrennen, seht ihr das nicht? Ich bin nicht der flammenbringende Engel Gottes, ich bin nicht der Teufel in Person. Aber es dringt kein Schrei aus meiner Kehle, kein einziges Wort. Ich kann nur »Papa« sagen, aber so leise, dass es niemand hört. Leise, als stünde ich vor dem Sarg, in dem er liegt, tot, stocksteif bis in alle Ewigkeit.
    Indessen kommt aus dem offen
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