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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne
Autoren: Christopher Moore
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habe keine andere Wahl. Ich
hasse es, einsam zu sein. Und wenn er gestorben wäre, hätte ich nie erfahren,
was ich bin.«
    »Also geht ihr beide zusammen
fort? Du verläßt mich?«. »Ich wünschte, ich sähe eine andere Möglichkeit. Es
tut mir leid.«
    »Ich wußte, daß du mir das Herz
brechen würdest.«

 
35. KAPITEL
    Skulpturen
     
    Der Sonnenuntergang warf ein
warmes orangefarbenes Licht auf die Pyramide. Darunter saß der Kaiser auf einer
Betonbank und genoß einen Cappuccino. Bummer und Lazarus balgten sich um die
Überreste eines riesigen Porterhouse-Steaks.
    »Kameraden, was würde ich darum
geben, wenn ich euch wie Cincinnatus als altgediente Kämpfer einen Ruhestand
auf dem Lande gönnen könnte, aber die Stadt braucht weiter eure Hilfe. Der
Unhold ist besiegt, doch nicht die Verzweiflung meines Volks. Unsere
Verantwortung ist die Legion.«
    Eine Touristenfamilie ging am
Kaiser vorbei. Sie beeilte sich, um die Cable-Car-Haltestelle an der California
Street vor dem Dunkelwerden zu erreichen. Der Kaiser hob zum Gruß seinen
Becher. Der Vater, ein dicker Mann mit schütterem Haar und einem
Alcatraz-T-Shirt, verstand die Geste des Kaisers als Bitte um Almosen und
sagte: »Warum suchen Sie sich keine Arbeit?«
    Der Kaiser lächelte. »Guter Mann,
ich habe eine Arbeit. Ich bin der Kaiser von San Francisco und Protektor von
Mexiko.«
    Der Tourist rümpfte angewidert die
Nase. »Sehen Sie sich doch nur mal an! Sehen Sie sich Ihre Kleider an. Sie
stinken. Sie brauchen dringend ein Bad. Sie sind doch nichts weiter als ein
Penner.«
    Der Kaiser blickte auf die
ausgefransten Säume seines speckigen Wollmantels, auf seine abgewetzte Cordhose
- besudelt mit Flecken vom Blut des Vampirs, auf die Löcher in seinen dreckigen
Turnschuhen. Er hob einen Arm und roch unter seiner Achselhöhle, dann ließ er
den Kopf hängen.
    Die Touristen gingen weiter.
    Cavuto und Rivera saßen in ledernen
Ohrensesseln vor dem Kamin in Cavutos Cow-Hollow-Apartment. Im Kamin brannte
ein Feuer. Die Flammen knisterten und tanzten, während sie die klamme Kälte der
Bucht vertrieben. Der Raum war mit rustikalen Eichen-Antiquitäten möbliert, die
Bücherregale waren gefüllt mit Krimis, an den Wänden hingen Waffen und Plakate
von Bogart-Filmen. Rivera trank Cognak, Cavuto Scotch. Auf dem Wohnzimmertisch
zwischen ihnen stand die einen Meter hohe Bronzestatue einer Ballerina.
    »Also, was machen wir damit?«
fragte Cavuto. »Ist vermutlich gestohlen.«
    »Vielleicht auch nicht«, erwiderte
Cavuto. »Er könnte sie von Degas persönlich gekauft haben.«
    »Der Schwarze hat gesagt, sie wäre
Millionen wert. Glaubst du, das stimmt?«
    Rivera zündete sich eine Zigarette
an. »Wenn sie echt ist, ja. Also, was machen wir damit?«
    »Ich habe nur noch zwei Jahre, bis
ich in Pension gehe. Ich habe immer davon geträumt, ein Bücherantiquariat zu
eröffnen.«
    Rivera schmunzelte bei dem
Gedanken. »Meine Frau würde sich gern Europa ansehen. Und ich hätte nichts
dagegen, selbst ein kleines Geschäft aufzumachen. Vielleicht auch Golf spielen
zu lernen.«
    »Wir könnten sie auch abgeben und
unsere letzten Berufsjahre absitzen. Nach dieser Sache werden sie uns aus der
Mordkommission schmeißen, das ist dir doch klar, oder? Für das Drogendezernat
sind wir zu alt. Vermutlich kommen wir zur Sitte - Nacht für Nacht kreischende
Nutten.«
    Rivera seufzte. »Ich werde die
Mordkommission vermissen.«
    »Ja, es war ruhig.«
    »Ich wollte immer gern etwas über
seltene Bücher lernen«, bemerkte Rivera.
    »Kein Golf«, sagte Cavuto. »Golf
ist nur für Schlappschwänze.«
    Tommy stellte den Futon so hin,
daß er den beiden Statuen gegenüber sitzen konnte. Dann nahm er Platz, um sein
Werk zu bewundern. Er hatte den ganzen Tag in der Gießerei unten gearbeitet,
hatte Jody und den Vampir mit einer dünnen Schicht leitender Farbe überzogen
und sie dann in die Bronzierwannen gelegt. Die beiden Rocker-Bildhauer hatten
ihm freudestrahlend dabei geholfen, besonders nachdem Tommy eine Handvoll
Geldscheine aus der Papiertüte geholt hatte, die der Kaiser ihm gegeben hatte.
    Die Statuen sahen sehr lebensecht
aus. Das sollten sie auch, denn unter der Bronzeschicht lebten sie noch, mit
Ausnahme von Zelda, die neben den beiden Vampiren stand. Tommy hatte Jody ein
Trikot angezogen, bevor er sie mit der Farbe angestrichen hatte. Dem Vampir
hatte er eine seiner eigenen Jockey-Shorts angezogen. Es war erstaunlich, wie
schnell der Vampir verheilt war, nachdem er Jodys Blut
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