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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne
Autoren: Christopher Moore
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und beugte sich schützend über den Vampir, der sich in
sein Schicksal ergeben hatte und auf den todbringenden Schlag wartete. »Nein«,
sagte Jody. »Bring ihn nicht um!«
    Tommy ließ das Schwert sinken.
Jody sah zu Jeff, der noch immer die Schrotflinte erhoben hielt. »Nein«, sagte
sie. Jeff sah zu Tommy, der nickte. Jeff ließ die Schrotflinte sinken.
    »Töte den Unhold!« rief der
Kaiser, der sich immer noch strampelnd in Lashs Griff wand.
    Jody zog den Kopf des Vampirs auf
ihren Schoß. Die Tiere und Cavuto standen da und schauten zu. Sie wußten nicht,
was sie tun sollten. Clint sprach ein leises Gebet, kaum hörbar über dem
herannahenden Sirenengeheul.
    »Blut«, hauchte der Vampir. Er sah
in Jodys Augen. »Deins.«
    »Gib mir das Schwert, Tommy«,
sagte Jody.
    Er zögerte und hob das Schwert zum
Schlag.
    »Nein!« Sie warf sich schützend
über den Vampir. »Aber Jody, er hat Menschen umgebracht.«
    »Du hast doch keine Ahnung, Tommy.
Sie wären sowieso alle gestorben.«
    »Aus dem Weg!«
    Judy drehte sich zu Cavuto um.
»Sagen Sie's ihm. Alle Opfer waren todkrank, stimmt's?«
    Cavuto nickte. »Dem
Leichenbeschauer zufolge hätte keiner von ihnen noch mehr als ein paar Monate
zu leben gehabt.«
    Tommy war den Tränen nahe. »Er hat
Simon umgebracht.«
    »Simon hatte Aids, Tommy.«
    »Nein, nein. Nicht Simon. Simon
war das Tier der Tiere.«
    «Er hat es vor euch Jungs
verheimlicht. Er hatte Todesangst. Gib mir jetzt bitte das Schwert.«
    »Nein, geh aus dem Weg.«
    Tommy holte zum letzten Schlag
aus. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, dann packte eine andere
seinen Schwertarm und zog ihn nach unten. Er drehte sich um und sah den Kaiser.
    »Laß ihn leben, Sohn. Das Maß der
Macht eines Mannes ist das Ausmaß seiner Gnade. Gib mir das Schwert. Das Töten
hat ein Ende.«
    Der Kaiser wand Tommy das Schwert
aus der Hand und reichte es Jody. Sie nahm es, zog sich die Klinge über ihr
Handgelenk, dann hielt sie die Wunde über den Mund des Vampirs. Er ergriff den
Arm mit beiden Händen und trank gierig.
    Jody sah zu Cavuto. »Ihr Partner
ist mit Handschellen ans Lenkrad des Wagens gekettet. Machen Sie ihn los und
gehen Sie zu Fuß weg, bevor die Polizei und die Feuerwehr eintreffen. Ich
brauche den Wagen. Und ich möchte nicht verfolgt werden.«
    Cavuto schaltete wieder auf
Cop-Modus um. »Scheiße.« »Holen Sie Ihren Partner und gehen Sie. Oder möchten
Sie das hier etwa gern erklären?«
    »Was?«
    »Das alles hier.« Jody zog ihren
Arm aus dem Mund des Vampirs und deutete auf den Pier. »Hören Sie, es wird
keine Morde mehr geben. Ich verspreche es. Wir gehen weg und werden nie
wiederkommen. Lassen Sie es gut sein. Und lassen Sie Tommy und seine Freunde in
Ruhe.«
    »Sonst?« fragte Cavuto.
    Jody legte die Arme um den alten
Vampir und zog ihn hoch, während sie aufstand. »Sonst kommen wir zurück.«
    Sie trug den Vampir zum zivilen
Streifenwagen, legte ihn auf den Rücksitz und kletterte zu ihm auf die Bank.
Rivera saß auf dem Fahrersitz. Cavuto kam zum Wagen und reichte Rivera seinen
Handschellenschlüssel durchs Fenster.
    »Ich hab's dir ja gesagt«,
bemerkte Rivera.
    Cavuto nickte. »Wir sind am Arsch,
weißt du das? Wir müssen sie gehen lassen.«
    Rivera schloß die Handschellen auf
und stieg aus dem Wagen. Er stellte sich neben Cavuto, unsicher, was er tun
sollte.
    Jody reckte ihren Kopf aus dem
hinteren Fenster des Wagens. »Komm schon, Tommy, du fährst.«
    Tommy drehte sich zum Kaiser um,
der ihm zunickte, dann sah er zu den Tieren. »Jungs, schafft das Zeug vom Pier
weg. Bringt's in Troys Wagen. Und dann verschwindet hier. Ich rufe euch morgen
im Supermarkt an.«
    Tommy zuckte mit den Achseln,
stieg in den Wagen und ließ den Motor an. »Was jetzt?«
    »Zum Loft, Tommy. Er braucht einen
dunklen Ort, um sich zu erholen.«
    »Mir ist nicht wohl bei der Sache,
Jody. Ich möchte, daß du das weißt. Und ich möchte wissen, was für eine
Beziehung du zu diesem Kerl hast.«
    Der Vampir stöhnte.
    »Fahr los«, befahl sie.
    Sie fuhren vom Pier weg.
Verwundert starrten ihnen die Polizisten hinterher, während die Tiere hektisch
die Kunstwerke einsammelten.
    »Ich liebe dich, Tommy«, erklärte
sie, »aber ich brauche jemanden, der so ist wie ich. Jemand, der mich versteht.
Du weißt, wie das ist, oder?«
    »Also brennst du mit dem
erstbesten reichen, alten Knilch durch, der dir über den Weg läuft?«
    »Er ist der einzige, Tommy.« Sie
streichelte das versengte Haar des Vampirs. »Ich
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