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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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Schwester könne Mosley schaden, war für Diana unerträglich. Nancy weigerte sich, von einer Veröffentlichung abzusehen, war jedoch bereit, fast alle Passagen zu streichen, die sich direkt auf Captain Jack bezogen – alles in allem etwa drei Kapitel. Kurz vor Drucklegung schrieb sie noch einmal an Diana, um ihre Haltung zu begründen: »Ehrlich, wenn ich fände, es könnte den Leader auch nur um eine halbe Stunde zurückwerfen, hätte ich es zerrissen, ja vermutlich gar nicht erst geschrieben … Ich bleibe dabei, dass es dem Faschismus sehr positiv gegenübersteht. Die weitaus sympathischste Romanfigur ist eine Faschistin, und die anderen werden allesamt netter, nachdem sie der Partei beigetreten sind. Ich kenne aber auch Deinen Standpunkt, dass der Faschismus eine viel zu ernste Angelegenheit für einen komischen Roman ist. Findest Du das nicht ein bisschen übertrieben?«
    Diana ließ sich nicht beschwichtigen. Sie strich Nancy jahrelang aus ihrem Leben und lud sie nie nach Wootton Lodge ein, das Haus in der Grafschaft Staffordshire, in dem die Mosleys zwischen 1936 und 1940 lebten. Als Diana während des Krieges dreieinhalb Jahre im Gefängnis saß (die Notstandsgesetze erlaubten es den Behörden, mutmaßliche Nazisympathisanten ohne Gerichtsverfahren zu inhaftieren), konnte sie nur eingeschränkt Post und Besuch empfangen. Nancy schrieb ihr ein paarmal und besuchte sie auch, aber ihr Verhältnis taute erst wieder auf, als die Mosleys entlassen worden waren und Nancy zeitweilig bei ihnen wohnte, um The Pursuit of Love (dt. Englische Liebschaften) fertigzustellen. Die beiden Schwestern haben in ihrer umfangreichen Korrespondenz nie wieder die Landpartie erwähnt oder politische Themen wie den Krieg diskutiert – das hätte die Versöhnung erschwert. Diana fand erst nach Nancys Tod heraus, dass sie sie beim Foreign Office als weitaus gefährlicher als Mosley bezeichnet und ihre Inhaftierung gefordert hatte. Dass Nancy im Jahr 1943 mit dem Hinweis, dass Diana eine »extrem ehrgeizige, skrupellose und raffinierte Egoistin, eine überzeugte Faschistin und Hitler-Anhängerin« sei, gegen ihre Freilassung protestiert hatte, blieb Diana verborgen. Eine Aussöhnung wäre andernfalls gewiss unmöglich gewesen.
    Auch die abfälligen Bemerkungen zum Thema Scheidung, denen man in diesem Roman gelegentlich begegnet, dürften Diana nicht geschmeckt haben. Für Eugenia Malmains’ Großmutter Lady Chalford – die Nancys Mutter nachempfunden ist – ist der Tod ihres Sohnes, der am Tag vor dem Waffenstillstand schwer verletzt wird, längst nicht so schlimm wie die Tatsache, dass er geschieden war. Es erfüllt sie mit Abscheu, dass in Eugenias Adern das »Blut einer Ehebrecherin« fließt. Nancy war mit Dianas Scheidung nicht einverstanden, akzeptierte aber ihre Entscheidung. Doch die Eltern waren entsetzt, vor allem, weil Diana die Scheidung wegen Ehebruchs forciert hatte. Obwohl es damals üblich war, dass der Mann den Part des Schuldigen übernahm und es arrangierte, mit einer Prostituierten in flagranti erwischt zu werden, konnten sie nicht verstehen, dass ihre Tochter so weit gegangen war.
    Dianas Reaktion auf die Veröffentlichung von Landpartie mit drei Damen wirkte sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen den beiden Schwestern aus, sie beendete auch jeden Anflug einer profaschistischen Haltung bei Nancy und Peter. »Ich hoffe«, schrieb Unity im November 1934 an Diana, »dass dieses Drecksschwein Peter seine Mitgliedschaft öffentlich aufgekündigt hat.« Nancy betrachtete sich zwar als Sozialistin, war aber kurz nach ihrer Heirat der BUF beigetreten, weil Peter zunächst begeistert von der Bewegung war, und wohl auch aus Anhänglichkeit gegenüber Diana. Die beiden Schwestern standen sich in dem Jahr vor Nancys Eheschließung besonders nahe, Diana hatte ihr im Haus am Eaton Square ein Zimmer zur Verfügung gestellt, und man hatte sich oft gesehen. Nancy und Peter hatten an der Kundgebung im Olympiastadion teilgenommen, und Diana muss gehofft haben, dass die beiden wirklich überzeugt von Mosleys Politik waren. Nancy fand Mosley unsympathisch (»Sir Oger« nannte sie ihn) und hatte eine instinktive Abneigung gegen seine gewaltsamen Methoden, aber in der Anfangszeit verteidigte sie seine Politik. Es gab tatsächlich gewisse Übereinstimmungen zwischen ihrer eigenen Einstellung und den Standpunkten der Faschisten. Evelyn Waugh erinnerte sie viele Jahre später daran, dass sie nach einer BUF-Versammlung in der Albert
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