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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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würde.«
    »Klasse Idee, muss schon sagen. Also, wenn ich das Glück hätte, reiche Mädchen zu kennen, glaubst du, ich würde sie dir dann auf dem Silbertablett servieren? Und zweitens glaube ich, dass das Mädchen, das dich gern heiraten würde, erst noch geboren werden muss.«
    »Unsinn! Sie nehmen doch jeden. Außerdem bin ich eine gute Partie, weißt du.«
    »Nicht unbedingt. Wie auch immer, ich will dir mal was sagen. Erbinnen zu hofieren ist extrem kostspielig. Du hast mir vorhin nicht genug Zeit gelassen, nachzuzählen, wie viel du aus der Kasse stiebitzt hast, aber ich bin ziemlich sicher, es reicht nicht, eine solche Unternehmung zu finanzieren. Du machst dir keinen Begriff, was diese Mädchen kosten, abends ausgehen, Lunch, Orchideen, die Wochenenden auf dem Kontinent, und das ist erst der Anfang. Ich hab’s hinter mir, ich weiß, wovon ich rede. Am schlimmsten« – er kam allmählich in Schwung – »sind die vormittäglichen Telefonate. Das feine Püppchen in den Spitzenkissen telefoniert besonders gern und lange zwischen neun und zehn und vergisst, dass du derweil frierend auf der Treppe stehst, während eine alte Frau das Linoleum zu deinen Füßen schrubbt. Und was ist das Ende vom Lied? Wenn sie ihren rumänischen Fürsten heiratet, fällt ihr vielleicht ein, dich zu bitten, einer dieser gut aussehenden jungen Gentlemen zu sein, die es den Hochzeitsgästen überlassen, ihre Plätze selbst zu finden. Alles furchtbar trostlos, kann ich dir sagen.«
    »Wie du redest«, sagte Noel bewundernd. »Wie ein Buch. Ein Wunder, dass du keines schreibst.«
    »Das werde ich, wenn ich dreißig bin. Niemand sollte vor dreißig ein Buch schreiben. Ich hasse Frühreife. Also, erzähl schon, Noel, wie bist du an das ganze Geld gekommen?«
    »Wenn du es genau wissen willst, eine Tante von mir ist gestorben. Sie hat mir eine kleine Summe hinterlassen.«
    »Das ist natürlich schlicht gelogen. Man kennt nie Leute, die eine Erbschaft machen. Das ist, als würde man ein Gespenst sehen oder den Irish Sweep gewinnen. Man lernt nie Leute kennen, die geerbt haben, nur solche, die jemanden kennen, der geerbt hat. Und wie viel hat sie dir vermacht?«
    »Dreitausenddreihundertundvierzehn Pfund.«
    »Noch einmal, bitte.«
    »Dreitausenddreihundertundvierzehn Pfund.«
    »Hab ich richtig gehört, dreitausenddreihundertundvierzehn Pfund?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Glaubst du, die Tante war im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, als sie das Testament aufsetzte?«
    »Gar keine Frage.«
    »Was für ein krummer Betrag. Na dann, mein Lieber, ich gratuliere. Und was ist mit den vierzehn Pfund?«
    »Was soll damit sein?«
    »Ist dir noch nicht aufgefallen, dass einem dreitausendreihundert Pfund viel leichter über die Lippen geht ohne diese dumme kleine Vierzehn hintendran? Klingt nach mehr, finde ich – die Vierzehn ruiniert alles. Vierzehn Pfund ist übrigens genau der Betrag, den ich zufälligerweise meiner Wirtin schulde.«
    »Ach, darum geht’s«, sagte Noel gelangweilt. »Soll ich dir erzählen, was ich mir überlegt habe, als der Anwalt wegen dieser Geschichte anrief? Ich habe mir gesagt: Keine Geldgeschenke für die Jungs, und daran halte ich mich, also gib’s auf.«
    »Sehr vernünftig von dir. Du willst diesen Notgroschen also verwenden, um dir eine Erbin zu angeln?«
    »Ich würde gern ein nettes Mädchen finden und heiraten, wenn du das meinst.«
    »Das ist ein wahnsinnig riskantes Spiel. Setz das Geld lieber auf ein Pferd, dann bist du auf einen Schlag von deinem Elend erlöst.«
    »Welches Elend? Ich beabsichtige, in den nächsten sechs Monaten ein ruhiges, luxuriöses Leben zu führen, auf der Grundlage von etwa sechstausendsechshundertachtundzwanzig Pfund pro Jahr.«
    »Und anschließend ein ruhiges, luxuriöses Eheleben auf noch besserer Grundlage. Ich muss sagen, das ist eine fantastische Aussicht – dumm nur, dass du keine Erbin kennst.«
    »Im Moment nicht. Ich dachte, du vielleicht.«
    »Reich mal den Brandy rüber, mein Lieber.«
    »In dem Fall«, sagte Noel und gab dem Kellner ein Zeichen. »Die Rechnung für mich, bitte – in dem Fall werde ich jetzt wohl aufbrechen. Ich habe lange genug zugesehen, wie du diesen furchtbar teuren Brandy trinkst.«
    »Einen Moment«, sagte Jasper bekümmert. »Lass mich nachdenken. Mir fällt gerade etwas ein – den Brandy, mein Lieber.« Er schenkte sich so achtlos ein, dass der Brandy über das Glas schwappte. »Der Jolly Roger«, sagte er.
    »Welcher Jolly
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