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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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furchtbar nett, dass alle ihr ein zweites Mal wunderbare Hochzeitsgeschenke gemacht hätten, nachdem sie die ersten doch gerade erst zurückgegeben habe. Die zweiten seien auch viel, viel schöner. Sie sei überglücklich, sagte sie dann unvermittelt, was für alle Anwesenden ohnehin unübersehbar war. Sie hoffe, dass alle zur Einweihungsparty erscheinen würden, wenn sie und Mr Wilkins von ihrer Hochzeitsreise zurückgekehrt seien und sich in ihrem neuen Haus in Carlton House Terrace eingerichtet hätten. »Ihr könnt alle kommen und über Nacht bleiben«, fügte sie hinzu, »wir werden ganz viele Gästezimmer haben.«
    »Gut«, sagte Jasper. »›Wo ich trinke, will ich schlafen‹ war schon immer mein Lieblingsmotto.«
    Nun war Eugenia an der Reihe, sie erhob sich ohne die geringste Schüchternheit und unter lebhaftem Beifall. Sie sagte, dass jedermann einer so himmlischen Person wie Lady Marjorie oder einem so unerschrockenen Union Jackshirt wie Mr Wilkins diese vielen wunderbaren Hochzeitsgeschenke von Herzen gönnen müsse. In jedem Fall würden sie die besten Wünsche von ihr persönlich und allen Mitgliedern der Ortsgruppe Chalford auf ihrer Hochzeitsreise begleiten. Was die Gästezimmer angehe, so sei zu hoffen, dass bald viele gesunde arische Kinderchen darin herumtollten. Dann bat sie die Anwesenden, sich zu erheben, und alle sangen:
    »Land of Union Jackshirts,
    Mother of the Flag.«
    *
    Zwei Tage später war Noel wieder im Büro von Fruel & Whitehead. Miss Brisket, Miss Clumps und Mr Farmer saßen an ihren angestammten Plätzen. Noel war gerade im Begriff, ein langes Telefonat zu beenden. »Bedaure«, sagte er mit fester, entschiedener Stimme, »nicht hinreichend attraktiv.«

Nachwort
    Von Charlotte Mosley 1

    Landpartie mit drei Damen ist Nancy Mitfords dritter Roman und, wie seine Vorgänger, eine leichte Gesellschaftskomödie mit allem, was dazugehört; sozialen Konventionen, rivalisierenden Liebhabern, Erbschaften, gelösten Verlobungen, falschen Identitäten und einem Happy End. Doch im Unterschied zu Nancys anderen Büchern gab es von diesem Roman, der 1935 unter dem Titel Wigs on the Green erstmals veröffentlicht wurde, keine weitere Auflage zu ihren Lebzeiten. 2 In den drei Jahren nach Erscheinen ihres zweiten Romans Christmas Pudding hatte sich die Welt in einen ungemütlichen Ort verwandelt. In Deutschland war Adolf Hitler an der Macht, Diana und Unity Mitford, Nancys Schwestern, hatten in Nürnberg an einem Nazi-Parteitag teilgenommen und waren zu glühenden Bewundererinnen Hitlers geworden. Als 1951 eine Neuauflage des Romans erscheinen sollte, lehnte Nancy Mitford ab. »Es ist zu viel passiert, als dass man Naziwitze komisch oder nicht völlig geschmacklos finden könnte«, schrieb sie Evelyn Waugh. »Es geht nicht mehr.«
    Wie bei all ihren Büchern ließ sich Nancy von Familie und Freunden inspirieren, und trotz des Hinweises, dass alle Figuren frei erfunden seien, ist Landpartie mit drei Damen stark autobiografisch geprägt. Captain Jack, der Führer der Union Jackshirts (ein Vorläufer von P. G. Wodehouses Möchtegerndiktator Roderick Spode, dem Führer der Schwarzshorts) ist Dianas Liebhaber und späterem Ehemann Sir Oswald Mosley nachempfunden, dem Führer der British Union of Fascists. Eugenia Malmains, die rebellische Erbin und leidenschaftliche Anhängerin der Jackshirts, ist ein kaum verhülltes Porträt von Unity, die 1934 nach München ging, um Deutsch zu lernen und Hitler kennenzulernen. Dass Nancy sechs Jahre nach Kriegsende kein Interesse an einer Neuauflage dieses Romans hatte, der sich über den Faschismus lustig macht und Hitler verspottet, ist begreiflich, doch es war nicht der einzige Grund für ihre Ablehnung.
    Die ersten beiden Romane hatten ihr den Ruf einer eleganten Porträtistin der englischen Oberschicht eingebracht. Das Times Literary Supplement erkannte in Highland Flying eine »ansteckende Lebenslust« und schrieb, bei Christmas Pudding »kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus«. Doch die Landpartie wurde gnadenlos verrissen: Das Werk sei »überspannt«, der Humor viel zu schwerfällig, als dass sich der gewünschte Effekt einstelle. Nancy Mitford bildete sich nicht ein, dass ihre Vorkriegsromane Meisterwerke seien (» Christmas Pudding ist erbärmlich, schlecht geschrieben, albern & furchtbar«, schrieb sie überkritisch an Evelyn Waugh), aber sie wusste, dass sie gute Unterhaltung boten und als amüsante Porträts ihrer Zeit durchaus ihren Wert
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