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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen
Autoren: Daniel Mezger
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haben, als wir die Bank baten, uns Geld zu leihen, damit wir unsere eigenen vier Wände und unser eigenes Dach über den eigenen Köpfen haben können, unseren eigenen Holzofen, der uns wärmen würde im Winter. Schön sieht er aus, der Ofen, wärmt das Herz beim bloßen Anblick, denken wir. Alt sieht er aus, der Ofen, sagt der Schornsteinfeger, außen antik und innen veraltet. Löcher an den falschen Stellen. »Sie wollen sich wärmen, wollen doch nicht, dass er explodiert?«
    Wir laden den Ofenbauer zu uns ein, er soll Ofeninspektor spielen, soll uns gute Nachrichten verkünden. Er schaut sich im Haus um, zählt bloß eine Wärmequelle, schaut sich in der Wärmequelle um und erzählt, dass das gar nicht mehr gehe: Der Ofen sei ausgebrannt, da gäbe es Ofenbrände, und wo ein Ofen brenne, brenne bald das ganze kleine Holzhaus. Aber Glück hätten wir, die Rohre zum Schornstein seien noch in Ordnung, gut gefegt sähen die aus, und mit einem neuen Ofen hätten wir schon bald ein warmes Wohnzimmer. In den anderen Zimmern und den Fluren bleibe es allerdings sehr kalt, aber auch dafür gäbe es Lösungen, doch wir hören uns die Lösungen nicht an, unsere Geldzähler haben unser Geld gezählt und wissen, dass es gezählt ist. Der Ofenbauer bleibt auf einen Kaffee. Er schwärmt von Öfen, die man bauen könnte. Schwärmt von grünen und roten Steinen. Von weichen und harten. Er erzählt von der Wärme, die lange in diesen Steinen bleiben mag. Wir hören ihm mit offenem Mund zu, möchten auch in solchen Steinen leben, wo es immer warm ist. Möchten uns zumindest Kacheln leisten können, damit wir nicht erfrieren, wenn dann der Schnee kommt. »Wenn dann der Schnee kommt«, sagt der Ofenbauer, »sind Sie froh um einen rechten Ofen.« Kalt werde es hier auf dem Land, die Wände sähen alt aus, da finde der Wind immer seine Ritzen. »Haben Sie das selbst vertäfelt? Haben Sie auch isoliert? Wann wollen Sie einziehen?«
    Unsere Geldzähler fahren in den Hauptort. Statt zur Bank zur Bibliothek. Diese ist klein, verleiht neben einer stattlichen Anzahl an Videos diverse Bücher über mysteriöse Mordfälle, etwas für kalte Wintertage, etwas für aufs Sofa, wenn draußen der Schnee treibt, etwas, zu dem man seine Füße am Ofen wärmen könnte, aber kein Buch darüber, wie man Öfen selbst baut.
    Der Freund, der beim Umbau mit seinem Auto ausgeholfen hat, tut einen letzten Freundschaftsdienst und schaut sich in der Stadt um. Wir bleiben unterdessen auf dem Land, warten auf seine Büchersendung und finden, dass wir nicht untätig sein müssen. Bis das Buch kommt, können wir schon einmal anfangen, Holzvorräte anzulegen.
    Wir zersägen und spalten Holz, das wir uns bringen lassen mussten. »Dürfen wir helfen?«, fragen die Kleineren, die auch gerne die große Säge bedient hätten. »Ihr könnt die Scheite stapeln, hier immer regelmäßig und da am Rand immer kreuzweise.« Das ist nur kurzzeitig lustig, sieht dann bald nach Arbeit aus, bald wird das Gestänker lauter als die Motorsäge, also macht Moritz den Scheiß allein, schickt die anderen von uns in den anderen Teil der Scheune, wir sollen lieber die Tiere füttern, sagt er, der unser letztes Geld in solche investiert hatte.
    Der Briefträger kommt, wir begrüßen ihn freudig, er sagt, dass wir unseren Briefkasten beschriften sollen, und lässt uns mit einem Paket allein. Alle dürfen helfen, das braune Packpapier zu entfernen, die einen wollen Klebestreifen mit Kleinmädchenfingernägeln wegschaben, die anderen wollen das Papier zerfetzen und zerreißen, die dritten wollen den zweiten sagen, dass man vorsichtig sein soll, und die übrigen beiden lesen die Karte, die bei dem Gerangel zusammen mit einem Buch über Ofenbau auf den Boden gefallen ist. Der Freund ermahnt unfreundlich: »Bitte bald zurückschicken! Ist nur geliehen! Leihfrist ein Monat! Baut schnell, der Winter kommt bald!«
    Die ersten Kapitel sind den Pizzaöfen gewidmet. Von Holzkonstruktionen wird geschrieben. Und Bilder sind zu sehen von Familien: Die Familien bestreichen die Holzkonstruktion mit Lehm, lassen den Lehm trocknen, einer zündet das Holz an und übrig bleibt ein Pizzaofen, den wir nicht brauchen und nicht haben wollen, wir suchen die Wärme und nicht den Luxus. Also lesen wir die hinteren Kapitel, da wird von offenen Kaminfeuerstellen berichtet. Die könnte man selbst mauern, aber die können wir hier nicht brauchen. Wenn nur ein Funke heraus- und auf den Spannteppich herüberspringen würde,
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