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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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verstieß zwar gegen sämtliche SDK-Bestimmungen, diese Waffe bei sich zu haben, doch es war ihm bekannt, daß Mekks Truppen vor allem wegen ihrer Brutalität ausgesucht worden waren, und er hatte keinerlei Lust, sich von einem barbarischen Schwein wie dem Kerl eben nur so aus Spaß einen Dolch zwischen die Rippen stoßen zu lassen, Vorschrift hin, Vorschrift her.
    »Ich suche Hauptmann Genthren«, sagte er, als das Gelächter so weit abgeebbt war, daß er sich verständlich machen konnte.
    »Hier ist er nicht«, sagte der Dicke, der ihm gegenüber nun milder gestimmt war, nachdem er ihn gehänselt und erniedrigt hatte.
    »Ich komme aus Kitrus Reich und bringe ihm einige seiner persönlichen Papiere«, sagte Dalt. »Er erwartet sie.«
    »Na, dann beeile dich mal lieber und finde ihn, kleiner Mann!« grölte der Dickwanst und entfernte sich, um seinen Krug wieder zu füllen.
    Dalt wagte ein riskantes Spiel. »Früher oder später werde ich ihn finden, und dann wird er sich gewiß freuen zu hören, wieviel Mithilfe ich bei meinem Auftrag bekommen habe.«
    Diese Bemerkung ließ die Stimmung der Soldaten plötzlich umschwenken. Ihr Gelächter erstarb, und der fette Rekrut wandte sich Dalt zu und beäugte ihn genauer. Der Trick hatte sich ausgezahlt – Genthren gehörte nicht zu den umgänglichen Offizieren.
    »Er ist in dem roten Gebäude dort drüben einquartiert«, sagte er und deutete darauf. »Aber er ist im Augenblick auf Posten. Nach Sonnenuntergang wird er wohl zurück sein.«
    Dalt drehte sich, um zu sehen, welches Gebäude er meinte, dann entfernte er sich in entgegengesetzter Richtung, hinter sich einen Haufen verunsicherter Soldaten. Im Geiste entwarf er eine Karte und prägte sich gut sichtbare Orientierungspunkte ein, an die sich Jon im Dunkeln halten konnte, als eine Glocke vom Tor erklang. Das war das Warnsignal für alle Zivilisten, nun die Festung zu verlassen. Er beschleunigte seinen Schritt.

 
XV
     
    Das Warten auf Dalt war eine äußerst qualvolle Erfahrung für Jon. Würden ihn die Soldaten wegen Betretens der Festung ohne Ausweis ergreifen, grob mit ihm umspringen, ihn vielleicht sogar töten, müßte sich der Tery ganz allein die Schuld daran zuschreiben. Dabei hatte er nur geblufft. Hätte Tlad sich hartnäckig geweigert, in die Festung zu gehen, wäre ihn, wie er wußte, gar nichts anderes übriggeblieben, als die Bombe wie versprochen zurückzubringen. Aber Tlad hatte sich von seiner unnachgiebigen Haltung, die wegen seiner echten Rachegelüste so glaubwürdig wirkte, täuschen lassen.
    Während er durch das Gitter den dunkel werdenden Himmel betrachtete, machte er sich mehr und mehr Sorgen. Gerade wollte er sich selbst das Gelübde abringen, seine Mordlust zu unterdrücken, wenn nur Tlad gesund zurückkäme, im Tausch gegen Tlads Wohlergehen darauf zu verzichten, das Gleichgewicht wiederherzustellen – da vernahm er sich nähernde Schritte. Eine Stimme flüsterte über ihm:
    »Öffne! Schnell!«
    Es war Tlads Stimme. Mit großem Kraftaufwand stemmte er das Gitter hoch, bis Tlad durchschlüpfen konnte, dann ließ er es wieder zufallen. Schweigend klammerten sie sich für ein paar Herzschläge an die Leitersprossen, dann stiegen sie in die Tiefe hinab.
    »Hast du ihn gefunden?« fragte Jon. Sein einen Augenblick zuvor gefaßter Entschluß war vergessen. Das Bewußtsein, daß die Schuld, angehäuft durch das Hinschlachten der beiden Wesen, die er am meisten auf dieser Welt geliebt hatte, nun bald abgegolten sein würde, durchpulste seinen Körper und löschte alle anderen Überlegungen aus.
    Dalt nickte in dem düsteren Licht, das durch die durchsichtige Wand des Beobachtungsganges einfiel. »Ich habe ihn gefunden. Aber ich warne dich – tu’s nicht! Du wirst danach nicht mehr derselbe sein.«
    »Sag mir, wo er ist.« Der Tery hatte nur noch einen einzigen Gedanken im Kopf. Mit sichtlichem Widerwillen kniete Dalt nieder und zeichnete eine Karte in den Staub des Bodens, die Jon zeigte, welchen Weg er am besten einschlug, um nichts gesehen zu werden.
    »Er ist in diesem roten Gebäude.« Er deutete darauf. »Ich weiß aber nicht, wo genau sein Quartier ist.« Er sah hoch und fing einen Blick des Terys auf. »Es ist zu riskant für dich. Geh nicht.«
    »Ich bin bald wieder zurück«, sagte Jon. Er drehte sich um und glitt geschmeidig die Leiter hoch, bis ihn die Dunkelheit verschluckt hatte. Ein Knirschen, gefolgt von einem Klicken, dann nichts mehr.
    Er wurde von einem heftigen Impuls
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