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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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Leben kommen, wenn die Bombe die übrigen zur Explosion bringt.«
    »Nein, du verstehst nicht. Er darf nicht einfach sterben. Er soll begreifen, daß sein Tod das Gleichgewicht wiederherstellt, das er durch die Ermordung meiner Eltern gestört hatte. Er soll das wissen, bevor er stirbt.«
    »Das nennt man Rache, Jon«, sagte Dalt langsam. »Und du hast sicher genug zu rächen, daß es für zukünftige Generationen reichen würde. Aber die Bombe wird das mit Zinsen besorgen.«
    »Nein«, antwortete der Tery, »du verstehst immer noch nicht. Er soll …«
    »Er soll sich winden und dich anbetteln und um Gnade flehen, bevor du ihn tötest? Ist es das, was du meinst? Ist es das, was du willst? Willst du dich mit ihm auf eine Stufe stellen?«
    Bestürzt über Dalts heftigen Ton gab Jon keine Antwort.
    »Du bist mehr wert als das, Jon! Rab hat mir erzählt, wie du Dennel und Kitru getötet hast, aber das war etwas anderes – da saßet ihr mitten auf feindlichem Gebiet in der Falle. Was du jetzt sagst, sieht dir gar nicht ähnlich. Kaltblütiges Töten ist unter deiner Würde.« Seine Stimme wurde sanfter. »Vielleicht ist es dir nicht bewußt, Jon, aber du hast einen guten, edlen und anständigen Charakter. Man kann es spüren. Dieser Hauptmann Genthren gehört zum Abschaum der Menschheit, geradeso wie alle anderen hier in der Festung. Mache dir deine Hände nicht an ihm schmutzig!«
    »Aber das Gleichgewicht …«
    »Zum Teufel mit dem Gleichgewicht! Die Bomben werden das schon in Ordnung bringen!«
    »Nein!« Der unwiderrufliche Tonfall schnitt jedes weitere Argument Dalts ab. »Ich werde die Bombe nicht in das Versteck zurückbringen, bevor ich nicht das Blut des Elternmörders vergossen habe!«
    »Und jetzt auch noch Erpressung«, flüsterte Dalt. »Du lernst wirklich schnell.« Er verspürte einen Schmerz tief drinnen, als er Jon ansah. Der arme Kerl hatte in kurzer Zeit so viel durchgemacht. Sein Zuhause, seine Geborgenheit, sogar seine Identität waren zertrümmert worden, und darum klammerte sich etwas in ihm verzweifelt an die Hoffnung, daß durch den Tod dieses Hauptmanns Genthren alles wieder ins Lot käme.
    »Was soll ich also tun?« fragte Dalt, der düster mitansehen mußte, wie Jon seine Unschuld verlor.
    »Finde Genthren«, krächzte der Tery. »Es ist noch Tag, also kannst du in die Festung gehen und herausfinden, wo er schläft. In der Nacht werde ich ihn stellen und das Gleichgewicht wieder in Ordnung bringen. Dann komme ich zurück und bringe das Todesei ins Versteck, wenn du es eingestellt hast, daß es seine Arbeit tut.«
    Dalt grübelte über einen Ausweg und stellte fest, daß es keinen gab. Die Bestimmungen des Suchdienstes verpflichteten ihn dazu, sich dem technologischen Niveau der Gesellschaft, die er jeweils überprüfte, anzupassen, doch das war es nicht, was ihn im Augenblick zurückhielt. Nur eine voll ausgerüstete Kampfgruppe der Streitkräfte würde ihn durch die Höhle bringen, und eine solche stand nicht zu seiner Verfügung. Wenn er sich dazu entschloß, das ganze Unternehmen abzublasen, konnte er Mekk all die Waffen ebensogut persönlich aushändigen, denn früher oder später würde der Oberlord einen Weg finden, um sie in seinen Besitz zu bringen. Und das wäre das Ende für die Talente und für alles andere, das es gewagt hatte, von den Normen dieser Welt abzuweichen.
    Verdammt sei die Föderation und der SDK! Warum konnten sie nicht ein Protektorat errichten? Er wurde es überdrüssig, sich immer wieder diese Frage zu stellen und keine Antworten zu erhalten … keine Antworten, die ihm gefielen.
    »Weil ich keine Wahl habe«, sagte er zu Jon, »und weil das zukünftige Wohlergehen unserer Freunde, der Talente, davon abhängt, daß wir die Bombe legen« – er blickte den Tery an, doch der blieb ungerührt –, »werde ich tun, was ich kann. Aber ich werde deine Hilfe brauchen, um an die Erdoberfläche zu gelangen.«
    Jon sagte nichts, sondern stand ruhig da und wartete darauf, daß Dalt sich aufmachte. Dalt, der sich traurig und erschöpft zugleich fühlte, drehte das Rad, das die Tür zur Höhle verschloß, und wandte sich ab. Die Planskizzen in seiner Abschrift der Teratologisten-Geschichte hatten außer den von der Höhle abgehenden Schächten auch einen oder zwei verzeichnet, die vom Beobachtungsgang aus nach oben führten. Diese waren allerdings mit Leitern ausgerüstet. Sie stießen weiter vorne im Gang auf einen solchen Schacht. Dalt erklomm die ins Mauerwerk eingelassenen
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