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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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Sprossen und klammerte sich dann an die Unterseite des Gitters, um sich zu orientieren.
    Die Öffnung schien auf eine Allee zu führen. Die Schatten wurden schon länger, und alles war ruhig. Er spürte, daß niemand in der Nähe war. Er ließ seine Hand über den Rand des Gitters gleiten und fand schließlich, was er suchte: einen Hebel, der vor Nichtbenutzung ganz rostig geworden war. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er dagegen, bis er ein Knirschen von Metall auf Metall vernahm; der Hebel bewegte sich und gab das Gitter frei.
    Das Gitter aufzustoßen, erwies sich als weitaus schwieriger. Die volle Muskelkraft seines Rückens und seiner Beine reichte nicht aus, die schwere Eisenkonstruktion hochzustemmen. Das doppelte Hemmnis des schweren Gewichts und der rostigen Angeln widerstand seinen größten Anstrengungen.
    Aber nicht Jons Kräften. Der Tery schlüpfte die Leiter hoch und warf sich mit der Schulter gegen das Gitter. Es schwang mit einem quälenden Quietschen des Protests auf, bis die Öffnung so groß war, daß Dalt sich hindurchquetschen konnte. Sobald er draußen war, ließ der Tery das Gitter wieder fallen.
    Ein schneller Rundblick bestätigte Dalt, daß seine Annahme richtig gewesen war: Er befand sich in einer menschenleeren Allee, die nur einen Ausgang hatte. Er spähte in den Schacht und erblickte Jons Gesicht, das an der Unterseite des Gitters klebte.
    »Warte hier«, sagte er zu dem Tery. »Halte dich bereit, dieses Ding hier zu öffnen, sobald du mich siehst. Ich weiß nicht, was mich da oben erwartet, und es kann sein, daß ich ganz schnell wieder nach unten verschwinden muß.«
    »Ich werde warten« war alles, was der Tery erwiderte.
    Dalt ging langsam auf eine Stelle zu, wo die Allee in eine schmale Querstraße mündete, und schaute sich um. Um diese Tageszeit war wenig Betrieb auf den Straßen. Die Zivilisten aus dem am Fuße des Hügels gelegenen Dorf hatten ihre Waren verkauft oder die ihnen aufgetragenen Arbeiten verrichtet; sie verließen nun nach und nach die Festung und machten sich auf den Heimweg. Bis Sonnenuntergang mußten sie alle die Festung geräumt haben.
    Er folgte zwei bäuerlichen Gestalten, die an ihm vorbeigingen. Alle Mitarbeiter des Kulturellen Suchdienstes müssen sich einem Tiefentraining in menschlichen Verhaltensformen und Eigenheiten unterziehen, weil man prinzipiell davon ausging, daß Menschen sich menschlich benehmen werden, gleichgültig, wie lange sie vom Rest ihrer Rasse abgeschnitten gewesen sind. Natürlich gab es immer Ausnahmen, aber im allgemeinen hatte sich die SDK-Theorie bei zahlreichen isolierten Splitterwelten als zutreffend erwiesen. Dalt hatte man eine Reihe subtilster, unspezifischer Verhaltensmuster beigebracht, die es ihm ermöglichten, in jedem Milieu so aufzutreten, als ob er dazugehöre. Während er durch die Straßen von Mekks Festung schritt, wirkte er – dankbar für dieses Training – wie ein Zivilist, der sich häufig innerhalb der Festungsmauern aufhält und genau weiß, wohin er unterwegs ist.
    In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung, wohin er ging; er wußte nur, daß er nicht wie die zwei Männer, denen er folgte, durch das Tor hindurch, und zum Dorf hinunter, gehen wollte. An einer Kreuzung schlug er eine andere Richtung ein und machte sich auf die Suche nach Kasernen oder einem anderen Ort, wo sich um diese Tageszeit Soldaten aufhalten mochten.
    Die Sonne war beinahe untergegangen, als er auf eine Gruppe von ihnen stieß, die sich um die Tür einer Art Schenke drängten, wo sie unter Gelächter aus Bierkrügen tranken. Sie waren offenbar gerade von ihrem Wachdienst abgelöst worden. Dalt drückte sich in ihrer Nähe herum und tat so, als empfinde er mächtigen Respekt vor den Verteidigern des Oberlords. Schließlich wandte sich einer der Soldaten ihm zu.
    »Was stehst du hier herum?« fuhr er ihn mürrisch an. Er war ein dunkelhaariger, dickbäuchiger Mann mittleren Alters, in dessen Lachen kein Anflug von Freundlichkeit oder Heiterkeit mitschwang. »Du willst wohl etwas zu trinken?« Und er schüttete Dalt ganz lässig den Bodensatz seines Krugs über; Dalt hätte der Flüssigkeit leicht ausweichen können, hielt es aber für klüger, sie auf sein Wams spritzen zu lassen.
    Während die Soldaten in brüllendes Gelächter ausbrachen und dem Dicken auf den Rücken klopften, bürstete er sich sorgfältig ab und ordnete seine Kleider neu. Dabei überprüfte er den Sitz seines Strahlengewehrs, das innen in seinem Gürtel steckte – es
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