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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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Mantha stürzen wollte, dann erschauerte er und eilte hinaus in das helle, wohltuende Tageslicht …
    »Ich wußte nicht, was Sie suchen«, sagte Mantha, als er schließlich Pater Pirella eingeholt hatte, »aber ich wußte, daß Sie es nicht da drin finden würden.« Sanft nahm er des Priesters Arm und begann, ihn einen Pfad hinunter durch die Bäume zu leiten. »Kommen Sie. Kommen Sie mit mir zum Finger Gottes, vielleicht werden Sie es dann besser verstehen.«
    Pater Pirella ließ sich führen. Finger Gottes? Was war das wohl? Na, es konnte jedenfalls nicht schlimmer sein als das, was er gerade gesehen hatte.
    »Alles hat vor langer Zeit angefangen«, sagte Mantha. »Vor hundertsiebenundsechzig Jahren unserer Rechnung, um genau zu sein. Es begann auf einem Feld nicht weit von hier …«

 
I
     
    Als sie ihn verließen, war er nicht tot. Sie wußten, daß er noch lebte, denn sie konnten das flache Auf und Ab seines blutverschmierten Brustkorbs sehen, wie er mit dem Gesicht im Gras dalag. Aber sie hatten noch mehr zu erledigen, und sein Sterben dauerte so lange. Ein Tery verdiente keinen Gnadenstoß, um seinem Leben ein Ende zu setzen, also überließen sie ihn einfach den Aasfressern.
    Bewußtsein flutete und verebbte, und jedesmal, wenn er die Augen öffnete, schien die Welt voll Fliegen und Stechmücken zu sein. Er merkte, daß er nicht fähig war, seine Arme zu heben und sie zu verscheuchen. Die nutzlose Anstrengung ließ ihn wieder in den Dämmerzustand versinken.
    Das Quietschen einer schlecht geschmierten hölzernen Wagenachse schreckte ihn auf. Er preßte sein linkes Ohr an den Boden und hörte verstohlene Schritte. Hoffnung keimte in ihm auf. Er sammelte die letzten Kraftreserven seines Körpers, stützte sich mit seinem rechten Arm vom Boden ab und versuchte, sich auf den Rücken zu wälzen. Das Tageslicht schwand plötzlich, und er wußte, daß er ohnmächtig wurde, aber er gab nicht auf und schaffte es, etwas Unterstützung von seinem linken Arm zu bekommen, der unter ihm eingeklemmt war. Er bewegte sich. Ein Ruck mit der Schulter, und er rollte in einer Wolke ärgerlicher Fliegen auf den Rücken.
    Von der Anstrengung verlor er eine Weile das Bewußtsein, und als er wieder zu sich kam, war das Quietschen nicht mehr zu hören. Verzweiflung packte ihn. Die Schritte, die er gehört hatte, waren verstohlen gewesen. Das machte ihn sicher, daß sie von einem anderen Tery stammen mußten, denn es war einfach nicht die Art der menschlichen Krieger, so zu schleichen. Nur waren die Schritte weg und mit ihnen seine letzte Hoffnung auf Rettung. Er lag im Sterben, und er wußte es. Falls ihn die heiße, sengende Sonne und seine eiternden Wunden nicht bis zum Einfall der Nacht getötet hätten, würde eines der großen nächtlichen Raubtiere die Arbeit vollenden. Er konnte sich nicht entscheiden, was er …
    Wieder Schritte! Es waren dieselben, leicht und verstohlen, aber viel näher jetzt. Wer da vorbeigegangen war, mußte eine Bewegung in dem hohen Gras wahrgenommen haben, als der Terry sich herumwälzte, war daraufhin näher gekommen, um zu kundschaften und stand jetzt aus Vorsicht in einiger Entfernung und beobachtete ihn. Der Tery lag ganz still und hoffte. Mehr konnte er nicht tun.
    Die Schritte hielten bei seinem Kopf, und plötzlich beugte sich ein Gesicht über ihn – ein menschliches Gesicht. Da verlor er alle Hoffnung. Hätte er noch Stimme genug gehabt, er hätte geschrien vor Qual, Enttäuschung und Verzweiflung.
    Doch merkwürdig: Der Mensch ließ ihn weder unbeachtet, noch mißhandelte er ihn weiter. Statt dessen kauerte er sich neben ihn nieder und untersuchte die unzähligen Verletzungen, die seinen Körper bedeckten. Sein Gesicht verfinsterte sich. War es vor Ärger? Der Tery war nicht sehr geschickt darin, menschliche Gesichtszüge zu deuten. Und dann murmelte der Mensch etwas Unverständliches vor sich hin, während er mit der Untersuchung fortfuhr.
    Kopfschüttelnd erhob er sich und trat hinter das Haupt des Tery. Er bückte sich, faßte ihm unter die Arme und versuchte ihn hochzuheben. Es ging nicht. Der Mensch hatte nicht genug Kraft, das beträchtliche Gewicht zu heben. Die leichte Verschiebung, die er fertigbrachte, sandte nur brennende Schmerzen durch den verwundeten Körper des Geschöpfes, das einen langen, gequälten Seufzer ausstieß.
    Der Mensch lockerte seinen Griff, richtete sich wieder auf und überlegte, was er als nächstes tun könne. Nach einer kurzen Pause riß er einen
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