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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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Geknurre und Geschlurfe der unten auf ihn wartenden Höhlenbewohner. Jon konnte nicht bis zum Boden des Schachts blicken und spürte auch keinerlei Verlangen danach.
    Statt dessen beobachtete er die Gesichter der Soldaten über ihm, die in das Dämmerlicht starrten, um ein paar grausige Einzelheiten von dem Schicksal des Verurteilten mitzubekommen. Dann tauchte ein drittes Gesicht auf, das ebenfalls nach unten starrte, und Jon fühlte, wie sich sein Nackenhaar sträubte: es war Genthren, der Hauptmann von Kitrus Burg.
    Plötzlich war alles wieder da – der Kummer, die Wut, der Schmerz. Irgendwie hatte die enge Bindung an Dalt all das verdrängt, hatte es mit einem Narbengewebe überzogen und besänftigt. Doch die Wunde selbst war nicht verheilt. Sie war unverändert frisch, wie er an der kochenden Hitze in seiner Brust spürte. Er lechzte so stark wie eh und je nach Genthrens Blut. Das gestörte Gleichgewicht schrie danach, wiederhergestellt zu werden …
    … und er würde es wiederherstellen!
    Jon zog sich von der Öffnung zurück und sah das todbringende Ei in seiner Hand an. Das war die Lösung. Er brauchte Tlads Hilfe, um bis zu Genthren vorzudringen, und die Bombe würde ihm Tlads Mitarbeit verschaffen. Er umschloß sie mit seiner Linken und begann, das Gefälle des Tunnels wieder hinunterzugleiten.
    Die Mutter erwartete ihn, ihre Brut an sie gedrängt. Die Spinnenbande war verschwunden – entweder war sie nur abgeschlagen oder aber endgültig und machtvoll von der Vergeblichkeit ihrer Versuche, den Eingang zu dem Wohnloch zu erobern, überzeugt worden. Das Wesen drückte sich an die Wand, um ihn vorbeizulassen. Als er vorbeiging, entblößte sie ihre Zähne und zischte ihn an. Es war kein Lächeln oder der Versuch eines Lächelns, sondern eher eine Warnung, daß sie nun quitt seien und daß es nächstes Mal sehr gut sein Körper sein könnte, der als Nahrung für ihre Jungen endete.
    Jon sprang auf den Boden und brauchte einen Moment, um sich wieder zurechtzufinden. Am Fuß der Wand lagen zwei tote Mitglieder der Spinnenbande, zwischen ihnen seine Keule. Sie war unberührt – die Hände der Spinnenmenschen waren nicht dazu geeignet, eine solche Waffe zu führen. Er nahm sie wieder an sich, dann verließ er die Sackgasse und machte sich auf den Weg zum Beobachtungskorridor und zur Sicherheit.
    Als er sein Ziel beinahe erreicht hatte, hielt er an und musterte den schwach leuchtenden Schmutz und den Fels, der die Wände auf beiden Seiten von ihm überzog. In Augenhöhe ragte ein loser Stein heraus. Nachdem er eine kleine Vertiefung gekratzt hatte, legte er die Bombe hinein und schob den Stein wieder an seinen Platz, dann trat er einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk. Zufrieden mit dem Versteck wandte er sich um und rannte den restlichen Weg zu Tlad.

 
XIV
     
    Dalts Herz machte einen Sprung, als er Jons vertraute Gestalt erblickte, die hinter einem Geröllhaufen hervorbrach und auf ihn zulief. Dalt sprang vom Fenster zurück, eilte in die Kammer, packte das Rad an der Wand und drehte es, bis die Riegel von der Tür zurückgeglitten waren, dann zog er sie auf. Jon schlüpfte herein und half ihm, die Tür zu schließen.
    »Dem Himmel sei Dank! Du hast es geschafft!« sagte er. Nur so konnte er sich davon abhalten, seinen großen, bärenhaften Gefährten in die Arme zu schließen. Während der ganzen Zeit, die Jon weggewesen war, hatte er sich unzählige schauerliche Todesarten für ihn vorgestellt und gelobt, sich niemals zu verzeihen, wenn Jon da drin irgend etwas zustoßen sollte.
    Doch nun war es vorbei, und der Tery sah keineswegs mitgenommen aus – halt, doch –, da war Blut auf seinem Gesicht, Hals und Rücken …
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ja, alles okay«, sagte Jon mit seiner brummigen Stimme. Sein Atem ging leicht und regelmäßig. »Bin nur ein bißchen angekratzt.«
    »Hast du das Versteck gefunden?«
    »Ja. Habe das Versteck und die Bomben – viele Bomben – gefunden.« Eine seltsame Spannung lag in seinen Worten.
    »Na und … wo hast du sie?«
    Er zögerte einen Moment. »Da draußen.«
    »Hast du sie fallen lassen?«
    »Ich habe sie versteckt.«
    Dalt war verblüfft. »Das mußt du mir erklären, Jon.«
    Da berichtete der Tery schnell, was und wen er in dem Luftschacht gesehen hatte. Am Ende sagte er Dalt, daß der Hauptmann sterben müßte.
    »Oh, er wird ganz bestimmt sterben«, versicherte ihm Dalt. »Sie alle dort oben – Mekk, die Priester, die Soldaten – werden ums
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