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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken
Autoren: Henning Venske
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das Wenige nur Doris?
    Er sagte es nicht, aber das Volk ahnte: Das Wenige, auf das er am stolzesten war, war Bundeskanzler Gerhard Schröder.
    Als Kanzler Schröder im Bundestag eine Rede zu dem Attentat in New York am 11. September 2001 hielt, sprach er von einer »Kriegserklärung an die gesamte zivilisierte Welt«. Es muss demnach, soll der Satz nicht unsinnig sein, neben dem zivilisierten Teil der Welt auch einen unzivilisierten Teil geben.
    Was verstand der Mann unter Zivilisation? Schlecker, Scorpions, VW, KöPi? Oder findet sich Zivilisation nicht doch eher in Bagdad, wo man schon auf seidenen Kissen ruhte, als Schröders Ahnen noch den Bärenkot nach Essbarem durchstöberten?
    Und wenn der Kanzler von einem »Anschlag auf das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält«, spricht, kommt man ja ins Grübeln, sein Wertesystem betreffend: Pentagon und World Trade Center, die Symbole für Militär und Kapitalismus, als höchste innere Werte – das ist sogar für einen sozialdemokratischen Bundeskanzler kümmerlich.
    Am 4. August 1914 haben alle SPD-Abgeordneten – mit Ausnahme von Karl Liebknecht – für die Kriegskredite gestimmt. Zum 75. Jahrestag dieses Ereignisses, 1989, sagte der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel: »Das war ein historischer Fehler unserer Partei, und der darf sich niemals wiederholen.« Am 16. November 2001 stimmten die SPD-Abgeordneten – mit Ausnahme der Abgeordneten Christa Lörcher – einer deutschen Kriegsbeteiligung in Afghanistan zu. Dazu sagte der aktuelle SPD-Vorsitzende Gerhard Schröder: »Unser Volk weiß, dass immer dann, wenn es schwierig wird, es sich auf die deutschen Sozialdemokraten verlassen kann.« Jawohl. Nachhaltig. Basta.
    Es gibt Gesichter, in denen geraten Triumphgefühle zum physiognomischen Skandal. Als Kanzlerkandidat Edmund Stoiber am frühen Wahlabend als grinsende Weißwurst vor den Fernsehkameras seinen Sieg verkündete, da holte er eine seiner immer wieder verblüffenden Mitteilungen aus sich heraus: »Der Abend ist noch lang, und ich werde noch kein Glas Champagner öffnen, aber es wird bald sein.«
    Er hatte also ernstlich vor, ein Glas Champagner zu öffnen. Er war überzeugt, das zu schaffen. Später am Abend erfuhr man dann, der Herr Stoiber habe ein Gläschen Sekt getrunken. Typisch Politiker: öffentlich Champagner predigen, aber heimlich Sekt trinken.
    Als dann ein leicht desorientierter ZDF-Reporter, vor Demut zitternd, Stoiber fragte: »Steht neben mir der künftige Bundeskanzler?«, entgegnete Stoiber alkoholisiert und trotzdem verklemmt: »Bei Ihnen haben wir derzeit noch eine negative Mehrheit.« So vom Triumphator zum Loser runtergestuft, erweckte er Mitleid, denn ihm war übel mitgespielt worden: Kanzler Schröder hatte, seine Machtbefugnisse rücksichtslos überschreitend, für Hochwasser gesorgt, indem er im Osten die Flüsse über die Ufer treten ließ, denen er alsbald Einhalt gebot – und so den armen Stoiber zum Flutopfer herabwürdigte. Und Schröders Irak-Politik machte Stoiber zu allem Überfluss auch noch zum Kriegsopfer.
    Flut- und Kriegsopfer in Personalunion, das konnte Stoiber nicht wuppen. Und da formulierte er insgeheim schon eine seiner schönsten verbalen Kreationen: »Der Vater des Wunsches ist der Gedankengang.«
    So was hätt einmal fast das Land regiert!
    Der Sieger Schröder aber dachte sich die Wahrheit – nicht lauthals in der Öffentlichkeit, versteht sich, aber am Abend auf dem Sofa vorm Kamin: »Der Eddy ist ein gebrochener und alkoholkranker Mann, der mit einer grauenvollen Frau verheiratet ist. Hoffentlich schmeißen sie ihn jetzt auch zu Hause raus. Ich bin keinesfalls Kanzler aller Deutschen, sondern nur derer, die mich auch angemessen bezahlen.«
    Lallbacke Stoibers Urteil über Sozialdemokraten fiel später dementsprechend vernichtend aus: »Sie werden halt nicht als irgendwie kompetent oder relevant angesehen, also Kompetenzrelevanz, oder: Ihre Kompetenz wird nicht als genügend relevant angesehen.« Bei so viel kompetenter Relevanz stellte sich die Frage: Ist Stoiber selbst nun kompevant reletent, oder leidet er nur unter reletenter Kompevanz?
    Deutschlands bedeutendster Kompetenzsimulator, Bundeskanzler Schröder, konnte jedenfalls lässig die Öffentlichkeit über sein Telefonat mit Präsident Bush informieren: »Wir waren miteinander der Auffassung, dass es jetzt darum geht, nach vorne zu schauen.«
    Was gab es da zu sehen? Raketenangriffe.
    Als Olaf Scholz 2003 bei seiner Wiederwahl zum
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