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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken
Autoren: Henning Venske
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konnte Frau Merkel es wagen, von Figur zu reden? Was ging da in ihrem Unterbewusstsein vor? Hatte sie sich selbst mal von hinten gesehen, wenn sie die Stufen zum Rednerpult erklomm? Man konnte Frau Merkel nur raten, ihren Wortschatz zu überprüfen.
    Was im Irak zu geschehen habe, das erläuterte Oppositionsführerin Merkel so: »Am Anfang wird das ein schrittweiser Prozess sein, bei dem die, die im Land sind, das begleiten und dann in die UNO überführen können.«
    Überführt werden zwar eigentlich nur Leichen, aber das nahm Frau Merkel nicht so genau. Dann plädierte sie dafür, »das Machtvakuum in dem Land sehr schnell in ein stabiles System zu führen«. Es war zwar unklar, wie man ein Vakuum führen konnte, aber klar war: Wegen der Stabilität musste Frau Merkel eigentlich selbst nach Bagdad! Sie musste dort in einem Präsidentenpalast eine intelligenzfreie Zone einrichten, sich mit »Eure Insuffizienz« anreden lassen oder auch mit »Mutter aller Joghurtpalmen«, sie musste den Ramadan streichen und durch die Brigitte-Diät ersetzen und so den Anschluss des Irak an Meck-Pomm vorbereiten. Denn eines hatte sie gewiss verinnerlicht: Krieg erzeugt Arbeitsplätze erzeugen Dividende.
    So etwas Ähnliches musste auch USA-Oberlallbacke George W. Bush empfunden haben, der seiner Zuneigung zu Lallbacke Merkel mit den unsterblichen Worten Ausdruck verlieh: »Wenn ich mit Angela spreche, habe ich nicht das Gefühl, mit einer Frau zu sprechen.« Die Tage von Georgieboys Heterosexualität waren also auch gezählt.
    Um das christdemokratische Wohlbefinden abzurunden, wurde Kardinal Ratzinger Papst und nahm den Künstlernamen Benedikt XVI. an. Daraufhin detonierte der letzte Krümel Hirn in Redaktionen, Ministerien und anderen wichtigen Denkwerkstätten.
    Der Bundeskanzler ließ verlauten: »Ich gratuliere ihm im Namen der Bundesregierung und aller Bürger seines Heimatlandes« – als hätte Ratzinger sämtliche olympischen Medaillen im Dauersegnen, Extrempredigen und Scheinheiligsprechen abgeräumt.
    Franz Müntefering erklärte: »Die SPD wünscht Benedikt XVI. ein gutes Pontifikat.«
    Ob Ratzinger der SPD im Gegenzug ein erfolgreiches Überstehen der Legislaturperiode wünschte, ist nicht überliefert.
    Angela Merkel, der es ungerechterweise verwehrt ist, Papst zu werden, formulierte auch etwas Originelles, wenn auch in minderwertigem Deutsch: »Dass ein Deutscher zum Papst gewählt wurde, ist ein Moment des Stolzes.«
    Und Edmund Stoiber rief aus: »Wer als Arbeitsloser in Deutschland nicht bereit ist, zum katholischen Glauben überzutreten und missionarisch tätig zu werden, muss mit empfindlichen Einschnitten rechnen.« Der genaue Wortlaut seiner Erklärung liegt zur Zeit nicht vor, aber so etwas Ähnliches wird es schon gewesen sein.
    126 katholische Korporationen, der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen, der CV, grüßte den Bundesbruder Ratzinger per ganzseitiger Zeitungsanzeige und wünschte dem 256. Nachfolger Jesu Christi alles Gute sowie allzeit göttliche Eingebung.
    Ratzinger – der Nachfolger von Jesus? Darauf war nicht mal die Bildzeitung gekommen. Halleluja! Wir sind Gott!
    Eines Tages dann, im Jahre 2005, war Schröder nur noch pro forma im Amt und Angela Merkel noch nicht als Kanzlerin installiert. Im Interregnum vor den Wahlen wurde Deutschland monatelang überhaupt nicht regiert. In dieser Zeit wurde der Beweis angetreten: Es könnte auch auf Dauer ohne Regierung gehen, denn bei zunehmender Privatisierung – was sollte da noch groß regiert werden?
    Die Aktienmärkte boomten, die Exporte wuchsen, das Ifo-Institut meldete das beste Geschäftsklima seit Jahren, Gesetze gab’s mehr als genug, die Verwaltung funktionierte tadellos, alles war geregelt, es sei denn, es sollte nicht geregelt sein. Ämter und die Ministerien existierten einfach ohne Minister weiter, Gebühren und Steuern wurden weiterhin erhoben, Arbeitslosengeldempfänger wurden wie gewohnt schikaniert, Gerichte urteilten weise, Polizei fahndete, blitzte und prügelte erfolgreich wie immer. Niemand hoffte auf die Verabschiedung neuer Gesetze. Also, eine Regierung konnte sich das Land wirklich sparen, eine Regierung war der überflüssigste Teil der Bevölkerung. Und wenn unbedingt doch eine Regierung, dann bitteschön eine schwache: Denn was eine starke Regierung anrichtet, womöglich noch mit einem starken Führer, das wusste man ja.
    Dann wurde wider bessere Einsicht doch gewählt, das Wahlvolk wurde mit
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