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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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genügte ein Blick in das ernste Gesicht seines Onkels, um zu wissen, dass er total erledigt war. Seine mühsam bewahrte Selbstbeherrschung begann in sich zusammenzufallen.
    „Es tut mir leid, Onkel Wolf“, sagte er, und er schämte sich wirklich, dass seine übereilte Aktion ihn in diese beschissene Situation gebracht hatte. Doch das hielt ihn nicht davon ab, sich trotzdem über seine zittrige Stimme zu ärgern, als er sagte: „Ich weiß, dass du mich jetzt ha…hasst, weil ich dein Auto zerlegt habe, und …“
    „Scheiß auf das Auto.“
    „Wie bitte?“ Nik musste sich verhört haben. Sprachlos beobachtete er, wie sein Onkel Carly losließ und den Raum mit Riesenschritten durchquerte.
    Wolf nahm Niks Hand in seine Hände und ließ sich auf dem Stuhl nieder, den ihm die Schwester herbeirollte. „Die elende Karre kann ich ersetzen“, raunte er, „aber für dich gibt es keinen Ersatz.“
    Das war das Letzte, was Niklaus erwartet hätte. Gott, er hatte überhaupt nicht damit gerechnet, so etwas zu hören zu bekommen. Tränen rannen ihm über die Wangen. „Dieser Monstertruck kam plötzlich aus dem Nichts“, versuchte Nik zu erklären, weil er sich sicher war, dass sein Onkel trotz aller Beteuerungen wissen wollte, was mit seinem geliebten Sportwagen passiert war. „Einen Moment vorher war die Straße noch frei. Und plötzlich versuchte jemand, Hackfleisch aus mir zu machen.“ Er geriet aus der Fassung und hörte einen immer lauter werdenden Piepton, der aus einer der Maschinen drang, an die sie ihn angeschlossen hatten.
    „Leg dich hin“, befahl Wolf und half ihm dabei, sich wieder flach auf den Rücken zu legen. „Ich möchte, dass du jetzt ein paarmal tief einatmest und nicht mehr daran denkst, was passiert ist, okay? Das Auto ist nicht wichtig, Nik. Dass es dir wieder besser geht aber schon.“ Er griff hinter sich und zog Carly näher ans Bett heran. „Schau mal, wer noch gekommen ist, um dich zu besuchen.“
    Nik schloss seine Augen, als ihr frischer Duft für einen Moment den Geruch der Desinfektionsmittel überdeckte. Das Blut schoss ihm in den Kopf, als sie sich über ihn beugte, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Als er seine Augen wieder öffnete, stand sie neben ihm und lächelte ihn an.
    „Hey, Schätzchen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“ Sie war blass um die Nase. „Und Gott weiß, wie erleichtert Wolf ist. Du hast in deinem ganzen Leben noch nie jemanden gesehen, der so außer sich vor Sorge war wie er, als der Anruf vom Krankenhaus kam.“
    „Echt?“ Die Vorstellung war irgendwie tröstlich. Er holte tief Luft, wie man es ihm gesagt hatte. Er wusste nicht, ob es daran lag oder daran, dass die Erwachsenen sich um ihn sorgten, aber das Piepen der Maschine beruhigte sich wieder. Woran auch immer es lag, er fühlte sich schon viel besser als noch vor fünf Minuten.
    Seine Wangen fühlten sich jedoch kalt an, als er sich mit der freien Hand darüberwischte. Dann starrte er fassungslos auf seine Finger und murmelte: „Verdammt, ich weine ja.“ Verlegen schaute er zu seinem Onkel und Carly. „Ihr müsst mich für ein Baby halten.“
    „Nein“, sagte Wolf, als Carly ihm eine Strähne aus der Stirn strich, die ihm über das Auge gefallen war. „Wir glauben, dass du dich vermutlich ein bisschen schwach fühlst nach all dem Blutverlust und diesem schrecklichen Erlebnis. Du hattest einen Tag, der jeden zum Weinen bringen würde.“
    Nik schluckte. Er hatte das tollste Auto der Welt zu Schrott gefahren, war verletzt worden, war verängstigt und allein ins Krankenhaus gebracht worden, und dann hatte ihm auch noch eine Ärztin den Finger in den Po gesteckt. Die Demütigungen summierten sich. „Können wir jetzt nach Hause gehen?“
    „Noch nicht ganz. Hast du immer noch Bauchschmerzen?“
    Niks Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Er schüttelte den Kopf. Die Ärztin hatte auch schon versucht, ihn dazu zu bringen, zu sagen, dass ihm der Bauch wehtat. Aber wenn er zugeben würde, dass ihm etwas wehtat, würde bestimmt etwas Schlimmes dabei herauskommen. Dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung war.
    „Nik.“
    Dieser ernste Blick machte ihm unmöglich, Wolf anzulügen. „Na gut, ich fühle mich ein bisschen unwohl. Aber es ist nicht schlimm.“
    „Das wird die Ärztin herausfinden. Sie möchte gerne eine Computertomografie mit dir machen, um sicherzugehen, dass deiner Milz nichts passiert ist.“
    „Da ist nichts passiert.“ Lieber Gott, bitte lass nichts
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