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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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sie gebildet hatte. Alle starrten sie an. Nur die alte Dame, die Carly umgehauen hatte, fehlte.
    Verdammte fanatische Spieler!
    Der Mann, der sich nach ihrem Befinden erkundigt hatte, kniete sich neben ihr hin und betrachtete sie besorgt. „Haben Sie sich was gebrochen?“
    Behutsam bewegte Carly ihre Beine, bis sie ihren schmerzenden Knöchel befreit hatte. Sie sog scharf die Luft ein, weil die veränderte Lage einen starken Schmerz durch ihren Knöchel jagte. „Nein, ich glaube nicht. Ich habe mir den Knöchel nur verstaucht.“ Doch das tat so verdammt weh, dass sie nicht weitersprechen konnte, ohne zu wimmern. Sie hatte Schmerzen noch nie gut ertragen.
    Ein Kerl, der offenbar zu glauben schien, Piercings, schwarzer Lippenstift und dunkel umrandete Augen seien der allerletzte Schrei, wandte seinen Blick gerade lange genug von ihren Beinen ab, um festzustellen: „Er schwillt an.“
    Jemand anderes meinte: „Sie braucht Eis.“
    „Also“, murmelte ein beleibter Mann, der seine Hose bis fast unter die Achseln gezogen hatte, „könnte ich jetzt ein Foto mit Ihnen machen?“
    „Was ist denn hier los?“
    Carlys Blutdruck schoss sofort nach oben. Scheiße. Diese Stimme kannte sie. Sie war tief und klang besonders akzentuiert. Und Carly hatte sie in den letzten Wochen weiß Gott wie oft gehört. Es war die Stimme von Wolfgang Jones, dem stellvertretenden Leiter der Security-Abteilung.
    Ihrem neuen, nervtötenden Nachbar.

2. KAPITEL
    C arly schielte durch ein Meer von Beinen nach dem Mann, der sich näherte. Um ehrlich zu sein, sprach Jones ohne den geringsten Akzent. Dennoch irritierte sie die Präzision, mit der er seine Worte formulierte. Das legte den Verdacht nahe, dass seine Gedanken ihm möglicherweise nicht auf Englisch durch den Kopf schossen.
    Wenn sie sich nicht schon so darauf hätte konzentrieren müssen, nicht kläglich zu maunzen wie ein nasses Kätzchen, hätte sie sicher vor Wut geschnaubt. Bitte! Der Name Wolfgang sagte doch schon alles, oder nicht?
    Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Er war groß, er war blond und er war durchtrainiert. Und er schaffte es, sie schon allein damit über die Maßen zu verwirren, dass er dieselbe Luft atmete wie sie. Außerdem war dieser Mann dafür verantwortlich, dass sie sich riesige Sorgen um Rufus machte. Aber jetzt biss sie erst mal die Zähne zusammen – sie wusste schließlich, was das Avventurato von seinen Angestellten erwartete. Und es gelang ihr, den Schmerzenslaut, der ihr schon beinahe entschlüpft war, noch einmal zurückzuhalten.
    Manchmal, dachte sie, war es ganz schön anstrengend, das Hotelkasino zu vertreten.
    Dem Ausdruck in Jones Augen nach zu urteilen, war er ebenfalls nicht sehr glücklich darüber, sie zu sehen. Nachdem er sich durch die Menge gekämpft hatte, blickte er die Menschen, die Carly umringten, mit ernster Miene an.
    „Geht wieder zurück auf eure Plätze, Leute“, sagte er mit seiner üblichen strengen und durchaus überheblichen Art, die allerdings keinen Widerspruch erlaubte. „Ich werde mich um alles kümmern.“ Dann wandte er ihnen den Rücken zu und ging in seinem makellosen blauen Anzug, dem dunklen Baumwollhemd und der perlgrauen Krawatte vor ihr in die Hocke. Dabei schien er nicht im Geringsten daran zu zweifeln, dass die Touristen taten, was er ihnen gesagt hatte.
    Und sie gehorchten ihm unbegreiflicherweise tatsächlich. Himmel, dieser Mann irritierte Carly wirklich sehr.
    Im Kasino genoss er den Ruf, jemand zu sein, der die Dinge in die Hand nahm. Carly jedoch war eigentlich der Meinung, dass Jones überhaupt keine versöhnlichen Eigenschaften besaß. Wenn er sich jedoch nur halb so sehr auf seine Arbeit konzentrierte wie darauf, ihr den Schuh vom Fuß zu streifen, dann stand er seinem Ruf in nichts nach. Das musste sie ihm zugestehen.
    Trotzdem: Er war und blieb ein Hundehasser, ein Schwachkopf, dem sie keinen Millimeter über den Weg traute. Auf die Ellbogen gestützt, beobachtete sie ihn skeptisch, um sicherzugehen, dass er keine Experimente mit ihrem Knöchel anstellte. Nicht dass ihr Fuß nachher noch mehr wehtat als jetzt.
    Wie schon der gepiercte junge Mann mit dem Gothic-Make-up festgestellt hatte, war die infrage kommende Region geschwollen. Doch verglichen mit Wolfgangs Hand, die vorsichtig über ihre Ferse und Wade strich, um die Verletzung abzutasten, fühlte sich ihre warme Haut beinahe kühl an. Die Hitze seiner Berührung überraschte sie. Wer hätte denn auch geahnt, dass so ein grimmiger,
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