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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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„Nein, das hast du nicht.“
    „Sicher, habe ich. Und du auch. Ich habe zum Beispiel das getan …“ Er strich mit seinem Daumen über ihre Wange. „… mitten in meinem Büro. Und du hast mich genau dort umarmt. Himmel, Carly, sogar dein Stalker wusste über uns Bescheid, nur weil er unsere Blicke gesehen hat! Also erzähl mir doch nicht, wir hätten unser Verhältnis privat gehalten.“
    Nun kam alles hoch, all die Wut und die Verletzungen, die sie bisher unterdrückt hatte. „Du hast mich wie eine Idiotin behandelt! Ich dachte die ganze Zeit, dass ich nur noch ein paar Sekunden aushalten muss, bis du da bist und alles wieder gut wird. Aber ich wusste, dass ich dir wegen dieser blöden Vereinbarung nicht in die Arme fallen darf. Deswegen habe ich mich an die Vorstellung geklammert, dass du stolz auf mich sein würdest, weil ich mich selbst aus den Klauen von Hyde befreit habe. Und, warst du stolz auf mich?“ Sie lachte bitter. „Nein.“
    „Carly …“ Er streckte seine Hand aus, um sie zu berühren.
    Sie wich vor ihm zurück. „Stattdessen hast mich angebrüllt und mich ganz schön zusammengefaltet. Wie hast du mich genannt? Ach ja: einen unbesonnenen Teenager mit nichts als Watte im Kopf . Und nach allem, was ich mitbekommen habe, hast du Nik genauso behandelt. Wenn man deine Wahnsinnsfähigkeiten, mit Menschen umzugehen, betrachtet, ist es eigentlich kein Wunder, dass er dich aus tiefstem Herzen hasst.“
    Der Schock, dass sie diese Worte tatsächlich ausgesprochen hatte, durchfuhr sie bis auf die Knochen. Ein Ausdruck unbeschreiblicher Verletztheit huschte über Wolfs Gesicht. Carly lehnte sich gegen die Wand. „ Nein“, versuchte sie ihre Worte wieder rückgängig zu machen, während sie die Balustrade so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel sich weiß verfärbten. „Ich hab es nicht so gemeint, Wolf. Niklaus hasst dich nicht. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Das war ein Fehler, ein verdammter Fehler, und es ist vollkommen falsch. Nik ist im Moment nur verletzt und ziemlich durcheinander. Aber er weiß, dass du ihn liebst.“ Sie streckte ihre Hand aus, aber diesmal wich er vor ihr zurück.
    „Woher? Woher will er das wissen? Weil ich so tolle Fähigkeiten als Onkel habe? Nein, Carly. Die Wahrheit tut weh, aber deshalb ist sie nicht weniger wahr.“
    „Das ist nicht die Wahrheit! Ich wollte mich nur wehren, weil du mir wehgetan hast.“
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und starrte sie an. „Was zum Teufel ist mit uns passiert, Carly? Wie sind wir nur in diese Lage geraten? Wie kann es sein, dass ich am gleichen Tag vom glücklichsten Menschen der Welt plötzlich zu jemandem geworden bin, der alles vermasselt? Der alle gegen sich aufbringt, die ihm wichtig sind?“
    Der Schmerz, den sie fühlte, riss ein tiefes Loch in ihre Brust. Wenigstens hatte ihr Herz nicht aufgehört zu schlagen. Im Gegenteil: Es raste vor Scham. „Oh Gott, Wolf. Bitte zweifle nicht an dir, nur weil ich das gesagt habe. Es tut mir so leid! Ich war wütend und hab einfach nur die erstbeste Gemeinheit von mir gegeben, die mir eingefallen ist.“
    Wolf zuckte mit den Achseln. „Das spielt keine Rolle. Außerdem kenne ich mich im Aussprechen verletzender Worte bestens aus, nicht wahr? Ich habe es auch nicht so gemeint, als ich dir vorgeworfen habe, du hättest dich wie ein unbesonnener Teenager benommen. Du warst heute im Fahrstuhl großartig. Ich war nur eifersüchtig, weil ich dich nicht gerettet habe.“
    Seine fast tonlose Stimme, die wachsende Distanz zwischen ihnen – all das machte ihr Angst. Kurz entschlossen kletterte sie zu ihm hinüber.
    Er wich mehrere Schritte zurück, errichtete eine unsichtbare Mauer um sich herum. Carly war sich nicht sicher, warum es ihr so den Atem verschlug. Er hatte sie ja nicht als untreue Hure bezeichnet oder ihr befohlen, sich in Zukunft von ihm fernzuhalten. Aber sein Schmerz, seine kampflose Haltung und die totale Abwesenheit seiner üblichen Aggressivität kamen ihr schlimmer vor als alles andere. Mit seiner Wut konnte sie umgehen. Doch diese müde Melancholie versetzte sie in Panik.
    „Hör zu“, sagte er. „Ich muss noch ein paar Welpen misshandeln, und ich weiß, wie sehr du Hunde magst. Geh also besser nach Hause.“
    „Hör auf damit!“, bat sie. „Hör sofort damit auf. Warum setzen wir uns nicht einfach und …“
    „Geh nach Hause, Liebling. Du hast so viel zu bieten, und ich … lieber Himmel, ich bringe ja nicht mal ‚Es tut mir leid, dass ich
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